Hotel- und Gewerbebau Perron in Salzburg
Klimatisierung und Entlüftung über die Glasfassaden
Die Gegend um Salzburgs Hauptbahnhof erreichte bisher
architektonisch wie städtebaulich längst nicht das Niveau, das man
von einer kulturell so einzigartigen Stadt erwarten würde. Mit dem
Umbau des Hauptbahnhofs durch Kadawittfeldarchitektur im Jahr 2014
scheint jedoch eine andere Richtung eingeschlagen worden zu sein.
Nun folgte mit dem Hotel- und Gewerbebau Perron nach Plänen
vom Architekturbüro Halle 1 das zweite gestalterisch anspruchsvolle
Projekt direkt neben den Gleisanlagen am südlichen Ende des
Bahnhofs, wodurch der Blick in Richtung des historischen Zentrums
aufgewertet wird.
Gallerie
Der Neubau besteht aus zwei, durch eine Treppe voneinander
getrennten Baukörpern; einem quaderförmigen, fünfgeschossigen
Riegel und einem 15-geschossigen Turm auf trapezförmigem Grundriss,
dessen Schmalseite sich zum südlich angrenzenden Nelböckviadukt auf
nur knapp neun Meter Breite verjüngt. Das Perron beherbergt Büros,
Einzelhandel, Gastronomie, Wohnungen und ein Hotel. Die äußere
Erscheinung des Bauwerks ist trotz seiner beachtlichen Länge bzw.
seiner Höhe von bis zu 52 Metern von Leichtigkeit geprägt, welche
durch die schmalen Gebäudefiguren und die filigranen Glasfassaden
erzeugt wird. Wegen Letztgenannter war die Entwicklung eines
besonderen Energiekonzepts notwendig, das vor allem eine
sommerliche Überhitzung vermeidet. Das einfache System innerhalb
der Gebäudehüllen kombiniert passive und aktive Maßnahmen der
Klimatisierung.
Leichtigkeit und allseitige Transparenz
Wegen der städtebaulichen Bedeutung des Bauwerks für das Bahnhofsareal und das Stadtgefüge wurden die erforderlichen Parameter der Gesamterscheinung des Entwurfs in intensiver Auseinandersetzung mit dem Gestaltungsbeirat von Salzburg abgestimmt. Zentrale Forderung dabei war eine allseitige Transparenz des Bauwerks. Das sollte erreicht werden, indem alle massiven Bauteile von den Fassaden abgerückt werden. Umgesetzt wurden diese als vorgehängte Nurglas-Elementfassaden, mit möglichst großen Glasflächen und einer Elementkonstruktion, die sich lediglich durch ein feines, schwarzes Linienraster in der Ansicht abzeichnet. Möglich wird dies durch das Tragwerk des Gebäudes, welches (statisch betrachtet) aus Deckenplatten mit aussteifenden Kernen und weiteren, schmal dimensionierten Stützen in Fassadennähe besteht. Vom 14. Stockwerk des Turms aus, das als doppelgeschossiger Bar- und Frühstücksraum des Hotels genutzt wird, hat man einen weitreichenden Panoramablick auf die Stadt und die Salzburger Berglandschaft.
Vermeidung sommerlicher Überhitzung
Die gesamte Gebäudehülle umfasst 12.000 Quadratmeter und ist vornehmlich aus geschosshohen, 3 x 3,50 Meter großen Dreifach-Isolierverglasungen in Fixverglasung umgesetzt, wobei jede Scheibe exakt der Dimension eines Standardzimmers entspricht. Zudem sind unter „geschosshohen“ Gläsern in diesem Fall wirklich solche von ‚Oberkante Fußboden zu Oberkante Fußboden‘ zu verstehen. Durch einen reduzierten Eisenoxidanteil sind die Gläser hochtransparent und besitzen einen farbneutralen Charakter. Die sonst übliche Grünstichigkeit des Glases wird reduziert, dennoch halten sie die Kühllasten im Gebäude niedrig. Ein Geländer gibt es nicht, stattdessen ist die Fixverglasung absturzsichernd dimensioniert. Zusätzlich ist raumseitig eine Ebene aus Schiebeelementen mit einer Einfach-Sicherheitsverglasung vorgesetzt. Dadurch entsteht ein 16 Zentimeter breiter Raum zwischen beiden Glasebenen, in dem hochreflektierende Blend- und Sonnenschutzelemente in Form von Raffstores angeordnet sind. Zusätzlich gibt es für die Gäste noch einen blickdichten Vorhang.
Effiziente Entlüftung über die Fassaden
Die Erwärmung durch den Strahlungseintrag beschränkt sich somit auf diese schmale Schicht, die thermisch konditioniert wird. Dazu gibt es in dem Zwischenraum eine Luftabsaugung im oberen Bereich. Die Nachströmung mit kühler Raumluft erfolgt im unteren Bereich über die Bürstendichtungen an den inneren Schiebeelementen. So ist in den Hotelzimmern gleichzeitig für Luftaustausch gesorgt. Zusätzlich wird die Energie aus der Abluft über eine Wärmerückgewinnungsanlage zur Warmwasseraufbereitung genutzt. Mit diesem einfachen System kann die Klimatisierung mit minimalem Energieaufwand erfolgen. Zusätzliche, schmale und frei angeordnete Dämmpaneele in der raumseitigen Ebene reduzieren die direkte Sonneneinstrahlung um zusätzliche rund dreißig Prozent. -tg
Bautafel
Architektur: architekturbüro HALLE 1, Salzburg
Projektbeteiligte: Herbrich Consult, Salzburg (Tragwerk); KFK International, Günzburg (Fassade); Bauphysik Team, Zwittlinger & Staffl, Engineering, Salzburg (Bauphysik); Eckelt Glas, Steyr und Saint-Gobain, Stolberg (Verglasung)
Bauherrschaft: Hans Bodner Bau, Kufstein
Fertigstellung: 2019
Standort: Rainerstraße 28, 5020 Salzburg, Österreich
Bildnachweis: Gebhard Sengmüller, Wien; Stefan Zauner, Salzburg
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