Medizinische Bibliothek der Philipps-Universität in Marburg
Bedruckte Glaslamellen und Stahl-Glas-Konstruktion
Das Universitätsklinikum Marburg, eine der großen Fakultäten im Bereich der Gesamtanlage der Universität, liegt an exponierter Stelle in den Lahnbergen. Zusammen mit der Mensa und dem Hörsaalgebäude bildet die neue zentrale medizinische Bibliothek (ZMB) das Kommunikationszentrum der studentischen Aktivitäten. Einerseits als Solitär freistehend, andererseits in die topographische Platzgestaltung des Mensavorplatzes integriert, überwindet der Bibliotheksneubau den vorhandenen Höhensprung mittels einer öffentlichen Durchwegung. Diese Passage ist Teil der Verbindung zwischen Klinikum im Norden und den universitären Lehr- und Forschungsgebäuden im Süden.
Gallerie
Das schräg gestellte Stahl-Glas-Tragwerk im Bereich des überdachten öffentlichen Fußwegs markiert im städtebaulichen Kontext den beidseitigen Zugang zur Bibliothek. Die Schrägstellung des Bauteils folgt dem topographischen Höhensprung zwischen dem angrenzendem Hörsaal und dem Mensavorplatz.
Die Konzeption der Fassade beruht auf einer Synthese des Sonnenschutzes und der Tageslichtnutzung. Um die Räume im Inneren des Gebäudes ausreichend gegen sommerliche Überhitzung zu schützen, sind der wärmedämmenden Pfosten-/Riegelfassade bedruckte Glaslamellen vorgestellt, die zu jeder Tages- und Jahreszeit automatisch der Sonne nachgeführt werden. Die Glaslamellen sind zu ca. 80 % lichtundurchlässig bedruckt. Für eine optimale Ausgestaltung der studentischen Arbeitsplätze ist jedem Lesetisch individuell ein Blendschutzelement zugeordnet. Durch die gleichmäßige, punktförmige Rasterung der Bedruckung dringt ein Maximum an Tageslicht ins Innere. Der Lesesaal wird dadurch diffus ausgeleuchtet, der Energieverbrauch für Beleuchtung minimiert. Bei bedecktem Himmel ist ein Sonnenschutz nicht notwendig, die Glaslamellen werden dann senkrecht zur Fassade gefahren, der Lichteinfall somit nicht behindert.
Glas
Die Last der großzügigen Verglasungen wird über Punkthalter
abgefangen. Die einzelnen Punkthalter im Raster von 1,10 m halten
die Scheiben 1,20 x 3,30 m an sechs Punkten. Die schräg
aufgestellte Stahlkonstruktion, bestehend aus einer doppelten U
140-Grundkonstruktion, nimmt die Lasten der Verglasung über schräg
liegende Flachstahlprofile 100 x 20mm auf. Diese sind einerseits an
der Grundkonstruktion, andererseits an der Dachkonstruktion,
bestehend aus HEA 80 abgehangen. Die Verglasungen bestehen aus
VSG-Scheiben (2 x 8 mm ESG) mit absturzsichernder Funktion und im
bereich der Überkopfverglasung aus VSG-Scheiben (2 x 8 mm TVG).
Die drehbar gelagerten Vertikallamellen aus VSG-Scheiben (2 x 10 mm TVG) sind punktförmig an Stahlguss-Spidern befestigt. Die Drehbarkeit wurde mittels Alu-Rundrohren realisiert, die über Schubstangen im Linearbetrieb beweglich an der Stahlkonstruktion befestigt sind.
Bautafel
Architekten: Architektengruppe Eggert & Partner (AEP), Stuttgart, Uwe Eggert, Marc Eggert, Udo Kreuger, Michael Wilkins
Projektbeteiligte: Leonhardt, Andrä + Partner (Tragwerk), Fa. Hunsrücker Glasveredlung Wagener GmbH (Glas), Fa. Grebenauer Metallbau Schreiner GmbH (Stahl), Fa. Bomin Solar GmbH (Sonnenschutz)
Bauherr: Land Hessen, vertr. durch Hessisches Baumanagement, Marburg
Fertigstellung: 2003
Standort: Klinikum Lahnberge, 35033 Marburg
Bildnachweis: AEP, Eggert
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