Einfamilienhaus bei Basel
Energieeffizienter Prototyp in Elementbauweise
In Riehen, einem beschaulichen Vorort Basels, der durch Reihenhäuser und viel Grün geprägt ist, wurde ein ungewöhnliches Wohnprojekt verwirklicht: Das Movable House ist ein eingeschossiger Pavillon in Elementbauweise, der sich für die verschiedensten Standorte eignen soll. Rahbaran Hürzeler Architekten haben ihn in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz dergestalt entwickelt, dass Schichtaufbauten und tragende Bauteile auf ein Minimum reduziert werden konnten. Die Bauzeit betrug nur einen Monat, die Vorfertigung der Bauelemente benötigte vier Monate.
Gallerie
Tragende Holzkerne gliedern den Innenraum
Die Wohnfläche von 97 Quadratmetern auf quadratischem Grundriss bietet Platz für eine vierköpfige Familie. Die Besonderheit liegt in der Tragstruktur: Sie besteht aus vier raumhaltigen Holzkernen, die das Innere des Hauses gliedern. Annähernd kreuzförmig angeordnet dienen sie als Eingangsbereich, Stauraum oder Badezimmer. Auch die gesamte Haustechnik ist in ihnen untergebracht. An den Gebäudeecken entstehen vier unterschiedlich große Zimmer, die jeweils von zwei Seiten großflächig verglast sind. Über einen leicht dezentral angeordneten kreisrunden Raum, der als Bibliothek genutzt wird, sind sie miteinander verbunden.
Die vier Kerne wurden aus vierzig Millimeter starken, mehrschichtigen Buchenholzplatten (13,50 x 1,82 m) gefertigt. Auf ihnen lastet ein allseitig auskragendes Flachdach. Die Decke besteht aus fünf vorgespannten Betonelementen mit Abmessungen von zehn mal zwei Metern und einer Stärke von sechs Zentimetern. Sie wurden als Rippendecken vorfabriziert und bereits im Werk in den entstandenen Zwischenräumen gedämmt. Gegenüber herkömmlichen Massivdecken wurde siebzig Prozent weniger Beton benötigt. Decke und Boden sind aus Weißzement und wurden betonsichtig belassen. Sie sind mit Carrara-Marmor versetzt und geschliffen, sodass ein terrazzoähnlicher Effekt entsteht.
Die Fassade wurde in Holz-Leichtbauweise erstellt, opake Elemente bestehen aus weiß gestrichenen Dreischichtplatten. Die bodentiefen Fenster haben ebenfalls gestrichene Holzrahmen und erreichen mit einem U-Wert von 0,8 W/m²K nahezu Passivhausstandard. Als Schutz vor zu viel Sonnenlicht und unerwünschten Einblicken können die Fassaden umlaufend mit weißen, außen liegenden Textilvorhängen geschlossen werden.
Erhöhte Speicherkapazität durch Phasenwechselmaterial
Auch die Bodenplatte besteht aus fünf vorgefertigten, elf Zentimeter starken Betonelementen. Sie sind mit einem Phasenwechselmaterial (kurz PCM, für Phase Change Material) auf Wachs- und Salzbasis kombiniert. Dadurch erhöht sich die thermisch wirksame Speichermasse und entspricht derjenigen einer dreißig Zentimeter starken Decke bei vier Kelvin Temperaturänderung. Im Wohnraum wurden 115 Salzakkus (25 x 39 x 2 cm), im Kinderzimmer 56 Paraffinakkus (30 x 40 x 5 cm) eingesetzt. Die gespeicherte Wärmeenergie wird zeitverzögert an den Raum abgegeben, was zu einem ausgeglichenen Raumklima beiträgt.
Die Erzeugung von Heizwärme, Warmwasser und Strom erfolgt ausschließlich mithilfe erneuerbarer Energien: Geheizt wird über eine Wärmepumpe mit zwei Erdkörben. Diese haben einen Durchmesser von 2,40 Meter (oben) und 1,40 Meter (unten) und eine Höhe von 2,70 Meter. Die Wärmeabgabe erfolgt über eine Fußbodenheizung mit Niedertemperatur. Durch die geringe Vorlauftemperatur arbeitet die Wärmepumpe besonders effizient. Zur Stromerzeugung sind auf dem Dach 33 Photovoltaik-Elemente montiert (insgesamt 54 Quadratmeter mit einer Leistung von 9.735 kW). Die Jahresproduktion der Solaranlage übersteigt den Strombedarf des Wohnhauses sogar. -ik
Bautafel
Architektur: Rahbaran Hürzeler Architekten, Basel
Projektbeteiligte: ZPF Ingenieure (Tragwerksplanung); Institut Energie am Bau der Fachhochschule Nordwestschweiz (Forschungsprojekt Innosuisse, Bauphysik); Jäggi Volmer (Flachdach); Selmoni Installationen (Elektro, Photovoltaik); Tschantré Gebäudetechnik (Energietechnik), alle Basel; Element, Veltheim (Boden-/Deckenelemente)
Bauherrschaft: privat
Fertigstellung: 2018
Standort: Riehen/Basel, Schweiz
Bildnachweis: Weisswert, Basel; Rahbaran Hürzeler Architekten, Basel
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