Die Schwammstadt
Bausteine der Regenwasserbewirtschaftung
Der Begriff Schwammstadt bezeichnet ein städtebauliches Konzept, das darauf abzielt, urbane Räume widerstandsfähiger gegenüber Naturkatastrophen durch Überschwemmungen zu machen. Städte sollen zukünftig plötzlich auftretende und große Wassermassen besser aufnehmen, speichern und verzögert wieder abgeben können. Wichtiges Merkmal und Hauptwerkzeug bei der Umsetzung von Schwammstädten ist die Regenwasserbewirtschaftung oder auch Regenwassermanagement.
Gallerie
Innerhalb eines natürlichen Kreislaufs nimmt der Boden einen Großteil des Regens auf und gibt mehr als 2/3 davon zeitversetzt über Verdunstung wieder an die Umgebung ab. Dabei kühlt die entstehende Verdunstungskälte die Luft ab und wirkt wie eine natürliche Klimaanlage. Kann aufgrund von Bodenversiegelung Regenwasser nicht aufgenommen werden, wird es in der Regel in das Kanalsystem abgeleitet. Die Böden trocknen aus, die Oberflächen heizen sich auf, der Grundwasserspiegel sinkt und die Temperaturen steigen. Sogenannte Hitzeinseln entstehen. Zusätzlich folgen auf lange Trockenperioden immer häufiger Starkregenereignisse, die das Kanalsystem überlasten und zu Überschwemmungen führen.
Gallerie
Die nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung versucht, den
naturnahen Wasserkreislauf nachzuahmen. Ziel ist es, einen
möglichst hohen Verbleib des Niederschlags am Anfallsort zu
erreichen. Die wichtigsten Bausteine hierfür sind:
- Permeable Oberflächen
Versickerung auf offenporigen Oberflächen führt Niederschlag erneut dem Grundwasser zu.
- Grüne Infrastruktur
Ebenerdige Grünflächen sowie begrünte Dächer und Fassaden helfen, das Regenwasser aufzufangen und zu absorbieren und anschließend durch Verdunstung der Umgebung wieder zuzuführen und diese dadurch zu kühlen.
- Blaue Infrastruktur
Auch Teiche oder Wasserbecken haben naturgemäß hohe Speicherkapazitäten und außerdem über die Oberfläche eine hohe Verdunstungsrate und damit einen positiven Einfluss auf das Mikroklima.
- Regenwassernutzung
Und zuletzt kann Regenwasser durch Rückhaltung und Speicherung für gezielte Bewässerung oder andere Zwecke nutzbar gemacht werden.
Gallerie
International
Als Vorreiter in der Planung von Schwammstädten gilt der in Peking ansässige Landschaftsplaner und Universitätsprofessor Kongjian Yu (siehe auch Mangrove Park und Baunetz Meldung vom 30.10.2023). Infolge der verheerenden Überschwemmungen im Jahre 2012 nahm die Pekinger Zentralregierung seine Theorien für die Entwicklung von Schwammstädten in ihr Programm auf und hat das Konzept mittlerweile in über 70 Städten realisiert. Bis 2030 sollen 80% der Städte in der Lage sein, 70% ihrer Niederschläge zu absorbieren. Ein Zustand, fast wie in freier Natur.
Gallerie
Literatur
Umweltbundesamt Österreich: Nachhaltiges Regenwassermanagement – Was tun mit dem Regenwasser? www.klimawandelanpassung.at (zuletzt aufgerufen am 06.05.2024)
Detaillierte rechtliche Regelungen sowie Verweise auf die jeweiligen Normen und Richtlinien für den deutschsprachigen Raum sind der Publikation „Dezentrale Niederschlagswasserbewirtschaftung – Begriffe, Definitionen und Regelwerk“ von Bettina Neunteufel, Albert König und Dirk Muschalle zu entnehmen (siehe Surftipps).
Fachwissen zum Thema
Bauwerke zum Thema
Optigrün international AG | Kontakt +49 7576 772-0 | www.optigruen.de