Instandsetzung einer DDR Typen-Schwimmhalle in Berlin
Betondach in Falten
Im Rahmen eines Bäder-Sanierungsprogramms des Berliner Senats wurde 2009 auch die Schwimmhalle Fischerinsel in Berlin-Mitte instandgesetzt. Als Typenentwurf der Architekten Karl-Heinz Swora und Gunter Derdau - mit der Bezeichnung Volksschwimmhalle Berlin, Projektvariante C - entstand sie 1979 im Zuge der Ost-Berliner Wiederaufbauarbeiten. Die markante Form des Daches als Spannbetonkonstruktion in einer sogenannten VT-Falte und seine auffallend dünne Ausbildung mit einer Höhe von nur 8 cm fanden innerhalb der DDR mehrfach Anwendung im Hallenbau.
Gallerie
Die Schwimmhalle ist konzipiert aus zwei klaren, unterschiedlich hohen Baukörpern. Das größere Volumen beinhaltet zwei Becken, von denen eines 25 m und das andere 12,5 m lang ist; in dem kleineren sind Eingangsbereich, Umkleiden, Duschen und Nebenfunktionen untergebracht. Im Keller befindet sich eine Sauna. Die geschlossenen Schmalseiten der Baukörper bestehen aus Waschbetonelementen, die für eine über Dach geführte Be- und Entlüftung innen hohl ausgebildet sind. Ausstattung und ursprüngliche Substanz des Altbaus waren bis auf kleinere Modernisierungsarbeiten in den 1990er Jahren erhalten geblieben.
Gestalterische Leitlinie bei der umfangreichen Sanierung durch av-a Veauthier Meyer Architekten aus Berlin war der Respekt vor der DDR-Moderne. Die Charakteristik der Schwimmhalle sollte erhalten bleiben, aber etwas aufgefrischt werden. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei der technischen und energetischen Ertüchtigung der Gebäudehülle (gemäß EnEV 2009).
Die neue Pfosten-Riegel-Fassade aus Aluminium bewirkt im Gegensatz zu vorher eine horizontale Gliederung. Im Zuge der Fassadensanierung wurde der Fußpunkt angehoben und überarbeitet. Vor die Elemente aus Waschbeton setzten die Architekten von außen ein Wärmedämmverbundsystem, dessen Putz in Anlehnung an die ursprüngliche Gestaltung bossiert ausgeführt ist.
Die Schwimmbecken wurden bis auf den rohen Beton zurückgebaut, erhielten einen neuen Beckenkopf mit hoch liegender Rinne und eine Oberfläche aus weißen Keramikfliesen. Auch die Beckenumgänge sind weiß gefliest. Farbige Akzente setzen neue Sitz- und Wärmebänke aus rot eingefärbtem Terrazzo-Beton sowie Schallschutzelemente an der Decke. Deren rhythmisches Farbenspiel orientiert sich zum einen an den originalen Großmosaiken der inneren Hallenlängsseiten, zum anderen an der umgebenden Vegetation entlang der Leipziger Straße.
Dach
Das charakteristische Dach aus vorgespanntem Beton wurde
energetisch und aufgrund einer teilweisen Korrosion auch
konstruktiv saniert. Alle Abdichtungen und Gefälledämmungen,
Gegengefälle, Abläufe und Laufroste sind neu. Das ursprüngliche
Entwässerungskonzept der Dächer zur Hallenmitte wurde umgedreht,
sodass die Entwässerung jetzt ausschließlich nach außen
erfolgt.
Damit die erhöhte Dämmung von außen nicht allzu deutlich
ablesbar ist, erhielt der Dachaufbau eine gestufte Ausführung. Die
filigrane Ansicht der gefalteten Spannbeton-Attika bleibt so
erhalten. Charakteristische Blechelemente über den
Entlüftungsschächten der hohlen Betonelemente wurden überarbeitet
und wieder eingesetzt. -us
Bautafel
Architekten: Veauthier Meyer Architekten, Berlin (Andreas Veauthier und Nils Meyer)
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Stiehm, Berlin (Haustechnik); Ingenieurbüro Jockwer, Berlin (Statik), ABIT Ingenieure Dr. Trautmann, Teltow (Bauphysik)
Bauherr: BBB Infrastruktur-Verwaltungs Gesellschaft, Berlin
Fertigstellung: 2009
Standort: Fischerinsel 11, Berlin-Mitte
Bildnachweis: Christoph Rokitta, Berlin