Kuhwiesenhanghaus in Trebesing
Vorgefertigte Holzelemente mit Zellulosedämmung
Sommers wie winters ist das mitten auf einer abschüssigen Bergweide gelegene Ferienhaus in Zlatting bei Trebesing ein ruhiges Refugium mit bester Aussicht. Unter dem bis zu 34 Grad geneigten Hang erstreckt sich das Kärntner Liesertal und öffnet den Blick zum Katschberg im Norden, den Karawanken im Süden und gegenüber zu den 2.000 Meter hohen Nockbergen. In nächster Nähe weiden zur warmen Jahreszeit Rinder. Entworfen haben das rund 70 Quadratmeter große Kuhwiesenhanghaus die Münchner Architekten vom Büro morpho-logic.
Gallerie
Da das Grundstück nicht nur Kühen als Futterquelle dient,
sondern auch zum Heilquellenschutzgebiet zählt, ist der hölzerne
Neubau mit Abstand auf das Gelände gesetzt – der Eingriff in den
Hang sollte minimal sein. Entstanden ist ein eingeschossiger
Holzbau auf einem Stahlgerüst. Der Baukörper folgt zunächst dem
Geländeverlauf, um sich talseitig davon zu lösen und waagerecht in
die Landschaft zu erstrecken. Der konisch verlaufende Grundriss
folgt diesem Prinzip und weitet sich Richtung Tal symmetrisch. Die
senkrechte Holzverschalung ist durch wenige bodentiefe
Fensterelemente unterbrochen, lediglich Richtung Tal ist eine
üppige Terrasse in das Volumen eingeschnitten, die großen
Eckverglasungen zu beiden Seiten lassen den Blick in die Landschaft
schweifen. Hinter dem ansteigenden Teil des Gebäudes versteckt sich
eine Dachterrasse, die über eine Dachluke von innen aus zugänglich
ist.
Ein schmaler, 50 Meter langer Weg führt von der südöstlich verlaufenden Straße zum Eingangspodest an der Südseite. Der Zugang befindet sich an der Längsseite des Hauses, von hier gelangt man direkt in den höhengestaffelten Allraum. Im hinteren Teil befindet sich der um drei Stufen erhöhte Schlafbereich. Daran schließt sich der Bad- und Eingangsbereich an. Wiederum über drei Stufen gelangt man zum Küchenpodest und über weitere Stufen zum Wohn- und Essbereich mit vorgelagerter Terrasse. Die lichten Raumhöhen staffeln sich von 2,50 Metern im Schlafbereich bis zu 3,60 Metern.
Alle Möbel und Einrichtungen sind fest eingebaut und Teil des Raumkonzepts. So gibt es kein Bett, sondern lediglich ein Futon, das tagsüber in einer Klappe im Boden verschwindet. Mittelpunkt des Hauses ist ein großes Sitzelement zwischen Küche und Wohnraum. Ein großer Tisch mit Holzbänken wandert je nach Bedarf von der Terrasse nach innen in den Wohnraum. Fassade und Fenster sind aus Lärchenholz ausgeführt. Im Inneren wurden neben den Einbaumöbeln auch die Bodenbeläge, Wände und Decken mit Lärchenholz verschalt. Alle Holzoberflächen sind unbehandelt, lediglich Boden und Küche sind mit weiß pigmentiertem Holzöl eingelassen.
Wärmedämmung / Konstruktion
Die aufgeständerte verzinkte Stahlkonstruktion lagert auf Betonfundamenten und dient als Auflager für den darauf gestellten Holzbau. Die vorgefertigten Holzelemente für Boden, Wand und Dach wurden innerhalb von zwei Tagen errichtet. Die Außenwände bestehen aus Holzständerelementen mit einer Zellulosedämmung. Der Aufbau von innen nach außen besteht aus OSB-Platten, der Tragkonstruktion aus Konstruktionsvollholz und dazwischenliegender Einblasdämmung, einer diffusionsoffenen Holzfaserplatte, einer zweilagigen Holzunterkonstruktion und einer hinterlüfteten Fassadenverkleidung aus unbehandeltem Lärchenholz. Die recycelte Dämmung wurde aus Zellulosefasern hergestellt, die durch aus sortenreinem Tageszeitungspapier gewonnen wurden. Zellulose ist feuchtigkeitsregulierend, wasserdampfdurchlässig und erreicht eine Wärmeleitfähigkeit von 0,039 W/mK.
Die Bodenelemente bestehen aus den geölten Lärchendielen auf Kanthölzern mit einer dazwischenliegenden 5 cm hohen Dämmung aus Holzweichfaserplatten, einer Dampfbremse, einer 28 cm hohen Holztragkonstruktion mit der dazwischenliegenden Zelluloseeinblasdämmung, einer Winddichtung und einer unterseitigen Streuschalung aus druckimprägnierter Lärche. Raumseitig wurde die Deckenuntersicht mit einer Nut-und Federschalung aus Lärchenholz verkleidet. Die Dachkonstruktion wurde mit siebenlagigem Brettsperrholz hergestellt. Auf der darüber aufgebrachten Dampfsperre liegen eine im Mittel 25 cm starke Gefälledämmung aus expandiertem Polystyrol (EPS), die Dachabdichtung und eine Kiesschicht. Die hoch druckbelastbaren Dämmplatten erreichen einen Wert der Wärmeleitfähigkeit von λ= 0,035 W/mK. In Teilbereichen ist das Dach begehbar und hat einen Terrassenbelag aus Lärchenholz, das auf Abstandshaltern lagert.
Das Haus wird mit einer Infrarotheizung beheizt.
Einstrahlungsgewinne in der kälteren Jahreszeit in Kombination mit
dem hohen Wärmedämmstandard und guten Durchlüftungsmöglichkeiten
sorgen für ein angenehmes Raumklima und einen Heizwärmebedarf von
lediglich 48 kWh/m²a. Der Primärenergiebedarf beträgt 82 kWh/m²a. Alle
Bauteile der Gebäudehülle und des Innenausbaus sind aus
nachwachsenden Rohstoffen.
Bautafel
Architekten: morpho-logic, München
Projektbeteiligte: Hannes Knaus Holzbautechnik, Magdalensberg (Tragwerksplanung); Weissenseer Holzsytembau, Greifenburg (Holzbau); Rauh, Zapfendorf (Fensterbau); Schreinerei Lagger-Graf, Trebesing (Innenausbau)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2017
Standort: Trebesing in Kärnten / Österreich
Bildnachweis: Michael Heinrich, München
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