Sozialwohnungen in Angers/F
Holzlattenstruktur in Ortbeton
Rund 11.000 Einwohner leben in Grand-Pigeon, einem Viertel im Nordosten der französischen Stadt Angers. Den gleichen Namen trägt ein städtisches Wohnbauprojekt, in dessen Rahmen u.a. 135 Sozialwohnungen entstanden sind. Der Masterplan stammt von den Stadtplanern vom Büro SARA unter der Leitung von Jean-Pierre Logerais, der Entwurf für die Gebäude von den Pariser Architekten vom Studio Bellecour.
Gallerie
Die städtebauliche Vorgabe sah ein einheitliches Quartier mit klaren Grenzen zu den benachbarten Bezirken vor, in dem neben blockartigen Gebäuden begrünte Innenbereiche und Plätze vorgesehen waren. Dem folgten die Architekten Wilfried Bellcour und Francois Barberot, schufen aber statt langer Wohnriegel eine kleinteilige Gebäudestruktur mit differenziertem Farb- und Materialkonzept. Wichtig war ihnen, die Sozialwohnungen nicht wie solche aussehen zu lassen und gleichzeitig ein geschlossenes Wohngebiet mit städtischem Charakter zu schaffen.
Entstanden sind insgesamt sieben in einem Abstand zueinander angeordnete Häuser mit 62 Appartments und 73 Wohnungen: Drei der Gebäude liegen auf einer Straßenseite, vier auf der anderen. Sie sind jeweils über ein zusammenhängendes Erdgeschoss miteinander verbunden. Alle sind viergeschossig und mit einem zurückspringenden Dachgeschoss ausgebildet.
Die Fassade des Erdgeschosses ist zur Straße hin in hellgrauem
Beton ausgeführt, der sich auf jeweils einer Gebäudehälfte bis zum
Dachgeschoss hochzieht. Die andere Hälfte ist nochmals geteilt:
Während das zweite Geschoss etwas zurückversetzt liegt, umschließt
ein weiß verputzter Bereich im dritten und vierten Geschoss eine
farbige Fläche mit jeweils vier Fenstern in ihrer Mitte wie ein
großer Rahmen. Zwischen Beton- und Putzfassade liegt das
Treppenhaus, darüber das ebenfalls zweigeteilte Dach. Dessen
dunkelanthrazitfarbene Flügel kragen weit über die leuchtend gelb
gestrichene Putzfassade des zurückgesetzten Dachgeschosses hinaus.
Zu den Hofseiten hin sind die Fassaden ebenfalls von Vor- und
Rücksprüngen geprägt. Diese bilden Nischen und kleine Höfe mit
unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten aus.
Beton
Den Architekten ist es gelungen, ein Ensemble aus abwechslungsreich
gestalteten Einzelelementen zu schaffen, dessen Gesamterscheinung
dennoch einheitlich ist. Große Fassadenflächen wurden in
aufwendiger Betontechnik ausgeführt. Sie stehen im Kontrast zu den
angrenzenden glatten Putzflächen. Die Außenhaut der Betonwände
wurde in einer Matrizenschalung mit Holzstruktur als Ortbeton
ausgeführt. Fensteröffnungen und andere Fassadenöffnungen wurden
bereits in die Matrizen eingearbeitet. Sie mussten äußerst
sorgfältig geplant werden, da Korrekturen bei dieser Bauweise nicht
möglich waren – für die ausführende Firma eine große
Herausforderung.
Insgesamt wurde eine Fläche von 1.700 m² aus diesem Ortbeton
hergestellt. Die verwendete Schalung mit Holzlattenstruktur
zeichnet sich reliefartig auf den Betonoberflächen ab. Besonders
die Eckausbildung erforderte großes handwerkliches Können, da die
Matrizen an dieser Stelle zusammenlaufen und sauber gestoßen sein
mussten. Zur hohen Qualität in Ausführung und Optik trägt
ohne Zweifel der selbstverdichtender Hochleistungsbeton bei, der
mit Gesteinskörnungen aus der Region versetzt wurde.
Bautafel
Architekten: Studio Bellecour, Paris
Projektbeteiligte: SARA, Société d’Aménagement de la Région d’Angers (städtebauliches Gesamtkonzept); Socotec-Cholet, Angers/F (Bauleitung); GTB Bouygues, Paris/F (Generaluntenehmer); RFR Éléments, Paris (Fassaden)
Bauherr: Angers Habitat
Standort: Rue Le Gouz, Angers, Frankreich
Fertigstellung: 2010
Bildnachweis: Studio Bellecour, Paris
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