Sanierung nach Brandschäden im Holzbau
Richtlinie der Holzforschung Austria
Im Vergleich zur Massivbauweise sind Bauwerke aus Holz im Falle eines Brandereignisses stärker gefährdet – jedoch weniger hinsichtlich des Feuerwiderstands, sondern der Wiederherstellung nach einem Brand. Der Umgang mit der durch Feuer beschädigten Bausubstanz gestaltet sich deutlich komplexer als in massiv errichteten Gebäuden, sowohl in Analyse und Untersuchung wie auch in den anschließenden Ertüchtigungsarbeiten.
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Vor dem Hintergrund, dass (zumindest im deutschsprachigen Raum) keine Normen, Regelwerke und Veröffentlichungen zur Brandsanierung im Holzbau existieren (lediglich in Deutschland seitens der Versicherungswirtschaft die nichtbindenden „Richtlinien zur Brandsanierung” VdS 2357 von 2014), hat das österreichische Institut Holzforschung Austria im Juni 2021 den Leitfaden Sanierung nach Brandschäden im Holzbau veröffentlicht.
Im Vergleich zur Massivbauweise sind Konstruktionen und Ausbauten aus Holz komplexer – und damit schadensträchtiger im Brandfall und meist aufwändiger in der Sanierung. Durch den mehrschichtigen Aufbau von Außen- und Innenwänden, Decken und Dächern werden bei einem Brand meist auch die besonders sensiblen Bauteilanschlüsse beschädigt, insbesondere die Ebenen der Luftdichtigkeit. Bauphysikalische Funktionen müssen im Zuge einer Sanierung wiederhergestellt werden. Zudem entsteht ein oft größerer Schaden am Bauwerk nicht durch das Feuer selbst, sondern durch den Einsatz von Löschwasser im Zuge der Brandbekämpfung. Der Leitfaden behandelt Schäden durch Wasser daher separat und verweist in diesem Zusammenhang auf eine weitere Richtlinie mit dem Titel Trocknungen nach Wasserschäden im Holzbau.
Ein strukturiertes Vorgehen bei der Begutachtung von Brandschäden und deren Sanierung wird empfohlen: Schritt für Schritt – entsprechend ist die Richtlinie selbst aufgebaut. Im Rahmen einer ersten Begutachtung erfolgt die Einordnung in vier „Gefahrenbereiche“ (GB 0 bis GB 3), analog zu der Systematik der VdS 2357. Der entsprechende Gefahrenbereich bildet sich aus der Kombination von Nutzung des Gebäudes, Brandausdehnung, Brandgut (Papierkorbbrand in einer Wohnung versus Chemikalien in einem Industriegebäude) und dem Brandbild bzw. dem Brandverlauf. Je nach Gefahrenbereich ist ggf. ein Sachverständiger hinzuzuziehen.
Der Sanierungsablauf wird ebenfalls schrittweise beschrieben: Zunächst muss meist (zumindest im Bereich des unmittelbaren Brandherds) eine Bauteilöffnung erfolgen, um das Ausmaß der Beschädigungen durch Feuer und Löschwasser sowie innerhalb der Konstruktionsaufbauten liegende Brandschäden beurteilen zu können. Dies bedeutet Demontage der Wand- und Deckenbekleidungen – meist Gipskartonplatten oder Holzverkleidungen. Verschiedene Reinigungsverfahren von Oberflächen werden dargestellt (z.B. Handwisch-Verfahren, Peel-off-Verfahren) bis hin zur Wiederaufarbeitung von sichtbaren Holzoberflächen durch Niederdruck-, Wirbel- oder Sandstrahlverfahren bis zum Hobeln und Schleifen. Die Wiederherstellung von beschädigten Fenstern und Türen wird ebenso thematisiert wie das Wiederschließen der Konstruktionen, die Notwendigkeit eines „Blower-door-Tests“ zur Prüfung der sanierten Luftdichtigkeitsebene sowie die Beseitigung von Brandgerüchen z.B. durch Ozonisierung.
Die 23-seitige Publikation mit Farbfotos empfiehlt sich dank des systematischen Aufbaus für Architekt(inn)en, Planer(inn)en und Handwerker/innen. Die Pdf-Datei steht auf den Webseiten der Holzforschung Austria (siehe Surftipps) zum kostenfreien Download zur Verfügung.
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