Gläserne Meierei in Dechow
Kompressionskälte und Eisspeicher zum Kühlen der Produktionsstätte
Viele Wälder, Felder und Seen prägen die leicht hügelige Landschaft rund um die 200-Seelen-Gemeinde Dechow in Nordwestmecklenburg. Eingebettet in diese Umgebung erstreckt sich im Westen des kleinen Ortes auf einer Grundfläche von knapp 3.000 m² die Gläserne Meierei. Der quaderförmige Bau mit Lärchen-Lamellenfassade entstand nach Plänen des Berliner Büros Jakob Lehrecke Architekten. Bis zu 6,2 Millionen Liter Frischmilch werden hier jährlich abgefüllt, andere Molkereiprodukte, wie Käse, Sahne, Butter und Joghurt, hergestellt, verpackt, zum Teil vor Ort verkauft oder zu anderen Händlern geliefert.
Gallerie
Der knapp 33 Meter breite und 91 Meter lange Massivbau beinhaltet die zweigeschossig ausgebildeten Produktionsanlagen und Lagerräume. Innere Erschließungszonen sind größtenteils als gläserne Gänge ausgeführt, die mitten durch die Produktion verlaufen. Mit dem Konzept des gläsernen Betriebs können Besucher auf Besichtigungstouren nachvollziehen, wie die Produkte hergestellt werden, die sie anschließend im Hofladen erwerben können. Der Hofladen und ein angeschlossenes Café/Restaurant über zwei Geschosse, sind an der Nordseite des Gebäudes untergebracht. Außerdem liegen hier die Büros und ein kleiner Besprechungsraum. Auf der gegenüberliegenden Südseite ist im Obergeschoss ein großer Seminarraum angeordnet, mit direktem Zugang zur Loggia. Labore und Sanitäreinrichtungen ergänzen den Neubau.
An der Westseite des Gebäudes wird die gelieferte Rohmilch in großen Edelstahl-Außentanks zwischengelagert, anschließend mithilfe von Kreiselpumpen weitergeleitet und im Produktionsraum gereinigt und pasteurisiert. Ein Teil dieser Milch wird für die tägliche Trinkmilchabfüllung in den Außentanks zwischengelagert, der andere Teil zur Kartonfüllmaschine gepumpt, danach folgt das Schließen und Palettieren. Alle anderen Milchprodukte werden ebenfalls hier hergestellt, verpackt und bis zur Auslieferung kühl gelagert.
Gebäudetechnik
Das Pasteurisieren der Milch, die Wärmebehandlung von Joghurt und
die Sterilisation der Anlagen innerhalb des Molkereibetriebes
erfolgen mit Dampf, der unter Druck auf knapp 180°C erhitzt wird.
Dieser wird von zwei Dampfkesseln im Technikraum des OGs mit
Leistung von 200 und 400 kg bei einem konstanten Überdruck von 13
bar produziert. Zugleich versorgen sie das gesamte Gebäude mit
Wärmeenergie. Als Brennstoff dient Erdgas, welches wie die
elektrische Energie aus dem regionalen Versorgungsnetz bezogen
wird.
Ebenfalls im Obergeschoss befindet sich eine Kompressionskältemaschine, die im Prinzip wie ein Kühlschrank arbeitet. Zusammen mit einer Eiswasserspeicheranlage, installiert im Außenbereich neben der Verladerampe, stellt sie die notwendige Kühlenergie bereit. Unter Druck wird das gasförmige Kühlmittel, welches in den Leitungen zirkuliert, komprimiert. Dadurch ändert es unter Abgabe von Wärme seinen Aggregatszustand: das Gas wird flüssig. Nun verläuft die Flüssigkeit durch schlangenförmige Rohrleitungen in dem mit Wasser gefüllten Becken des Eisspeichers. Durch das Kühlmittel wird dem Wasser seine thermische Energie entzogen, die Temperatur sinkt und es bilden sich Eisschichten am Rand des Beckens. Mittels Wärmetauscher wird diese Kühlenergie an ein Luft führendes Rohrsystem übertragen, welches durch die Produktions- und Lagerräume zirkuliert.
Die Trinkwasserversorgung in der Molkerei erfolgt über eine
Anlage, die auf dem Betriebsgelände Frischwasser fördert, welches
dann unter hygienischen Aspekten wiederaufbereitet wird.
Anfallendes Abwasser wird vor der Einleitung ins Netz mittels
Fettabscheider in einem Puffertank gesäubert, bevor es in dem
getrennten Leitungsnetz abgeleitet wird.
Bautafel
Architekten: Jakob Lehrecke Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Wrage Herzog und Partner, Mölln (Haustechnik); Brandschutzingenieurbüro Peter Dechow, Parchim (Brandschutz); KSI Ingenieurbüro, Krefeld (Molkereitechnik); Ingenieurbüro Storm, Grevesmühlen (Freiraumplanung); Saradshow Fischedick Berlin Bauingenieure, Berlin (Tragwerksplanung), Buderus, Wetzlar (Brennwertkessel)
Bauherr: Gläserne Meierei, Upahl
Fertigstellung: 2012
Standort: Dorfstraße 28 in 19217 Dechow
Bildnachweis: Mila Hacke, Berlin
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