Hörsaalgebäude der Universität Paris Descartes
Hellgraue Epoxidharzbeschichtung und Terrassen aus Akazienholz
Inmitten eines Baublocks im 16. Arrondissement hebt sich ein Hörsaal- und Seminargebäude der Universität Paris Descartes markant von seiner Umgebung ab. Mit seinem lang gestreckten, scheunenartigen Baukörper und einer Hülle aus dunklen Holzlamellen wirkt es kompakt und reduziert im Vergleich zur heterogenen Nachbarbebauung aus mehrgeschossigen Häusern der 1970er-Jahre und anderer Altbauten. Seine Form mit einem leicht geneigten Satteldach ist von gezimmerten Scheunen inspiriert, wie sie im 19. Jahrhundert zwischen den Wohnbauten insbesondere im Norden und Osten von Paris verbreitet waren.
Gallerie
Platziert ist das nach Plänen vom Atelier Zündel Christea errichtet Gebäude auf einer bestehenden Garage. Es nimmt zwei Hörsäle mit je 200 Plätzen auf. Zunächst wurde das Tragwerk der Garage als Untergeschoss verstärkt. Für den Neubau wählten die Planer ein vorfabriziertes, leichtes Stahlbauskelett, dessen Wände aus gedämmten Sandwichpaneelen innen mit großen Kiefernholzplatten und nach außen mit vertikalen Lärchenholzlatten bedeckt sind. Die Holzlatten verlaufen über das gesamte zehn Meter hohe Gebäude von der Fassade bis über die Dachflächen und sind mit grauen Pigmenten eingefärbt und imgrägniert. Das beugt der Verfärbung des Holzes durch die Witterung vor und so ergab sich von Beginn an ein dauerhaft homogenes Erscheinungsbild. Im Erdgeschoss wird die Hülle durch raumhohe, teils über Eck geführte Verglasungen unterbrochen. Eine breite Erschließungszone verläuft mittig durch das Gebäude und teilt es in zwei gleich große, beinahe identische Bereiche.
Im Erdgeschoss befinden sich die nach außen verglasten Seminarräume mit jeweils rund 75 Plätzen, zwei Sanitärräume, zwei Büros sowie die Zugänge zu den Hörsälen an der Nordseite. Deren tribünenartig ansteigendes Bodenniveau überdeckt die südlichen Seminarräume. Die weitgehend geschlossen ausgebildeten Hörsäle erhalten Tageslicht durch Dachfenster; die Dachkonstruktion in Metallleichtbauweise ist sichtbar.
Boden
Alle öffentlich zugänglichen Räume – Hörsäle, Seminar- und
Sanitärräume – sind ohne Stufen barrierefrei erreichbar. Die Planer
nutzten ein leichtes Grundstücksgefälle von Norden nach Süden, um
beidseitig einen stufenfreien Zugang ins Gebäude zu ermöglichen.
Sie schufen Terrassen mit leichtem Gefälle, die für Rollstuhlfahrer
bequem nutzbar sind. Die Terrassen umschließen das Gebäude im
Süden, Westen und Osten und sind aus massiven Akazienholzbohlen,
die mit Abstand zum Unterboden verlegt wurden, sodass eine gute
Luftzirkulation vor Fäulnis schützt. Das auffällig gemaserte, helle
Holz bildet einen angenehmen Kontrast zur grau-braunen
Holzfassade.
In den Fluren, Hörsälen und Seminarräumen sind die Böden mit einer hellgrauen, fugenlosen Kunstharzbeschichtung ausgeführt, die alle technischen Anforderungen an öffentliche Räume erfüllt. Die gefärbte Beschichtung wurde nach der Grundierung großflächig aufgetragen; ein abschließender Auftrag schützt den Boden und sorgt für eine rutschfeste Oberfläche. Das lösemittelfreie System erfüllt die Anforderungen an mittlere mechanische Belastungen. Der durchgängig einheitliche Bodenbelag verbindet die einzelnen Bereiche und schafft Großzügigkeit. In den Fluren steht der glatte Belag im Kontrast zu den Wänden mit stark gemaserten Kiefernholzplatten. In den Hörsälen mit neun Stuhlreihen, deren erste sich auf Bodenniveau befindet, verschmilzt er optisch mit den ebenfalls hellgrauen Sitzreihen. Die Sanitärräume sind mit Feinsteinzeugfliesen ausgestattet.
Bautafel
Architekten: AZC Atelier Zündel Cristea, Paris
Projektbeteiligte: Batiserf Ingenieure, Fontaine (Statik); Jean Salmon, Neuilly Plaisance (Fassade); Ziliani, Neuilly Plaisance (Metallkonstruktion Dach); Decor Isolation, Chelles (Wände und Decken)
Bauherr: Universität Paris Descartes
Standort: 143 avenue de Versailles 75016, Paris, Frankreich
Fertigstellung: 2014
Bildnachweis: Sergio Grazia, Paris
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