NEW-Blauhaus in Mönchengladbach
Facettenfassade aus Glas- und Photovoltaikelementen
Wenn sich Wirtschaft und Wissenschaft zusammentun und ein Haus bauen, das gleichzeitig das Kundenzentrum eines Energieanbieters beherbergt sowie Lehr- und Verwaltungsbereiche einer Hochschule samt Bibliothek und Büros für Existenzgründer, muss ein griffiger Name her. Das NEW-Blauhaus in Mönchengladbach ist eine Kooperation des Unternehmens Niederrhein Energie Wasser, dessen Kürzel es trägt, mit der Hochschule Niederrhein, auf dessen Gelände es steht. Mit den optischen Effekten seiner abstrakten, rundum blau glänzenden, teilweise aus Photovoltaikelementen gebildeten Fassade macht es deutlich, dass es auf allen Etagen um Energieeffizienz geht. Selbstverständlich erreicht das Gebäude Passivhausstandard und wird kohlenstoffdioxid-neutral betrieben.
Gallerie
Der Entwurf für das fünfgeschossige blaue Haus stammt von dem Büro kadawittfeldarchitektur aus Aachen. Der kompakte Solitär auf fünfeckigem Grundriss steht am westlichen Rand des Hochschulgeländes, das sein backsteinernes altes Hauptgebäude eigentlich an der im Norden verlaufenden Webschulstraße hat. Mit einer diagonalen Geste von der Straße auf den baumbestandenen Campus schafft es sich hier einen eigenen Vorplatz mit Freitreppe und neuer Adresse. Im Erdgeschoss und im Sockel präsentiert der örtliche Energie- und Wasserversorger NEW den Kunden seine Dienstleistungen, die vier Obergeschosse werden von Start-up-Unternehmen aus dem Energiesektor genutzt sowie von der Hochschule, die hier neben Lehr-, Forschungs- und Serviceeinrichtungen ganz oben auch ihre Bibliothek untergebracht hat. Entlang der Fassaden sind jeweils die Büros und Aufenthaltsräume angeordnet, im Kern die Treppen und Nebenräume. Zur besseren Belichtung der Flur- und Erschließungsbereiche wurde in den Obergeschossen ein Atrium platziert.
Fassade
Die blau-spiegelnden Fassadenelemente geben dem Haus nicht nur
seinen Namen, sondern decken zusammen mit weiteren
Photovoltaikpaneelen auf dem Dach auch CO2-neutral
seinen Strombedarf. Die Fassadenstruktur wird umlaufend aus
abwechselnd jeweils 1,35 Meter breiten raumhohen Fensteröffnungen
und geschlossenen Flächen gebildet, die geschossweise verspringen.
Außen wechseln sich entsprechend blau-opake Glas- bzw.
Photovoltaikpaneele mit nach unten ausgestellter Neigung und vor
den Fenstern entgegengesetzt geneigte Prallscheiben ab. Alle
Fassadenelemente haben eine identische Breite und verbinden sich
über die Geschossdecken und die Hohlraumböden hinweg zu einem
kontinuierlichen abstrakten Facettenbild aus wechselnd
transparenten und opak-blauen Elementen. An den beiden nach Norden
weisenden und damit für die Energiegewinnung unbedeutenden Fassaden
sowie an den beiden unteren Geschossen und den Gebäudeecken handelt
es sich hierbei um blau emailliertes Glas, an den verbleibenden
Flächen um Photovoltaikpaneele. Je nach Himmelsrichtung variiert
der Ausstellwinkel der blauen Elemente leicht: Im Norden liegt er
bei 6°, im Osten und Westen bei 4° und im Süden, wo ein Ausstellen
zu gegenseitiger Verschattung geführt hätte, wurde auf das
Verkippspiel verzichtet.
Die kastenartigen Elemente der Fassaden wurden vorproduziert und als Ganzes an die Rohdecke gehängt. Bei den Fenstern bilden jeweils eine innere öffenbare Glastür und das Prallglas ein zusammenhängendes Bauteil, bei den geschlossenen Flächen das blau emaillierte Glas bzw. das Photovoltaikelement mit einem gedämmten Metallpaneel als innerem Raumabschluss. Die Befestigung erfolgte an Ankerplatten mit einer Feinjustierung durch Schrauben. Die raumhohen Fenstertüren können zur Belüftung und zur Wartung jederzeit geöffnet werden. Da die davor gestellten geneigten Prallscheiben nur als Absturzsicherung und Lärmschutz dienen und ungedämmt sind, sind die keilförmigen Luftzwischenräume dauerhaft natürlich belüftet.
Den wichtigsten Beitrag zur Wärme- und Kälteversorgung des Gebäudes leistet eine hocheffiziente reversible Wärmepumpe in Verbindung mit einem 150 Kubikmeter großen einsehbaren Eisspeicher und einem Rückkühlwerk. In den kalten Monaten sichern die Elemente den Heizbedarf und in den warmen Monaten die Kühlung. Da die technischen Anlagen im Untergeschoss von den Kunden des Energie- und Wasserversorgers im Rahmen einer Energieberatung besichtigt werden können, lassen sich zu Demonstrationszwecken ein funktionsfähiges Blockheizkraftwerk zur Wärme- und Stromerzeugung, ein Spitzenlastkessel zur Wärme- sowie eine Absorptionskältemaschine zur Kälteversorgung hinzuschalten.
Bautafel
Architekten: kadawittfeldarchitektur, Aachen
Projektbeteiligte: A. Frauenrath BauConcept, Heinsberg (Generalübernehmer); Rache Engeneering, Aachen (Fassadentechnik); TEN Ingenieure, Aachen (Technische Gebäudeausrüstung); Kempen Krause Ingenieure (Tragwerksplanung); IPJ Ingenieurbüro P. Jung, Köln (Energieplanung)
Bauherr: NEW mobil & aktiv Mönchengladbach
Fertigstellung: 2015
Standort: Richard Wagner-Straße 140, 41065 Mönchengladbach
Bildnachweis: Andreas Horsky, Aachen
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