Wohn- und Geschäftshaus in Antwerpen
Gestapelte Stadthäuser
Westlich der Altstadt entsteht in Antwerpen das Stadterweiterungsgebiet „Nieuw Zuid“. Das neue Quartier liegt direkt an der Schelde und besitzt eine hohe Wohndichte. Der Masterplan für das Areal besteht aus einer Struktur von aufgebrochenen Blöcken und wurde vom Mailänder Büro Studio Secchio-Viganò mit dem Landschaftsarchitekten Bas Smets entwickelt. Im Block 14 entstand nach Plänen von Atelier Kempe Thill ein Wohnregal mit Gewerbe und einer großen Quartiersgarage. Nach Meinung der Architekturschaffenden handelt es sich dabei um nicht weniger als den „Stadtpalast für das 21. Jahrhundert“. Das Projekt fügt sich in eine Reihe architektonisch anspruchsvoller Bauten etwa von Stefano Boeri, Max Dudler und Baumschlager Eberle.
Gallerie
Hybride Schichtung
Der Quartiersblock steht am
zentralen Platz, dem Panamarenkoplein, und öffnet sich allseitig
zum öffentlichen Raum. Atelier Kempe Thill bezeichnen das Projekt
als eine hybride programmatische Stapelung von großer städtischer
Komplexität. Der Sockel ist mit einer umlaufenden zweigeschossigen
Arkade mit schlanken Stützen ausgebildet, die die großen
Fensterflächen von Erdgeschoss und erstem Obergeschoss vereinen. Im
Erdgeschoss befinden sich öffentlich zugängliche Nutzungen wie ein
Restaurant, Läden und ein Fitnessstudio, mit direkten Zugängen vom
Platz oder den angrenzenden Straßenräumen. Die Büroflächen im
ersten Obergeschoss gruppieren sich um den Innenhof als
geschlossener Ring und werden über ein eigenes Foyer mit Treppe im
Osten erschlossen. Darüber liegen drei Wohngeschosse.
In den Untergeschossen ist auf drei Ebenen eine öffentliche Tiefgarage angeordnet. In der Höhe reagiert der Entwurf auf die Umgebung. Der Bau auf rund 45 mal 45 Meter Fläche gruppiert sich um einen Innenhof und ist Richtung Norden zum Platz hin mit fünf Geschossen am höchsten. Nach Süden sind die Obergeschosse in zwei Stufen gestaffelt und passen sich auf diese Weise der Nachbarbebauung an. Die Fassaden sind durch ein vorgestelltes strukturiertes Raster aus Betonstützen mit geschossweise umlaufenden Balkonen und einer zurückspringenden Fassadenebene mit großen Glasflächen ausgeführt. Die Gestaltung mit schlichten Materialien in dezenten Grautönen, Betonfertigteile, Kalkstein, Fensterrahmen aus eloxiertem Aluminium und Terrassen mit Holzlamellen fügen sich zu einem harmonischen Gesamtbild.
Gestapelte Stadtvillen
Die 38 Wohnungen werden über
umlaufende Laubengänge vom Innenhof aus erschlossen. Die
Laubengänge gehen auf den gestaffelten Geschossen in
Gemeinschaftsterrassen über. An der Westfassade befindet sich der
Eingang mit einer großen Glastür, die in den privaten Innenhof
führt. Dieser ist mit Kies, Gräsern, einem Baum und Bänken zum
Verweilen gestaltet. Durch großzügige, flexible und individuelle
Grundrisse wirken die Stadtwohnungen bisweilen wie
Einfamilienhäuser. Allen Fassaden wurde umlaufend ein zweieinhalb
Meter tiefer Balkon vorgestellt. Im Süden gehen die Balkone in
großzügige Dachterrassen über. Die Wohnungen lassen sich durch
große Schiebetürelemente öffnen, gehen in die großzügigen privaten
Freiräume über und vermitteln den Eindruck von Weite und
Bodenhaftung. So soll das Gefühl entstehen, man wohnte in einer
Villa mit direktem Außenbezug.
Dämmstoffe: Vorgehängte Fassade mit
Mineralwolledämmung
Die 25 cm dicken Stahlbetonaußenwände
erhielten eine vorgehängte Fassadenverkleidung aus grauem Kalkstein
und wurden mit einer vlieskaschierten und nicht brennbaren
Mineralwolledämmung in einer Dicke von 25 cm gedämmt. Die dreifach
verglasten Aluminium-Hebeschiebetüren in den Wohnebenen weisen
einen ug-Wert von 0,6 W/m²K auf. Die umlaufende
Balkonkonstruktion ist von der Gebäudehülle thermisch
getrennt.
Die als Terrassen nutzbaren Dächer wurden mit einer
hochwärmedämmenden Polyisocyanurat-Hartschaumdämmung (PIR) belegt.
PIR-Platten sind leicht, druckfest, formstabil, dauerhaft Wasser
abweisend und besitzen eine niedrige Wärmeleitfähigkeit λ von 0,023 bis 0,029 W/mK.
Die zweilagige Flachdachdämmung besteht aus einer 10 cm dicken
Grunddämmung und einer mindestens 12 cm starken Gefälledämmung. Die
Dachränder wurden extensiv begrünt. Der Bodenaufbau im Erdgeschoss
sieht eine oberseitige Mineralwolledämmung in einer Stärke von 16
cm vor. -sus
Bautafel
Architektur: Atelier Kempe Thill, Rotterdam
Projektbeteiligte: VK architects & engineers, Merelbeke (Tragwerksplanung und Haustechnik); Bas Smets, Brüssel (Landschaftsarchitektur)
Bauherr/in: Triple Living nv, Antwerpen
Fertigstellung: 2019
Standort: André Delvauxpad - Michel de Braeystraat, 2000 Antwerpen, Belgien
Bildnachweis: Ulrich Schwarz, Berlin
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