Busstation am Zürcher Sihlquai
Temporär, funktional, klimagerecht
Am stark frequentierten Sihlquai im Zürcher Zentrum ist im Oktober 2024 eine neue Fernbusstation in Betrieb gegangen. Entworfen wurde die Anlage vom Zürcher Büro Holzhausen Zweifel Architekten im Auftrag des städtischen Hochbauamts. Die Maßnahme ersetzt einen in die Jahre gekommenen PKW-Parkplatz aus den 1980er-Jahren und dient als Interimslösung mit einer vorgesehenen Nutzungsdauer von 15 Jahren – bis ein geplanter Neubau am Standort Altstetten im Westen der Stadt realisiert wird. Trotz ihres temporären Charakters legt die Zürich Bus Station Wert auf gestalterische Klarheit, ressourcenschonende Bauweise und funktionale Klimastrategien – darunter auch einfache, aber wirksame Maßnahmen zum sommerlichen Wärmeschutz.
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Reduzierte Konstruktion
Das langgestreckte Betriebsgebäude liegt an der südöstlichen Grundstücksgrenze und beherbergt eine WC-Anlage, Warteräume und Verkaufsschalter. Der eingeschossige Neubau bildet den räumlichen Abschluss und Auftakt der Anlage und ist mit seiner Überhöhe als sichtbarer Orientierungspunkt auch bei voller Belegung mit Reisebussen gut erkennbar. Dem Prinzip des Rückbaus folgend, ist er als elementierter Holzbau mit sichtbaren Installationen und einfachen Materialien konzipiert: Akustikdecken aus eingefärbten Holzwolleplatten, unbehandelte Sichtestrichböden sowie eine Fassade aus gebeizten 3-Schichtplatten, die bei Beschädigung einfach ersetzt werden können.
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Integrierter Hitzeschutz
Trotz der ökonomisch geprägten Bauweise ist der bauliche sommerliche Wärmeschutz differenziert umgesetzt. Passive Kühlung ist insbesondere bei leichten Bauweisen relevant. Eine zentrale Rolle spielt das weit auskragende Metallvordach, das nicht nur als Wetterschutz dient, sondern auch eine effektive Überkopfverschattung bietet. Als eigenständige Konstruktion ist es auf der Holzkonstruktion aufgelagert und mittels verschraubten Metallstreben abgestützt, sodass es beim geplanten Rückbau leicht demontiert werden kann. Rückseitig ist das Dach deutlich weniger ausladend – ein subtiler Hinweis auf den wirtschaftlichen Grundgedanken des Projekts: In diesem Bereich warten keine Fahrgäste, und in den Sommermonaten sorgt die umliegende Vegetation für natürlichen Hitzeschutz.
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Fensterbänder mit abgestuften Verschattungslösungen
Im Bereich des Warteraums sind die beiden übereinander liegenden Fensterreihen des Baukörpers unterschiedlich verschattet. Die untere Fensterreihe wurde mit Fallarmmarkisen ausgestattet, die eine flexible Verschattung bei direkter Sonneneinstrahlung ermöglichen. Über ihren funktionalen Wert hinaus verleihen die hellen Stoffbahnen dem Bauwerk eine mediterran anmutende Eleganz. Die obere Fensterreihe hingegen benötigt keine zusätzlichen Maßnahmen: Hier genügt das Vordach, das dank seiner großzügigen Auskragung bei höherem Sonnenstand eine effektive Verschattung sicherstellt.
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Freiraum mit Schwammstadtprinzipien
Auch in der Freiraumgestaltung berücksichtigten die Planenden funktionale Klimaschutzmaßnahmen. Die Fußwege und Bussteige sind mit Sickerasphalt ausgeführt – im Sinne der Zürcher Schwammstadtziele, die auf die Entsiegelung und Rückhaltung von Regenwasser setzen. Die Grünflächen wurden aufgewertet, mit neuen Bäumen, Sträuchern und Ruderalpflanzen ergänzt und leisten damit einen Beitrag zur Verdunstungskühlung im dicht bebauten Stadtraum.
Trotz begrenzter Nutzungsdauer bietet die Zürich Bus Station funktionale Ansätze für eine stadtklimatisch sensible Infrastruktur. Mit baulicher Verschattung, einfachen Markisensystemen und wasserdurchlässigen Belägen erfüllt das Projekt zentrale Anforderungen an Aufenthaltsqualität und Klimaanpassung im öffentlichen Raum.
Bautafel
Architektur: Holzhausen Zweifel Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: Ziörjen Baumanagement, Zürich (Bauleitung); Caprez Ingenieure, Zürich (Tiefbau); Caprez Ingenieure, Zürich (Holzbau); Walter Salm, Meier & Partner, Zürich (Elektro); RMB Engineering, Zürich (HLS-Planung); Balliana Schubert Landschaftsarchitekten, Zürich (Landschaftsarchitektur); Durable Planung und Beratung, Zürich (Bauphysik);
Bauherrin: Stadt Zürich, Amt für Hochbauten
Fertigstellung: Oktober 2024
Standort: Sihlquai, Zürich
Bildnachweis: Jürgen Beck, Zürich (Fotos); Holzhausen Zweifel Architekten, Zürich (Pläne)
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