Einfamilienhaus in Mechelen
Vier Wohntürme aus Ziegeln
Das Architekturbüro Blaf Architects hat in Mechelen, einer Stadt im Norden Belgiens, ein skulpturales Einfamilienhaus aus Backstein realisiert. Das Haus mit dem etwas sperrigen Namen 16-0590-fmM ist eine schlichte Komposition aus Halbkreisen und Rechtecken und erinnert in seiner Materialität und Formensprache an Pavillonbauten des niederländischen Architekten Aldo van Eyck.
Gallerie
Das zweigeschossige Haus basiert auf einem quadratischen Grundriss, dessen Eckpunkte von vier gemauerten Volumina markiert werden, die jeweils als Halbkreise bzw. Rechtecke aus dem Quadrat hinaustreten – gleich kleinen Türmchen. Die Backsteinvolumina tragen das Flachdach aus Sichtbeton, das bündig mit den Fassaden abschließt und so auch den optischen, oberen Abschluss bildet. Von der Straße gelangt man über einen geschwungenen Weg aus dünnformatigen Ziegeln zur Haustür, zur Gartenseite hin geht der Wohnraum in eine Terrasse aus Holz über, die leicht erhöht über dem Rasen liegt.
Zentraler Wohnraum
Zwischen den gemauerten Volumina spannt sich ein offener Wohn-
und Essbereich mit doppelter Deckenhöhe auf. Er wird von allen vier
Seiten über raumhohe Verglasungen großzügig mit Tageslicht
durchflutet. Die vertikalen Fenster sind in Holzrahmen gefasst, die
von außen weiß gestrichen und im Innenraum in Sichtholz belassen
sind. Einzelne Einbauten aus Holz, wie Schiebetüren, Treppen und
Emporen, die als Arbeitsnischen genutzt werden können, ergänzen den
rohen Charakter der sichtbaren Backsteinwände um eine warme,
natürliche Komponente.
Vier Wohntürme
Die massiven, fensterlosen Backsteintürme beherbergen die persönlichen Räumlichkeiten. Ein Schlafzimmer, Abstellräume und Badezimmer befinden sich im Erdgeschoss, ein Yogazimmer, ein zweites Schlafzimmer und ein weiteres Bad im ersten Stock. Jedes Zimmer hat einen vorgelagerten Außenraum – jeweils dort, wo das Volumen über den quadratischen Grundriss hinausragt. Aus den verschiedenen Ausformungen ergeben sich Lichthöfe mit unterschiedlichen Atmosphären, über die Tageslicht in die Zimmer gelangt, ohne dass sie von außen einsehbar wären – ein sehr limitierter Ausblick zugunsten absoluter Privatheit. Um die Lichtreflexion in den Höfen zu verstärken, ist das rote Mauerwerk hier weiß gestrichen. Die Böden und Decken der Türme sind in Holz ausgeführt. Einzelne kleine Fenster sind in Richtung des zentralen Wohnraums ausgerichtet.
Mauerwerk – aus einschalig wird zweischalig
Für das Mauerwerk wählten die Architekten einen roten, glatten und großformatigen Lochziegel mit den Maßen 288 x 188 x 90 mm, der im Läuferverband vermauert wurde. Überall dort, wo die Ziegeltürme aus dem quadratischen Grundriss hinausragen, sind sie einschalig ausgeführt. Dort hingegen, wo das Mauerwerk in den Innenraum übergeht, ist es zusätzlich mit XPS (Polysterol) und einem mit Zelluloseflocken gefüllten Hohlraum gedämmt. So wird ein wärmebrückenfreier Außenwandaufbau garantiert. Im Innenraum ist die Dämmung jeweils mit Multiplex-Platten verkleidet. Der Wandaufbau der zweischaligen Mauerwerkswände (insgesamt 49,6 cm stark) von außen nach innen setzt sich also wie folgt zusammen: 188 mm Mauerwerk, 80 mm Dämmmung XPS, 70 mm Hohlraum mit Zelluloseflocken, 140 mm Hohlraum mit Holzstegträgern, gefüllt mit Zelluloseflocken, 18 mm OSB Multiplex-Platte. Die Stürze über den gemauerten Wandöffnungen sind im Außen- und Innenraum in Sichtbeton ausgeführt. -lw
Bautafel
Architektur: Blaf Architects, Lokeren
Projektbeteiligte: Frederyck Masscheleyn, Gent (Ingenieure); VZ Wooninrichting, Bekkevoort (Mauerwerk); EnerPro, Antwerpen (Elektrik & Sanitär)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2019
Standort: Mechelen, Belgien
Bildnachweis: Stijn Bollaert, Brüssel; Blaf Architects, Lokeren
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