Fachempfehlung Brandschutz: Menschen mit Behinderung
Publikation des Deutschen Feuerwehrverbands
Vorrangiges Ziel des Brandschutzes ist immer der Schutz von Menschen. Im Zuge der Beschäftigung mit DIN-Normen, Feuerwiderstandsklassen, Bemessungen von Bauteilen und ähnlichem gerät dieser Aspekt oftmals in den Hintergrund. Der Deutsche Feuerwehrverband DFV widmet sich dem Thema in der Publikation Der rote Faden für den Brandschutz bei Menschen mit Behinderung.
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Wer hier nach technischen Informationen zu besonderen Anforderungen an Fluchtwege, Löschsysteme, Türbreiten und Rampenneigungen sucht, wird überrascht sein. Im Fokus stehen vielmehr Menschen mit besonderen individuellen Bedürfnissen bzw. Eigenschaften, und wie diese im Rahmen des Brandschutzes berücksichtigt werden können.
Nachdenklich stimmt in diesem Zusammenhang die persönliche Schilderung eines Brandschutzerziehers bei seiner ersten Brandschutzaufklärung in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen. Denn diese spiegelt wider, wie schnell Menschen mit ihren Emotionen und Reaktionen im Brandfall außer Acht geraten, wenn rechtliche und technische Aspekte zu sehr im Fokus stehen. Berührend schildert der Feuerwehrler, dass seine theoretischen, praktischen und didaktischen Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Behinderungen schnell an Grenzen stoßen, und das Vermitteln von richtigem Verhalten im Brandfall und die Sensibilisierung für die Gefahren einen ganz eigenen Ansatz und besonderes Einfühlungsvermögen braucht.
„Behinderung“ umfasst – auch bezogen auf den Brandschutz – ein weites Spektrum an Einschränkungen: Seh- und Hörbeeinträchtigungen, körperliche wie geistige Besonderheiten ebenso wie Lerneinschränkungen. Wie sensibilisiert man Menschen mit geistigen Behinderungen für das Thema Brandschutz, wie bringt man ihnen richtiges Verhalten im Brandfall bei? Wie gelingt dies bei Personen mit Einschränkungen in der Sinneswahrnehmung, dem Hören, Sehen, Sprechen? Oder bei Nutzerinnen und Nutzern mit psychischen Störungen wie z. B. Kindern in bestimmten Förderschulen?
Anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis geben erfahrene Feuerwehrleute und Brandschutzerzieher/innen mit viel Liebe und Kreativität Antwort auf diese Fragen. Was belegt, dass sich komplexe Themen durchaus individuellen Anforderungen anpassen und auf Kernpunkte verständlich herunterbrechen lassen. Das zeigt zum Beispiel der angepasste Lehrstoff, der Menschen mit geistigen Einschränkungen durch Praxisübungen vermittelt wird. Die Kommunikation zwischen Brandschutzerzieher/innen und Menschen mit Behinderungen sollte einfach, aber einprägsam sein. Interessant auch, wie sich die Lehrinhalte bei Menschen mit Einschränkungen in einem spezifischen Bereich durch Anpassung in einem anderen Bereich nachhaltig vermitteln lassen.
Auch wenn sich die Fachpublikation in erster Linie an Brandschutzerzieher/innen der Feuerwehr richtet, ist sie für Architekt(inn)en und Fachplaner/innen sehr empfehlenswert. Sie lässt über den eigenen Tellerrand hinausschauen und macht klar, worum es in der Planung von Gebäuden hauptsächlich geht: um Menschen und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse.
Die 50-seitige und farbig illustrierte Broschüre steht kostenfrei als Pdf-Datei zum Download auf der Webseite des Deutschen Feuerwehrverbands zur Verfügung (siehe Surftipps).
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