Seeparkgebäude der Landesgartenschau in Zülpich
Lärchenholzfassade, seewasserbetriebene Wärmepumpe und Photovoltaikanlage
Zülpich war bis 1969 Teil des Rheinischen Braunkohlereviers. Durch die Rekultivierung des Tagebaus entstand rund drei Kilometer südöstlich des Stadtzentrums der Zülpicher See. Für die nordrhein-westfälische Landesgartenschau 2014 spielt er eine wichtige Rolle: Direkt an seinem Sandstrand planten die Düsseldorfer Architekten Wollenweber das Seeparkgebäude als Ausstellungshaus. Sie entwarfen linear zum Ufer zwei Riegel in Holzbauweise, getrennt durch eine breite Freitreppe aus Sichtbeton.
Gallerie
Dem Hangverlauf entsprechend, sind die Flachbauten zur nördlichen Seeseite zweigeschossig, an der Südseite hingegen eingeschossig ausgebildet. Das westliche Ausstellungsgebäude bietet im Obergeschoss Raum für Veranstaltungen und Ausstellungen, im Sockelgeschoss befinden sich Umkleiden und Duschen für Badegäste des Seefreibades. Der östliche Riegel beinhaltet oben ein Restaurant und darunter einen Imbiss mit Lounge. Die ausladende Freitreppe dazwischen fungiert als Tribüne und Aufenthaltsort; sie ist an den Rändern mit kleinen Stufen, im mittleren Feld hingegen mit extra breiten Sitzstufen ausgebildet.
Der Zugang zur Ausstellung erfolgt von Süden direkt auf die
obere Ebene; verschiedene Umwelt- und Naturschutzorganisationen
stellen hier aus. Die Besucher erwartet ein langgestreckter, heller
Raum, belichtet durch Oberlichter sowie unterschiedlich große,
versetzt angeordnete Fenster. An seinem Ende führen zwei verglaste,
doppelflügelige Türen in einen überdachten Außenraum, das
sogenannte „grüne Klassenzimmer“. Es erweitert die Ausstellungszone
für Veranstaltungen und bietet Ausblick zum See.
Nachhaltig Bauen
Für die Errichtung und den Betrieb des Gebäudes sollten möglichst
lokale Ressourcen verwendet werden. Die Fassade ist vorgehängt, sie
besteht aus horizontalen Leisten aus heimischem Lärchenholz. Die
schlichte und kompakte äußere Form des Ensembles sowie die
Verwendung regionaler Materialien reduzierten den Energieeinsatz
für Herstellung und Transport auf ein notwendiges Minimum. Die
Baukörper in Holzbauweise stehen auf einer Bodenplatte aus Beton.
Im Ausstellungsraum sind die massiven Holzträger an der Decke
sichtbar, dazwischen hängen weiße, perforierte Akustikelemente. Die
Wände sind weiß verputzt, der Boden ist mit hellgrauem Fließestrich
versehen. Der überdachte Außenraum wird oben und unten gerahmt
durch eine Lärchenholzbekleidung, der Boden besteht aus massiver
Fichte. Auch hier sind die Träger sichtbar.
Eine seewasserbetriebene Wärmepumpe in Verbindung mit einer Lüftungsanlage deckt die thermische Grundversorgung der Gebäude. Der Ausstellungsraum wird ausschließlich über die unter der Decke installierte Lüftung mit Wärme bzw. im Sommer bei Bedarf mit Kälte versorgt. Umkleiden und Duschen im Sockelgeschoss sind mit Fußbodenheizung ausgestattet. Durch die Installation der Wärmepumpe kann die sonst erforderliche Abgasanlage entfallen – das wirkt sich optisch vorteilhaft für die Gebäude und den Landschaftsraum aus. Die nötige Zuluft wird über Ansaugkästen hinter den Fassaden gewonnen, die Abluft wird in den Hohlraum hinter den Fertigteilstufen der Treppenanlage geblasen. Die gesamte Gebäudetechnik befindet sich unter der Treppenanlage zwischen den Riegeln. Für den erforderlichen Strombedarf sorgt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Installiert wurden 74 Module (à 240 Wp), die eine Gesamtleistung von 17,76 KWp erzeugen. Der Primärenergiebedarf des Gebäudes beträgt 210,6 kWh/(m²a). Die Endenergie des Gebäudes liegt bei 45,80 kWh/(m²a). Außenwände und Dach sind mit 18 cm Steinwolle gedämmt; der Wärmedurchgangskoeffizient liegt hier bei 0,19 W/m²K (U-Wert).
Bautafel
Architekten: Wollenweber Architektur, Düsseldorf
Projektbeteiligte: Oltmanns & Partner, Oldenburg (Tragwerksplanung); g.h. Geskes Hack Landschaftsarchitekten, Berlin, Erlangen, Friedrichsdorf (Garten- und Landschaftsgestaltung); Rockwool, Gladbeck (Dämmstoff)
Bauherr: Landesgartenschaugesellschaft, Zülpich
Fertigstellung: 2014
Standort: Zülpicher See, Westufer
Bildnachweis: Jörg Wollenweber, Düsseldorf
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