Werkhof in Sissach
Tragwerk aus Stahl, Laub- und Nadelhölzern
Alles unter einem Dach – so könnte man den neuen Werkhof im schweizerischen Sissach charakterisieren. Er ersetzt ein verwinkeltes Bauernhaus mit mehreren Nebengebäuden, in denen die Straßenmeierei zuvor untergebracht war. Realisiert wurde das Projekt im Auftrag des Baseler Tiefbauamtes durch die Arbeitsgemeinschaft VOSS Architects / Ebeling Architekten. Inspiriert von lokalen Landwirtschafts- und Gewerbebauten, entstand ein hundert Meter langes Holzhaus mit einem auskragenden Satteldach und Siloturm, das trotz seines großen Volumens schlank und elegant wirkt.
Gallerie
Die Straßenmeisterei unterhält gemeinsam mit zwei Schwestereinrichtungen das 450 Kilometer umfassende Straßennetz des Kantons Basel-Landschaft. Durch die Lage in unmittelbarer Nähe zu den Autobahnen A2 und A22 sowie zur Ortszufahrt, war der Bestandsbau aus den 1950er-Jahren optimal an das örtliche Verkehrsnetz angebunden. Allein das zerklüftete Gebäudevolumen störte die Betriebsabläufe. Aus diesem Grund wurde 2015 in einem Wettbewerb nach einer kostengünstigen und zweckmäßigen Lösung für einen Neubau am selben Platz gesucht.
Der Funktionalität verpflichtet
Die mittige Platzierung auf dem Areal ermöglicht die Erschließung und Anlieferung über beide Längsseiten des Gebäudes, was für Flexibilität und Übersicht sorgt. Im Gebäude reihen sich drei Bereiche mit unterschiedlichen Funktionen aneinander: Im Osten befindet sich – an der Fassade durch Fensteröffnungen erkennbar – ein zweigeschossiger Verwaltungsbereich mit dahinter liegenden Werkstätten. Daran schließt die Halle für den Fuhrpark an. Garagentore mit transparenten Lichtbändern markieren diesen mittleren Gebäudeteil. Das westliche Ende nimmt ein überdachtes Außenlager ein.
Ein Silo als Landmarke
Einen vertikalen Kontrapunkt zum flachen Satteldach setzt hier das 23,85 Meter hohe Salzsilo mit 400 Kubikmetern Volumen. Es überragt nicht nur den Werkhof weithin sichtbar, sondern auch das umgebende Industriegebiet. Formal orientiert es sich an historischen Salinengebäuden im Baselland. Streufahrzeuge können direkt unterhalb des Silos halten, um mit Streusalz beladen zu werden. Der Werkhof ist innen funktional ausgebaut, sichtbare Installationen und unbehandelte Oberflächen prägen das Bild.
Dach: druckfeste Buche, biegsame Fichte, zugfester
Stahl
Bei dem Dach handelt es sich um ein 2.900 Quadratmeter
großes, nach allen Seiten weit auskragendes Satteldach. Darunter
verbirgt sich ein auf das Wesentliche reduziertes Tragwerk,
bestehend aus Dachelementen, Längsbalken, Wandelementen, Stäben und
Stützen. Durch Kombinierung verschiedener Laub- und Nadelhölzer
konnte die Höhe der Tragkonstruktion optimiert werden.
Für das Haupttragwerk etwa verwendete man hoch druckfestes Buchenfurnierschichtholz. Die auf Biegung beanspruchten Sparren wurden aus Fichtenholz gefertigt. Zusätzlich eingesetzte Stahlträger und -verbindungen dienen der Aufnahme von Zugkräften. Auf diese Weise konnten die Querschnitte im Sinne einer schlanken Dachform reduziert werden. Gleichzeitig wurden dadurch die Kosten verringert und eine gute CO2-Bilanz erreicht.
Dachaufbau von außen nach innen
- Stahlblech Wellprofil 42 mm
- Konterlattung 40 x 60 mm als Hinterlüftung
- Holzweichfaserplatte verklebt 60 mm
- Dreischichtplatte Fichte 22 mm
- Sprengwerkträger 20 x 34 mm
- Sparren 100 x 322 mm
Zusätzlich im Gebäude
- Zwischensparrendämmung 322 mm
- Grobspanplatte 18 mm
Bautafel
Architekten: ARGE VOSS Architects / Ebeling Architekten, Basel
Projektbeteiligte: Rapp Architekten, Münchenstein (Generalplanung); ZPF Ingenieure, Basel (Tragwerkplanung)
Bauherr: Bau- und Umweltschutzdirektion Kanton Basel-Landschaft, Liestal, Schweiz
Fertigstellung: 2019
Standort Netzenstrasse 1, 4450 Sissach, Schweiz
Bildnachweis: Fotos © Barbara Bühler, Zeichnungen © VOSS Architects / Ebeling Architekten