Hotel Tannerhof in Bayrischzell
Neues Dach auf altem Bauernhaus und Wohntürmchen mit Lärchenschindeln
Auf eine über hundertjährige Tradition als Sanatorium kann das Familienunternehmen Tannerhof in Bayrischzell zurückblicken. Um die Hofanlage in den bayerischen Alpen für eine zeitgenössische Nutzung als Hotel und Gesundheitsresort zu rüsten, sanierte, ergänzte und erneuerte das Münchner Büro Florian Nagler Architekten vorsichtig die drei in U-Form aneinandergebauten Haupthäuser. Außerdem fügten die Architekten vier markante kleine „Hüttentürme“ hinzu, als Ergänzung der bestehenden sogenannten „Lufthütten“ am Hang oberhalb der Hofgebäude.
Gallerie
Den südlichen Abschluss des zentralen Hofes bildet das denkmalgeschützte ehemalige Bauernhaus „Alte Tann“. Ein bergseitig daran angebautes Bettenhaus aus den 1950er Jahren sowie das nicht mehr bauzeitliche Dach wurden abgerissen. Die Alte Tann erhielt eine Aufstockung und einen neuen Anbau und beherbergt nun Rezeption, Speiseräume und Gästezimmer. Ein neues, durchgehendes Dach bindet Altbau und neuen Anbau in der Form eines traditionellen Einfirstbauernhauses zusammen. Das zusätzliche Geschoss hebt sich deutlich durch einen auskragenden Umgang mit heller Holzverkleidung ab, von den Architekten „Koben“ genannt. Vor den einzelnen Zimmern öffnet sich die Schalung aus unterschiedlich breiten Fichtenbrettern, sodass geschützte Loggien entstehen.
Das nördlich gelegene Badehaus wurde lediglich im Inneren
saniert und erhielt eine neue Außenwandverkleidung in
Boden-Deckel-Schalung aus dem gleichen hellen Fichtenholz wie bei
den Koben. Dem auf der Hofrückseite liegenden Verbindungsbau
zwischen Alter Tann und Badehaus, der sogenannten „Baumallee“,
wurde ein verglaster, wettergeschützter breiter Durchgang
vorgesetzt, die „Orangerie". Im ersten Stock entstanden darüber
neue Balkone für die dahinterliegenden Zimmer. Auch hier kommt
Fichtenholz zum Einsatz: als Sonnenschutzlamellen vor der
Glasfassade, für die Balkonbrüstungen sowie für die
Wandverkleidung.
Eine eher zurückgezogene Unterkunftsmöglichkeit bieten neben den
bestehenden Lufthütten neue, mit Lärchenholzschindeln verkleidete,
kleine „Hüttentürme", die auf dem rückwärtigen Hanggelände verteilt
sind. In jedem der Türmchen sind drei Doppelzimmer
übereinandergestapelt, jeweils mit Bad und großzügiger Verglasung
zu einem davorliegenden Balkon. Die zu den Zimmern führenden
Treppen und die Balkone wirken wie aus dem Volumen der Türme mit
quadratischem Grundriss herausgeschnitten. Die Eckbalkone sind
unterschiedlich ausgerichtet und bieten so Privatsphäre.
Das noch helle Holz, aus dem fast alle sichtbaren neuen Elemente
hergestellt sind, bildet eine passende Ergänzung zu den weißen
Putzflächen und dunkelbraunen Holzverkleidungen der Bestandsgebäude
und stellt eine optische Verbindung innerhalb des Ensembles her.
Das Architektenteam erhielt für das Projekt einen von drei Preisen
im Wettbewerb „Aktuelle Architektur in Oberbayern 2012“, den
BDA-Preis Bayern 2013 sowie den Holzbaupreis 2013 in der Kategorie
„Bauen im Bestand".
Dach
Sowohl für die Aufstockung der Alten Tann als auch für die
Dachkonstruktion der Hüttentürme griffen die Architekten die
traditionellen Dachformen und -neigungen vor Ort auf. Das
Hofgebäude erhielt ein neues, höher gesetztes Satteldach
in Form eines gedämmten Pfettendaches. Innerhalb des Gebäudes
liegen auf den Pfetten Sparren auf, im giebelseitigen Dachüberhang
dagegen Brettsperrholzplatten, die von unten sichtbar bleiben.
Aufgrund der flachen Dachneigung kommt oberhalb der Sparren eine
Unterdeckplatte zum Einsatz. Das Dach ist mit
roten Tondachziegeln gedeckt. Eine Reihe von Dachfeldern mit
Glasziegeln leitet Tageslicht in den innen liegenden Flur im zweiten
Obergeschoss.
Die dreigeschossigen Hüttentürme wurden als Holzkonstruktionen
in Blockbauweise auf in den Hang gebauten Stahlbetonsockeln
errichtet. Die Konstruktion der flach geneigten, leicht
überhängenden Satteldächer besteht aus Brettsperrholzplatten, die
auf Pfetten aufliegen. Die Dämmebene befindet sich über der
obersten Geschossdecke, sodass der Spitzboden durchlüftet und
unbeheizt bleibt. Als Deckung für den schlanken Dachaufbau dienen
gefälzte Bahnen von verzinntem Stahlblech.
Bautafel
Architekten: Florian Nagler Architekten, München
Projektbeteiligte: Merz Kley Partner, Dornbirn (Tragwerksplaner); Anton Bammer Zimmerei, Gmund (Aufstockung); Zimmerei Josef Vogt, Fischbachau (Lufthütten)
Bauherr: Tannerhof, Bayrischzell
Fertigstellung: 2011
Standort: Tannerhofstraße 32, 83735 Bayrischzell
Bildnachweis: Florian Nagler Architekten, München; Fotos: Tannerhof, Bayrischzell