Biosphäre in Potsdam
Flachdach mit großzügiger Verglasung und Dachterrasse
Im Mai 1999 konnte das Architekturbüro Barkow Leibinger den Wettbewerb für die Blumenhalle der Bundesgartenschau (BUGA) 2001 in Potsdam für sich entscheiden. Auf dem Gebiet des Bornstedter Felds, einem ehemaligen Militärgelände, entstand am Südrand des Areals eine 201 x 72,10 m große Halle. Während der BUGA wurde sie als Ausstellungshalle mit wechselnden Bepflanzungen genutzt, heute dient sie als Biosphäre mit kommerzieller Nutzung und einer nachgebauten tropischen Welt.
Gallerie
Das vorhandene Gelände, bestehend aus einer Moränenlandschaft mit Erdwällen, Gräben und Bunkern, lieferte die Idee für das Raumkonzept: ein langgestrecktes Gebäude, dessen Hülle z.T. aus Erdwällen und Aufschüttungen besteht, eingegraben in die Landschaft. Die Wälle sind mit unterschiedlichen Materialien, z.B. Sichtbeton, Eichenstämmen, Rollrasen oder Schieferplatten bekleidet und werden von Glasfassaden unterbrochen. Einige Meter über dem Kamm der Aufschüttungen liegt das imposante Dach von 9.000 m² wie eine riesige Platte auf der Stahl-Glas-Konstruktion der Fassade. Die Wälle wurden auch im Inneren der Halle fortgeführt und so entstand eine vielfältige Geländemodulation. Besucher bewegen sich von der Talsohle aus über Rampen, Stege und Serpentinen auf insgesamt drei Ebenen in der "Naturerlebniswelt". Eine Aussichtsplattform von 125 m² ermöglicht einen weiten Blick in die Umgebung.
Zum Klimakonzept der Biosphärenhalle gehören neben Rauch- und Wärmeabzugsöffnungen im Dach für die Überschusswärme im Sommer Nachströmöffnungen an den Seitenwänden. Im Winter kann bei Bedarf zur schnellen Regulierung eine Anlage mit Umluftbetrieb eingesetzt werden. Die Halle wird jedoch überwiegend natürlich belüftet. Die für viele Pflanzen notwendige Luftfeuchtigkeit wird mit einem Hochdrucknebel, gespeist aus der Regenwasserzisterne, erzeugt.
Flachdach
Das Dach mit 200 m Gesamtlänge wird von insgesamt 35 Stahlbetonfertigteilbindern getragen. Die Binder mit einem Gewicht von je 50 t kragen über die Kämme der Wälle aus und spannen über 35 m von Wall zu Wall. Im Achsmaß von fünf Metern wurden sie mit drei verschiedenen Überhöhungen hergestellt, um eine gleichmäßige Entwässerung zu gewährleisten. Der Querschnitt der Binder misst 0,5 x 1,50 m, an den Kragarmen wurde er massiv ausgeführt, in der Halle als Hohlkasten. Fahrende Bühnenanlagen an den Bindern ermöglichen Reinigungs- und Wartungsarbeiten.
Auf die Stahlbetonbinder gesetzte Dachsheds sorgen für die Belichtung der Biosphäre. Die Sheds als Glas-Stahlkonstruktion von 5 x 8,00 m haben an der flachen Seite eine Neigung von 15°, um das unkontrollierte Abtropfen von Tauwasser auf die empfindlichen Blätter der Pflanzen zu verhindern. An den steil geneigten Flächen der Sheds wurden Entrauchungs- und Entlüftungsklappen angeordnet. Nichttransparente Bereiche des Daches wurden mit Trapezblech versehen. Mehrfarbige Kieselsteine (Verde Alpi, roter Porphyr, schwarzer Basalt) schützen die Dachhaut vor Witterungseinflüssen. Die große Dachfläche wird über eine Betonrinne an der südlichen Längsseite des Gebäudes entwässert. Von dort wird das Regenwasser zu einer Zisterne geleitet und dann zur Bewässerung oder Luftbefeuchtung der Halle genutzt.
Dachaufbau:
- Bekiesung
- zweilagige Dichtungsbahn, oberste Lage beschiefert
- 5 cm Wärmedämmung
- zweilagige Dichtungsbahn
- 5 cm PS Hartschaum 035
- Trapezblech h = 5 cm
- HE-A 140 mit zwischenliegendem Installationsraum für Kabeltrassen
Bautafel
Architekten: Barkow Leibinger Architekten, Berlin
Weitere Projektbeteiligte: Arbeitsgemeinschaft Barkow Leibinger Architekten und Harms & Partner, Berlin (Ausschreibung, Objektüberwachung); Assmann Beraten und Planen, Braunschweig/Potsdam (Projektleitung); Krupp Stahlbau, Berlin (Dachkonstruktion); Hörnicke Hock Thierhoff Ingenieurgemeinschaft, Berlin (Statik); Fraunhofer Institut für Bauphysik, Stuttgart (Klimatechik); Büro Kiefer, Berlin (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Stadt Potsdam, vertreten durch den Entwicklungsträger Bornstedter Feld
Fertigstellung: 2001
Bildnachweis: Werner Huthmacher, Potsdam und Margherita Spiluttini, Wien
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