Justizpalast in Béziers
Monolithische Wirkung durch Sichtbetonplatten bis zur Attika
Nur wenige Schritte vom Bahnhof der südfranzösischen Stadt Béziers entfernt, erhebt sich mit dem Palais de Justice ein auffallend monumentales Bauwerk. Der dreigeschossige, teils unterkellerte, helle Justizpalast zeigt sich überwiegend geschlossen: Seine Fassaden aus großformatigen Betonelementen strahlen eine beträchtliche Massivität aus und sind von nur wenigen, schmalen Öffnungen durchbrochen. Der von den Pariser Architekten von Ateliers 2/3/4/ geplante Bau vereint vier Bezirksgerichte unter einem Dach. Er nimmt über die Hälfte eines Baublocks ein und ist durch zahlreiche begrünte Innenhöfe gegliedert.
Gallerie
Die äußere Geschlossenheit und Öffnung nach innen entspricht dem mediterranen Klima und den hohen Sicherheitsanforderungen gleichermaßen. An der südlichen Blockecke entsteht durch einen gewaltigen Einschnitt in das Gebäudevolumen eine wirkungsvolle, auch Respekt einflößende Eingangssituation. Die beiden unteren Geschosse weichen zugunsten eines rechteckigen Vorplatzes zurück, der von der dritten Etage überdacht wird. Diese stützt sich auf einen mehrere Meter tiefen Pfeiler, in dem sich ein Nottreppenhaus verbirgt. Obwohl der Platz teils umzäunt, teils ummauert ist, erscheint er einladend und hell, denn Tageslicht erhält er nicht nur von den Seiten, sondern zusätzlich von oben, wo es durch zwei großzügige Aussparungen in der darüberliegenden Etage dringt.
Der Farbton der sandgestrahlten und gehämmerten Betonoberflächen
ist angelehnt an den hellen Naturstein der Kathedrale
Saint-Nazaire, dem weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt. Die
spärlichen Öffnungen an der Außenseite treten hinter tiefen
Laibungen, kleinen Loggien und Balkonen zurück. Wie bei ihnen
spielten auch bei der Raumorganisation und Wegeführung
Sicherheitsaspekte eine wichtige Rolle. Die Flure erschließen meist
beidseitig die Räume, die sich mit vielen Fenstern zu den
Innenhöfen richten. Zu den öffentlichen Zonen sind die bepflanzten
Patios großflächig verglast, dehnen sich an einigen Stellen Oasen
ähnlich aus.
Flachdach
Das Dach des Justizpalastes ist als fünfte Fassade sehr sorgfältig
und einheitlich hell gestaltet. Aus der Vogelperspektive erscheinen
die Innenhöfe wie übergroße Fenster mit unterschiedlichen
Abmessungen, die kleinen Balkone entlang der äußeren Dachkanten wie
zahnartige Einschnitte in der hohen und massiven Attika (Abb. 19).
Um eine Geräuschbelästigung der Anlieger zu vermeiden und das
ästhetische Gesamtbild nicht durch technische Dachaufbauten zu
beeinträchtigen, wurden die Belüftungsgeräte im oberen Bürogeschoss
untergebracht.
Die Tragkonstruktion des Gebäudes besteht aus Stahlbeton, seine
straßenseitigen Fassaden aus annähernd 400 Sichtbetonplatten mit
strukturierter Oberfläche. Sie überdecken auch die Attika und sind
der Betonkonstruktion vorgehängt. Die hofseitigen Fassaden hingegen
sind mit Faserzementtafeln bekleidet. Sie weisen ebenfalls einen
hellen Sandton auf und sind bis an die Attiken herangeführt, die
hier niedriger ausgebildet sind, mit einem Metallblech abgedeckt
und von einem schmalen weißen Stahlgeländer bekrönt. Die Böden der
Loggien, Balkone und Terrassen sind mit Eichenholzdielen
ausgestattet.
Bautafel
Architekten: Ateliers 2/3/4/, Paris
Projektbeteiligte: CET, Frédéric Ménière (Beratender Ingenieur); Tournesol, Francis Farges, Paris (Freianlagen); Guliver Design, Bruno Tainturier (Einrichtung und Möbeldesign)
Bauherr: APIJ (Agence Publique pour l’Immobilier de la Justice), Paris
Fertigstellung: 2016
Standort: 93, avenue du Président Wilson, 34500 Béziers, Frankreich
Bildnachweis: Charly Broyez, Paris; We Are Contents, Marseille
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