Umbau eines Wohnhauses in Berlin
Schiebeelemente in Eichenholzrahmen
Längst zur Haupstadt eingemeindet, zeugt die imposante Doppelplatzanlage im Zentrum Frohnaus von der Vergangenheit des heutigen Berliner Ortsteils, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Gartenstadt angelegt wurde. Weitaus bescheidener, aber architektonisch nicht minder bemerkenswert, mutet der Umbau eines kleinen Bungalows an, der ganz im Westen von Frohnau, kurz vor der brandenburgischen Landesgrenze zu finden ist. Als die heutigen Eigentümer das Haus aus den Nachkriegsjahrzehnten erwarben, beabsichtigten sie zunächst nur eine Dachsanierung. Schließlich aber wurde auch das Innere des Hauses nach Plänen des Berliner Büros Zappe Architekten umstrukturiert und um zwei Wintergärten erweitert, sodass eine neue Beziehung zwischen dem Inneren des Hauses und dem baumbestandenen Garten geschaffen wurde.
Gallerie
Vier Volumen, halb im Hang
Wer sich dem dichtbewachsenen Grundstück von der Straßenseite her nähert, sieht sich einer zweigeschossigen Südfassade gegenüber, die die ungewöhnliche Grundrissanlage kaum erahnen lässt. So sind es vier Volumen gleicher Tiefe, die im Westen mit der gleichen Baulinie abschließen, auf der Ostseite aber unterschiedlich weit in den Garten vorstoßen. Im hinteren Teil allein eingeschossig, ruht die südliche Hälfte des Gebäudes auf einem Hanggeschoss, das neben dem Entrée auch ein Gästezimmer sowie die Nebenräume des Hauses beherbergt. Von hier aus führt eine einläufige Treppe in den Wohnbereich des Obergeschosses.
Von drinnen nach draußen
Während sich am oberen Treppenende der Zugang zu Küche und Ankleidezimmer bietet, sind im südlich anschließenden Volumen Schlafzimmer und Bad zu finden. Der der Straße zugewandte Baukörper, der schon im ursprünglichen Zustand weit in den Garten reichte, wurde im Zuge des Umbaus noch um einen Wintergarten ergänzt, sodass die verlängerte Front den Garten umso besser vor Einblicken schützt. Ebenfalls um einen gläsernen Anbau ergänzt wurde das breiteste der Volumen, das im Norden an die Küche angrenzt. Hier allerdings wurde die ursprüngliche Außenwand abgebrochen, sodass Wohn- wie Essbereich, nun großflächig verglast, im Garten ihre Fortsetzung finden. Wie die lichte Erweiterung nimmt sich auch die vorgelagerte Terrasse breiter als das dahinterliegende Volumen aus und reicht bis vor den nördlichen Körper. Dabei setzt sich das hölzerne Deck, das über den Gartenteich kragt, bis zur nördlichen Außenwand fort, hinter der sich ein Arbeitszimmer befindet.
Verbindendes Gesims
Ungeachtet der Vor- und
Rücksprünge, die die Gartenfassade bestimmen, wird durch ein
Vordach, das den Bau wie ein Gesims schmückt, ein optischer
Zusammenhang gestiftet. Im Bereich des tiefen Einschnitts, der sich
zwischen Wohn- und Schlafzimmer auftut, löst sich das Dach vom
Baukörper und schließt – auf einer v-förmigen Stütze wie eine
Pergola ruhend – den Rücksprung zu einem intimen Hof. Während auf
diese Weise ein gefasster Außenraum entsteht, werden die Innenräume
des Hauses durch die zugebauten Wintergärten zum Garten hin
geöffnet – eine Verschränkung von innen und außen, die an die
nordamerikanische Villenarchitektur der Fünfziger- und
Sechzigerjahre denken lässt.
Glasschiebetüren im Eichenholzrahmen
Dabei schützt das Vordach die holzsichtigen Eichenrahmen der in
einer Bodenschiene geführten, geschosshohen Schiebeelemente, die
somit ohne eine metallene Regenschiene auskommen. Ausgestattet mit
einer Dreifachverglasung, die einen U-Wert von 0,7 W/mK aufweist,
wird für die Fensterelemente ein Wärmedurchgangskoeffizient von 1,3
W/mK erreicht – dabei steht eine geringe Größe für eine besonders
gute Wärmedämmeigenschaft. -ar
Bautafel
Architektur: Zappe Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Schmidt-Visbek, Visbek (Holzschiebefenster IV76); Roto Frank, Leinfelden-Echterdingen (Schiebetürbeschläge)
Bauherrschaft: privat
Fertigstellung: 2018
Standort: Berlin-Frohnau
Bildnachweis: Caroline Prange Photographie, Berlin