Junges Wohnen in Baden
Massivbau mit Stahlbeton-Kragplatten und vorgehängter Metallhülle
Wohnen ist ein teures Gut geworden. Die hohen Mieten erschweren es besonders jungen Menschen mit knappem Budget, eine bezahlbare Wohnung zu finden. In Österreich hat man das erkannt und fördert seit 2013 die Errichtung, die Sanierung und den Erwerb von Wohnraum im Rahmen des Programms „Junges Wohnen“. Allein im Bundesland Niederösterreich entstanden 500 neue Wohneinheiten, 29 davon im Juwo Baden, einem Gebäude nach Plänen des Architekturbüros Superblock aus Wien.
Gallerie
Der viergeschossige Neubau befindet sich nördlich des Landesklinikums der Stadt Baden. In zwei späteren Bauabschnitten sind in direkter Nachbarschaft zwei weitere Gebäude sowie ein öffentlicher Park mit Kinderspielplatz geplant. Noch allerdings steht das Wohnhaus mit den umlaufenden Balkonen und der charakteristischen Lochblechfassade allein zwischen der Rotes Kreuz-Gasse im Süden und der Kanalgasse im Norden.
Für das Gebäude entwickelten die Architekten verschiedene Grundrissvarianten, die auf den Bedarf und die unterschiedlichen Lebensstile von Singles, jungen Paaren und Kleinfamilien zugeschnitten sind. Der Typ Classic verfügt über ein Schlafzimmer und einen Wohnraum mit Kochnische, der Typ Work besitzt einen zusätzlichen vom Wohnraum abgetrennten Arbeitsbereich, der Typ Family hat zwei separate Schlafzimmer. Alle Wohnungen sind entweder nach Osten oder Westen ausgerichtet und werden über das innenliegende Treppenhaus mit Aufzug barrierefrei erschlossen. Bäder und WCs lassen sich mit wenig Aufwand für Menschen mit Behinderung umrüsten. Die maximale Wohnungsgröße beträgt 60 Quadratmeter. Dazu kommen die umlaufenden Balkone sowie im Erdgeschoss ein Gemeinschaftsraum mit offener Küche und Terrasse, eine kleine Waschküche und ein Fahrradraum. Eine Tiefgarage im Untergeschoss bietet Platz für 30 Fahrzeuge.
Das Juwo Baden entspricht dem österreichischen Niedrigenergiestandard. Beheizt wird es über Fernwärme, in die Glastüren und Fenster sind Dreischeibenisolierverglasungen eingesetzt. Das Dach ist extensiv begrünt, anfallendes Regenwasser versickert auf dem Grundstück.
Beton
Errichtet wurde das Gebäude in Massivbauweise überwiegend in Ortbeton. Für
die Außenwände im Erdgeschoss verwendete man einen Stahlbeton
der Druckfestigkeitsklasse C25/30 und der Expositionsklasse XC1
(für trockene oder ständig nasse Umgebungen). Alle anderen Wände
wurden gemauert, die Außenhülle erhielt einen Vollwärmeschutz. Bei
den Geschossdecken und dem Dach kamen Elementdecken in
Halbfertigbauweise zum Einsatz, die anschließend mit Ortbeton
C25/30 XC1 verfüllt wurden. Die Treppenläufe (C30/37 B2) samt
Brüstungen (C25/30 B2) wurden im Werk vorgefertigt und vor Ort
eingebaut. Die österreichischen Kurzbezeichnungen B1 bis B12
beziehen sich auf den Wasserzementwert und den Luftgehalt eines
Betons.
Die umlaufenden Balkone wurden konstruktiv als
Stahlbetonkragplatten in Ortbeton der Druckfestigkeitsklasse C25/30
B3 mit 2% Gefälle ausgeführt. Um sie rutschfester zu machen, wurden
die noch nicht erhärteten Betonoberflächen mit einem Besen
abgestrichen. Diese Besenstrich genannte Technik sorgt für eine
Rauigkeit verhindert das Ausrutschen insbesondere bei Nässe. Bei
der Untersicht wurde die Brettschalung sichtbar gelassen. Den
auskragenden Balkonplatten sind gleich einer zweiten Haut
durchbrochene Metallelemente vorgehängt, die sich vom Dach bis zum
Erdboden erstrecken. Unterschiedlich große Ausschnitte vor den
Fenstern und Türen erlauben die uneingeschränkte Aussicht in die
Umgebung. Diese semiprivate Zwischenzone vergrößert nicht nur die
flächenoptimierten Wohnungen, sie verleiht dem Baukörper auch ein
transparentes, leichtes Erscheinungsbild.
Bautafel
Architekten: Superblock, Wien
Projektbeteiligte: Harrer & Harrer, Wien (Tragwerksplanung); Gerhard Burian, Wartmannstetten (Bauphysik); Erich Röhrer, Wien (Brandschutz); Generalplan 2000, Wiener Neustadt (Haustechnik), Land in Sicht, Wien (Landschaftsplanung und Besiedlungsmanagment)
Bauherr: Alpenland Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft, St. Pölten
Standort: Rotes Kreuz-Gasse 4, 2500 Baden bei Wien
Fertigstellung: 2017
Bildnachweis: Jürgen Pletterbauer, Wien, Superblock, Wien
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