Universitätsgebäude John and Frances Angelos Law Center in Baltimore
Böden aus Beton, Bambus und Linoleum
In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Penn Station gelegen, vereint das John and Frances Angelos Law Center erstmals alle Räume der juristischen Fakultät der Universität Baltimore unter einem Dach. Der 70 Meter hohe Neubau markiert mit seinen variierenden Aluminium-Glas-Fassaden als weithin sichtbarer Hochpunkt den Campus und den nördlichen Eingang zur Innenstadt – und soll real wie zeichenhaft als Bindeglied zwischen städtischem und universitärem Leben fungieren.
Gallerie
Errichtet wurde das insgesamt 13 Etagen fassende Universitätsgebäude nach Plänen von Behnisch Architekten, Boston, in Zusammenarbeit mit den lokal ansässigen Planern Ayers Saint Gross. Unterschiedliche Volumen, die sich von außen durch leichte Vor- und Rücksprünge und verschiedene Fassaden ablesen lassen, bieten im Inneren Platz für Hörsäle, Seminarräume, Büros, Räume für die Verwaltung sowie eine große Rechtsbibliothek in den oberen Geschossen und einen Gerichts- bzw. Veranstaltungssaal im Untergeschoss. So ergibt sich ein recht ineinander verschachteltes Raumprogramm (siehe Explosionszeichnung Abb. 15), das um ein mittig gelegenes Atrium angeordnet ist und auch noch Platz für Dachterrassen liefert.
Der Hauptzugang erfolgt an der zurückspringenden, südwestlichen Gebäudeecke und führt direkt ins Atrium, das die unterschiedlichen Funktionsbereiche mit Treppen, Rampen und Stegen verbindet und gleichzeitig als Kommunikationsraum dient. Deshalb sind auf allen Etagen frei zugängliche Arbeitsplätze und Orte für informelle Treffs angeordnet; darüber hinaus beherbergt das Atrium zwei Cafés und die Lobby. In der Fassade bildet es sich durch eine Komplettverglasung über alle Geschosse hinweg ab, mit davor horizontal angeordneten Lamellen. Die Büro- und Seminarräume hingegen sind mit einer Aluminium-Elementfassade mit unterschiedlich großen Fenstern ausgestattet, die zusätzlich von einer vorgesetzten Glasschicht umhüllt wird. Die große Bibliothek zeichnet sich von außen durch eine vorgehängte Glas-Alu-Fassade ab, deren Gläser unterschiedlich stark emailliert sind und dadurch entsprechend viel bzw. wenig Licht und Solarstrahlung ins Gebäude lassen. Außerdem erzeugt die unterschiedliche Bedruckung einen Art Webeffekt am oberen Teil des Gebäudes.
Ein zweiter Zugang an der Nordseite führt direkt ins Untergeschoss, in dem der große Gerichts- und Veranstaltungssaal, der Moot court, untergebracht ist (siehe Abb. 11 und 16). So kann das Gebäude auch außerhalb des Unibetriebs genutzt werden. Ein besonderes Angebot der Fakultät sind zudem die kostenlosen Rechtsberatungen für private Mandanten durch Studenten, Fakultätsmitglieder und Anwälte.
Der Neubau erhielt das amerikanische Umweltschutz-Label LEED in Platin (Leadership in Energy and Environmental Design, siehe Surftipps). Dem Zertifikat nach ist der Energieverbrauch des Universitätsgebäudes gegenüber vergleichbaren um 43 % niedriger. Dies gelingt unter anderem durch eine Bauteilaktivierung, die für die Kühlung und Heizung des Gebäudes eingesetzt wird, ein ausgeklügeltes Lüftungssystem über das Atrium sowie Gründächer auf den Dachterrassen, über die das Regenwasser aufgefangen, in Sammelbehälter weitergeleitet und für die Toilettenspülung verwendet wird.
Boden
Das Farbkonzept für die Innenräume entwickelten Behnisch
Architekten zusammen mit dem Büro Ockert und Partner aus Stuttgart.
Es basiert auf einem Leitsystem aufeinander abgestimmter Grün-,
Gelb- und Orangetöne an Wänden, Decken und Böden. Wie für das
gesamte Gebäude legte man auch bei den Bodenbelägen Wert auf die
Verwendung ökologisch vertretbarer und möglichst nachhaltiger
Materialien, die nach Funktionsbereichen differenziert sind.
Der Boden des großen Veranstaltungssaals im Untergeschoss ist mit Stabparkett aus wärmebehandeltem Bambus belegt; durch Erhitzen erhielt das holzartige Pflanzenmaterial seinen warmen Farbton, außerdem ist es stark belastbar und strapazierfähig. Für die ca. 1.700 m² Böden der Hörsäle wählten die Planer einen Belag aus Linoleum in kräftigen Grün- und Gelbtönen, mit dezent gesprenkelter Oberfläche, die ein fast monochromes Erscheinungsbild ergibt. Der 2,5 mm dicke Belag entspricht mit der Rutschsicherheitsklasse R9 den Anforderungen an Innenbodenbeläge in allgemeinen öffentlichen Bereichen und Büros. Er ist oberflächenvergütet und gilt als besonders wirtschaftlich, da er strapazierfähig, langlebig und kostengünstig zu reinigen ist und somit geringe Unterhaltskosten verursacht.
Das Atrium erhielt – mit Ausnahme einzelner
Aufenthaltszonen, in denen Nylon-Teppichfliesen (mit Green Label)
ausliegen – einen mit Natriumsilikat behandelten Betonboden. Das
Silikat löst in einer chemischen Reaktion einen
Kristallisationsprozess im Innern des Betons aus, dadurch entsteht
in 3 bis 10 mm Tiefe eine Molekülstruktur, welche die Oberfläche
verfestigt und dadurch dicht, hart und abriebfest, außerdem
antistatisch und rutschfest macht. Je öfter die Flächen mit
Feuchtigkeit in Berührung kommen und je stärker sie genutzt werden,
desto intensiver soll die Verdichtungsreaktion erfolgen.
Bautafel
Architekten: Behnisch Architekten, Boston/Stuttgart mit Ayers/Saint/Gross, Baltimore
Projektbeteiligte: Ockert und Partner, Stuttgart (Farbkonzept); DLW Flooring, Bietigheim-Bissingen (Linoleum Colorette)
Bauherr: University of Baltimore
Standort: 1401 N. Charles Street, Baltimore
Fertigstellung: 2013
Bildnachweis: David Matthiessen, Stuttgart, Brad Feinknopf, Columbus, Behnisch Architekten, Boston/Stuttgart
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