Parkhaus-Anlage in München-Riem
RAL 6024 Verkehrsgrün – geneigtes Rasendach als „Landart"
„Der Name des Entwurfs ist RAL 6024 Verkehrsgrün, sein Image ist Landschaft", schreiben die Architekten in ihren Wettbewerbsunterlagen. Das Konzept: eine 165 m lange Spange zwischen U-Bahn-Abgang und Messeeingang, zwei schräge, schwarz durchgefärbte Sichtbetonwände nach Westen und Osten, dazwischen die Parkdecks und ein Busbahnhof. Die kürzere Stirnseite erhebt sich im Süden, die längere fällt nach Norden ab - die daraus resultierenden geneigten Dachflächen sind als Rasendach begrünt.
Gallerie
Der Bautyp entspricht einer Geschossvollrampenanlage mit drei „Schiffen", zwischen denen, durch begrünte Innenhöfe hindurch, die Rampen eingehängt sind. Neben 1.100 Stellplätzen und dem Omnibusbahnhof fanden hier ein Servicezentrum mit Cafeteria und Nebenräumen ihre Bleibe. Das äußere Erscheinungsbild wird vom Schwarz-Grün der Materialien bestimmt, im Inneren der Parkhausanlage sind Reinweiß (Stahlträger und Untersichten) und Grau (Fassadenkonstruktion) vorherrschend.
Flachdach
Die Umsetzung des Konzeptes ist am Gebäude klar ablesbar: „Ein
grünes Dach ist alles, was vom Messeeingang von Norden zu sehen
ist. Die Messe wird solchermaßen nicht bedrängt, sondern
spannungsvoll inszeniert. Ein Rasenband, das perforiert und
stellenweise verformt (angehoben/abgesenkt) wird: Rasenteppich zum
Messevorplatz, Busbahnhof mit Rasenpflaster, Rasendächer,
Rasenteppich in den Lichthöfen und ein von der Messestrasse in den
südlichen Lichtgraben hineingerollter Rasenteppich."
Die Dächer sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, da sich hierfür die Pflege und der bauliche Aufwand samt notwendigen Absturzsicherungen und Wege wesentlich erhöht hätten. Den Untergrund für die Begrünung bilden massive Betondecken, die mit einer (wurzelfesten) Flüssigbeschichtung versehen sind. Darauf wurde eine Speicherschutzmatte, ein 40 mm hohes Dränelement und ein Filtervlies aufgebracht. Die Flächendrainage stellt die Entwässerung auf einer Länge bis zu 30 m mit einer Neigung zwischen 6,5 und 17 % sicher; entwässert wird in eine vorgehängte Rinne.
In der geringen Schichthöhe des Substrates von 10 cm kann – vegetationstechnisch bedingt – nicht ausreichend Wasser gespeichert werden. Um dennoch auch in Trockenzeiten einen grünen Rasen zu erhalten, wurde eine Über-Kopf-Beregnung mit Versenkregnern gewählt, die über Zeitsteuerung mit angeschlossenem Regensensor gesteuert wird. Gespeist wird diese Anlage durch eine Grundwasserzisterne, überschüssiges Wasser wird in einem Rigolensystem wieder versickert. Ein speziell für diese extremen Standortbedingungen ausgewählter Rollrasen kann sich durch Einrollen der Blätter vor allzu großer Verdunstung schützen.
Um sich ein bei üblichen Rasenmähern notwendiges Absturzgeländer
zu sparen, wurden "Mähroboter" eingesetzt. Dadurch ist die
Installation einer Absturzsicherung mit fester Anschlageinrichtung
mit umlaufendem Führungsseil und mitlaufendem Anschlagpunkt
ausreichend. Die insgesamt sechs akkubetriebenen Rasenmäher-Roboter
werden (während der Vegetationsperiode) nach einer Mähzeit von ca.
90 min automatisch an Ladestationen wieder aufgeladen. Danach gehen
sie – wie von Geisterhand gesteuert – wieder auf Mähtour.
Bautafel
Architekten: Bohn Architekten, München
Projektbeteiligte: Realgrün Landschaftsarchitekten, München (Planung und Bauleitung Außenanlagen); Zinco, Unterensingen (Systemhersteller Dachbegrünung); Greizer Landschaftsbau, Greiz-Schönfeld (Ausführung Dachbegrünung)
Bauherr: Landeshauptstadt München, vertreten durch MRG - Maßnahmeträger München-Riem Gesellschaft
Fertigstellung: 2002
Standort: Messestadt München Riem
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