Parking House Lüders in Kopenhagen
Spielplatz auf dem Dach
Während sich der Anteil der Radfahrer am Verkehrsaufkommen durch Pendler in europäischen Hauptstädten meist im niedrigen einstelligen Bereich bewegt, sind es in Kopenhagen rund 35 Prozent. Was auch ein Ergebnis der progressiven Verkehrspolitik ist, die Fahrrädern und dem öffentlichen Nahverkehr einen hohen Stellenwert einräumt. Gelegentlich wird aber auch in der dänischen Metropole ein neues Parkhaus für Pkw errichtet. So geschehen im städtischen Entwicklungsgebiet Nordhavn, zwischen den auffallenden, zu Wohntürmen umgebauten ehemaligen Speichern „The Silo“ nach dem Entwurf von COBE sowie den „Portland Towers“, geplant von Design Group Architects. Aufgrund der Lage im ehemaligen Hafen und dicht am Wasser realisierten JaJa Architects das Parking House Lüders oberirdisch auf acht Geschossen.
Gallerie
Um die monofunktionale Großform gut in die Umgebung einzugliedern, fügten die Planer eine weitere, eher gegensätzliche hinzu: Mit einem Spielplatz auf dem Dach und einer abwechslungsreichen, lebendigen Fassade setzen die Architekten den Zweckbau in ein gutes Licht. Auf dem 24 Meter hohen Quader mit 20.000 Quadratmetern Nutzfläche wird das geboten, was dem aufstrebenden Viertel Århusgadekvarteret noch fehlte – ein öffentlicher Ort, der zum Spielen und Verweilen einlädt.
An den Längsseiten führen Außentreppen auf das genutzte Flachdach, vorbei an der rostroten Cortenstahlfassade, die mit eingehängten Pflanztrögen versehen und durch perforierte Bleche bebildert ist: Hier wird die industrielle Geschichte des Stadtviertels erzählt. Der Aufstieg lohnt sich, zum einen wegen der Aussicht bis nach Refshaleoen im Süden, über den Windpark zur schwedischen Küste oder über das bewegte Containerterminal im Norden; zum anderen wegen dem weitläufigen Spielplatz auf dem Dach.
Flachdach
Gleichsam als roter Faden der Dachgestaltung dient ein rot lackierter, stählerner Handlauf. Er wird von der Außentreppe am obersten Treppenabsatz fortgeführt und erzeugt durch Schlängel und Kreise verschiedene Spielstätten wie Gerüste, Schaukelanlagen oder einen Kletterturm, bis er sich diagonal gegenüber an das Geländer der anderen Außentreppe anschmiegt. „Der Handlauf nimmt den Besucher bei der Hand und nimmt ihn mit auf eine Reise auf die Dachlandschaft mit einem erstaunlichen Blick über den Kopenhager Hafen“ sagen die Architekten. Das Park ‘n’ Play-Projekt umfasst Sport- und Spielelemente, welche Kinder, aber auch Erwachsene ansprechen, es gibt Bereiche für Gruppenübungen, aber auch Sitzecken zum Entspannen. Besonderes Gimmick sind im Boden eingelassene Trampoline in der Mitte des Schaukelkreises – sie befinden sich über einem kreisförmigen Luftraum im Zentrum der Wendelrampen des Parkhauses und sorgen für den gewünschten Nervenkitzel.
Das 2.400 Quadratmeter große Flachdach überspannt eine
gewöhnliche Parkhausstruktur aus Stahlbeton. Etwa im Verhältnis 1:3
ist diese durch die Wendelrampe und Parkflächen gegliedert. Die
raue Materialität von Sichtbeton und Cortenstahl passt gut zur
industriellen Vergangenheit des Hafenviertels. Auf dem verstärkten
Stahlbetondach wurden mehrere, von Stahlwangen eingefasste, große
und flache Pflanztröge aufgestellt, die eine intensive Begrünung
zulassen. Die Spielgeräte sind in die Dachfläche einbetoniert. Eine
Hartgranulatschicht sorgt für Elastizität auf dem Betonboden und
erleichtert Spiel und Sport.
Bautafel
Architekt: JaJa Architects, Kopenhagen
Projektbeteiligte: 5e Byg, Odense (Bauunternehmer); Søren Jensen Ingeniør, Aarhus (Statik);
RAMA Studio, Kopenhagen (Fassadendesign)
Bauherr: CPH City & Port Development, Kopenhagen
Fertigstellung: 2016
Standort: Helsinkigade, Nordhavn, Kopenhagen, Dänemark
Bildnachweis: Rasmus Hjortshoj, Kopenhagen
Fachwissen zum Thema
Bauwerke zum Thema
Surftipps
Paul Bauder GmbH & Co. KG | Korntaler Landstraße 63 | 70499 Stuttgart | www.bauder.de