Jagdhütte in Lednice
Grasbewachsenes Dach als Teil der Landschaft
Nicht nur für Jäger, sondern auch für Naturliebhaber und Wandertouristen ist Lednice ein beliebtes Ausflugsziel. Das 2.000-Seelen-Dorf im tschechischen Südmähren grenzt direkt an ein Naturschutzgebiet mit Wildpark. Von der nahen Straße durch einen natürlichen Wall abgeschottet, fügten Hana Bainarová und Zbyněk Svoboda vom Architekturbüro Basarch ein Jagdhaus in die baumbestandene Wiesenlandschaft. Mit seinem sanft ansteigenden Gründach und Außenmauern aus Gabionen wird der Baukörper zum selbstverständlichen Teil der Szenerie.
Gallerie
Als archaische Holzverschläge mit verstaubten Jagdtrophäen dekoriert, stellen Jagdhütten gemeinhin einen Treffpunkt für einen kleinen Kreis von Waidmännern dar, die am prasselnden Kaminfeuer Legenden von ihren Pirschgängen austauschen. Die Architekten aus Brünn hingegen interpretierten diese Nutzung zeitgemäß, abseits biederer Holzvertäfelungen und nicht nur für ambitionierte Jäger. Das Domizil richtet sich mit einer einzigen offenen Fassade nach Norden. Die übrigen Seiten schließen direkt an einen Hügel an, das grasbewachsene Dach neigt sich zum fließenden Übergang in die Wiese. So erscheint es fast als natürlicher Hügel, denn auch die Fassade übt respektvolle Zurückhaltung: Die zweischalige Betonaußenwand ist verkleidet mit Steingabionen – gleich den traditionellen Steinmauern auf den Feldern der Umgebung. Gestapelte Holzscheite dienen nicht nur zur Befeuerung des Kamins, sie bilden auch eine stimmige Ergänzung als Fassadenmaterial. Pfosten aus regionalem Eichenholz stützen das Flachdach über der Terrasse. Diese auskragenden Bauteile, so auch Eingangspodest und -vordach, sind aus Sichtbeton gefertigt. Raumhohe Verglasungen zur Terrasse und breite Fenster vor den Schlafräumen bieten Aussichtsposten für Jäger und andere Gäste.
Oberlichtschächte versorgen die Innenräume mit Tageslicht. Hier lassen nur die Trophäen an den Wänden des Kaminzimmers an eine Jagdhütte denken – wobei „Hütte“ dem Raumprogramm kaum gerecht wird. Neben drei Gästezimmern, jeweils mit eigenem Bad und WC, dem großzügigen Kaminzimmer und den Nebenräumen gibt es einen eigenen Bereich für den Hauswart. Innen bestimmen nur wenige, dezente Materialien die Atmosphäre: Decken aus Sichtbeton, hellgrau gestrichene Wände und am Boden Linoleum in der gleichen Farbe. Im lichtdurchfluteten Kaminzimmer erscheinen die Geweihe an der Wand eher als Kunstinstallation denn als Trophäensammlung.
Flachdach
Das Gründach geht nahtlos in die Landschaft über, die Wiese setzt
sich oberhalb des Gebäudes fort. Die Natur soll sich das Dach im
Laufe der Zeit wieder zu eigen machen und Tiere über den mit
Gräsern bewachsenen Wall laufen.
Das Dach aus Stahlbeton ist ein Umkehrdach
mit einer Abdichtungslage aus Kunststoffbahnen, auf welche Dämmung,
Trenn- und Schutzlage, Drainage- und Filterschicht folgen.
Die Substratschicht wurde mit einer intensiven, naturnahen Begrünung
versehen. Um überschüssiges Niederschlagswasser, dass nicht von der
Substrat- und Speicherschicht aufgenommen wird, sicher abzuleiten,
ist im Bereich der Attika ein Kiesstreifen mit Drainage
angeordnet.
Bautafel
Architekt: Basarch, Brno
Projektbeteiligte: Hana Bainarová (Projektleitung); FKB, Břeclav (Bauausführung)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2010
Standort: Lednice
Bildnachweis: Lukas Pelech, Prag; Pavel Bainar und Basarch, Brno
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