Leitstand eines Zementwerkes in Dotternhausen
Boden-Induktionskonvektoren zum Heizen und Kühlen
Auf dem Gelände eines Zementwerkes in Dotternhausen wurden die bis dahin weit voneinander entfernten Leitstände des Drehrohrofens, der Zementmühlen und des Kraftwerks in einem zweigeschossigen Gebäude zusammengeführt. Auf Wunsch des Bauherren konzipierten die Architekten von Architektur-k den neuen Leitstand nach der Geometrie eines Wankelmotors. Aus dem gleichmäßigen dreigeteilten Aufbau dieses Motors und dem länglichen Grundstück entstand so die elliptische Form des Leitstandes. Das Gebäude ist das „Nervenzentrum“ der Zementherstellung. Von hier aus haben die Mitarbeiter freie Sicht auf den Drehrohrofen und den Wärmetauscherturm. Beide Geschosse sind großzügig mit Sonnenschutzgläsern und transluzenten Glaselementen versehen. Sie versorgen den Innenraum mit natürlichem Licht und unterbinden gleichzeitig einen zu hohen Wärmeeintrag. Im Erdgeschoss befinden sich ein Büro, ein Aufenthalts- und Besprechungsraum sowie die Sozialräume.
Gallerie
Als Baumaterial kommt neben viel Glas überwiegend sichtbar belassener Beton zum Einsatz. Die formgebenden Betonbauteile – drei Wandscheiben, zwei elliptische Deckenplatten und eine umgekehrte Kegelstumpfstütze – sind so zueinander angeordnet, dass ein schwebender Effekt entsteht. Im Untergeschoss bildet ein geschliffener Sichtestrich mit Kieselzuschlag einen robusten Bodenbelag. Die beim Betonieren verwendeten dunkelbraun glänzenden Schaltafeln wurden hier als Gestaltungselemente für die Wände verwendet. Eine Sichtbetontreppe – das einzige Betonelement, das als Fertigteil hergestellt wurde – führt ins Obergeschoss. Hier wählten die Architekten für den Boden ein honigfarbenes Bambusparkett. Akustikelemente aus Rippenstreckmetall und Schrankwände aus rot durchgefärbten gelochten MDF-Akustikplatten reduzieren den Geräuschpegel und sorgen für eine angenehme Raumakustik.
Gebäudetechnik
Beim Bau der Leitzentrale wurde nicht nur auf Ästhetik und
Arbeitsergonomie geachtet, sondern auch eine energieeffiziente
Bauphysik und Anlagentechnik umgesetzt. Im dem rundum verglasten
Obergeschoss sind Boden-Induktionskonvektoren direkt vor der
Fassade in den Doppelboden eingelassen. Mit dem Vier-Leiter-System
ist ein Wechsel zwischen Heiz- und Kühlbetrieb jederzeit möglich.
Da der Sonnenstand einen massiven Einfluss auf die Erwärmung der
Leitwarte hat, sind die Bodenkonvektoren in Abhängigkeit von der
jeweiligen Himmelsrichtung in sechs Regelzonen eingeteilt. Die
Wärmeabfuhr der Innenlasten erfolgt zum Teil über das im
Erdgeschoss aufgestellte RLT-Zentralgerät mit einem Luftdurchsatz
von 4.200 m³/h. Dabei wird der Abluftstrom über einen im
Zentralgerät angeordneten Plattenwärmeübertrager geleitet, der mit
einem hohen Rückwärmeanteil zur Energiebilanz beiträgt. Das
RLT-Zentralgerät enthält zudem Einbaukomponenten wie Lufterwärmer
und -kühler. Die Heizenergie wird vom werkseigenen Kraftwerk
geliefert. Ein hinter der Leitwarte aufgestellter luftgekühlter
Kaltwassersatz dient zur Sicherstellung der Kühlenergie.
Durch Unterstützung der Betonkernaktivierung konnte der Kaltwassersatz kleiner dimensioniert werden, als es die sommerliche Maximallast erfordern würde. Die Betondecke wird aufgrund der Speicherfähigkeit und Phasenverschiebung über Nacht mit dem natürlichen Kühlpotenzial geladen. Die in ihr gespeicherte Energie deckt den Grundbedarf an Klimakälte. Die Nutzungsbereiche des Erdgeschosses sind mit Fußbodenheizungen ausgestattet. Der Luftwechsel erfolgt durch Fensterlüftung.
Wegen der exponierten Lage innerhalb des Zementwerkes enthält das RLT-Zentralgerät saugseitig eine Kaskade von Luftfiltern. Die Schwebstoff-Taschenfilter F5-, F7- und F9-Filter halten die im Zementwerk anfallenden Stäube zurück während ein abschließender Aktivkohlefilter Schutz vor Gerüchen bietet.
Bautafel
Architekten: Architektur-k, Geisingen
Projektbeteiligte: Bau Mauch, Dunningen (Sichtbeton–Hochbau); W. Thiel, Singen (Planungsbüro für Gebäudetechnik); GEA Happel Klimatechnik, Herne (Klimatechnik); Baumeister Wärmetechnik, Rottweil (Ausführung Klimatechnik)
Bauherr: Holcim, Dotternhausen
Fertigstellung: 2007
Standort: Dormettinger Str. 23, 72359 Dotternhausen (Baden-Württemberg)
Bildnachweis: Architektur-k, Geisingen