Bürobau für Start-up-Cluster in Rom
Fassade aus recyceltem Aluminium
Alle Wege führen nach Rom – und viele aus Rom heraus. So auch die Via Tiburtina, vor 2.300 Jahren als Verbindung von Rom nach Tibur, dem heutigen Tivoli, angelegt. Dieser Straße verdankt die Stazione di Roma Tiburtina ihren Namen. Das heterogene Gebiet rund um Roms zweitgrößten Bahnhof ist im Umbruch begriffen. Ausgedehnte Gleisanlagen, ein 300 Meter langer Bahnhofsneubau, mehrspurige Schnellstraßen, Gewerbe und verdichtetes Wohnen treffen aufeinander, dazwischen landschaftliche Resträume. Auf einem ehemaligen Industrieareal hat das italienisch-schweizerisch-französische Architekturbüro It's ein kompaktes, zwei- bis dreigeschossiges Bürogebäude von knapp 500 Quadratmetern errichtet, das den Architekten und einem BIM-Dienstleister als Firmensitz dient.
Gallerie
Zugleich ist das Gebäude der Initialbau für ein Konversionsprojekt mit dem Namen Hub of Innovation. Auf der knapp 5.000 Quadratmeter großen Fläche sollen sich Start-ups und Kreative aus den Bereichen Bauen, Infrastruktur, Mobilität und Digitaltechnik ansiedeln, um teils in Neubauten, teils im transformierten Bestand zu arbeiten, zu forschen und miteinander in Austausch zu treten. Innovativ zeigten sich die Architekten auch bei der Realisierung des Baus, der ihnen als Fallstudie für die BIM-Modellierung und Vorfabrikation in Holz diente. Dadurch konnte das Gebäude in nur vier Wochen erstellt werden. Nicht zuletzt durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erreicht es laut Angaben von It's den Nullenergiestandard.
Auf Mikropfählen in Tuff gegründet
Mit silbern glänzender Aluminiumfassade entfaltet der Bau Fernwirkung, zumal er direkt an die künstliche, zehn Meter abfallende Geländekante an der Westseite des Grundstücks gerückt ist. Darunter befindet sich ein in Tuff geschlagenes Höhlen- und Gangsystem, das für die Gründung des Neubaus zur Herausforderung wurde. Perforierter Untergrund ist hier keine Seltenheit, hatten doch schon die Römer entlang der Ausfallstraßen wie der Via Appia oder auch der Via Tiburtina ausgedehnte Katakomben angelegt. Die Hohlräume unter dem Neubau stammen jedoch aus dem 19. Jahrhundert und dienten als Versteck im Zweiten Weltkrieg. Das Gründungsproblem lösten die Architekten über Mikropfähle. Das Gebäude setzten sie ein halbes Geschoss in den Tuff und verbanden es über Wendeltreppe und Aufzug mit dem darunterliegenden Gangsystem und Ausgang zum tiefergelegenen Niveau.
Fernwirkung mit Glanz: Fassade aus Aluminium
Die Fassaden aus zu 95 Prozent recyceltem Aluminium sind klar
gegliedert, ohne dabei leblos zu wirken. Die Anordnung identischer,
stehender Fensterformate variiert innerhalb eines Rasters. Fenster
und Brüstungsfelder werden oben und unten begrenzt durch horizontal
durchlaufende, leicht vorstehende Aluminiumkanten. Die
geschlossenen Wandflächen zwischen diesen Stegen sind mit stehend
angeordneten, gefalteten Paneelen im selben, metallisch glänzenden
Material verkleidet. Im Profil ergeben diese Elemente eine V-Form
mit „Serifen“, die das Verschrauben auf die Unterkonstruktion ermöglichen. Ausgeführt wurden
sie in zwei unterschiedlichen Größen, wodurch ein Wechselspiel von
tieferen und etwas flacheren Zickzackfaltungen entsteht. Jeweils
über eine Fensterbreite oder deren Vielfaches hinweg wurden
identische Elemente montiert. So korrespondieren die Faltungen in
ihren Variationen wiederum mit dem regelmäßigen Grundraster und
wirken dennoch zufällig gesetzt.
Bautafel
Architekten: It's, Rom/Carouge/Paris
Projektbeteiligte: Parallel Digital, Rom (BIM-Management), Antonio del Buono, Rom (Betonstruktur), Centrolegno, Fano (Holzbau), AG&C associati, Rom (TGA-Planung)
Bauherr: Ital Elettronica, Rom
Fertigstellung: 2017
Standort: Via Ignazio Pettinengo 72, 00159 Rom, Italien
BIldnachweis: Francesco Mattuzzi, Mailand / It's, Rom/Carouge/Paris
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