Block Fortuna im Kraftwerk Lausward in Düsseldorf
Beispielhafte Industriearchitektur mit effizienter Kraftwerkstechnik
Die Lausward ist seit Ende der 1950er Jahre traditioneller Standort der Düsseldorfer Strom- und Fernwärmeversorgung. Das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) liegt weithin sichtbar am Rheinbogen südwestlich des Zentrums und markiert hier die Stadtgrenze. Seit 2016 wird das bestehende Kraftwerk durch den Block Fortuna ergänzt. Das neue mit Erdgas befeuerte GuD-Kraftwerk arbeitet nicht nur hocheffizient, sondern gilt zugleich mit seiner modernen Formensprache und seiner Aussichtsplattform für Besucher als Aushängeschild der Stadtwerke Düsseldorf. Aus dem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb zur Gestaltung der Gebäudehülle ging der Entwurf des Büros Kadawittfeld Architektur aus Aachen als Sieger hervor.
Gallerie
Mehrere, aneinandergereihte Quader nehmen die kraftwerkstechnischen Komponenten auf und erstrecken sich gleich neben dem Bestand. Die unterschiedlich hohen, sehr kompakten Baukörper gelangen durch die rhythmische Vertikalteilung der Fassaden zu einer optischen Einheit. Zeitgleich werden die kompakten Baukörper aufgelockert. Der Aufbau des Primärtragwerks und der Fassadenschalen erfolgte im standardisierten Kraftwerksbau. Die äußeren Schalen wurden aus gestalterischer Sicht von den Architekten modifiziert. Sie entwickelten eine Stahlrahmenkonstruktion, die sich in ihrer Dimension der jeweils darunterliegenden Kraftwerkstechnik anpasst. Dabei wurde die Fassade aus gekanteten, pulverbeschichteten Blechkassetten so gestaltet, dass ein kontrastreiches Wechselspiel zwischen hellen und dunklen sowie schmalen und breiten Elementen entsteht. So verlaufen zwischen den hervorstehenden silberfarbenen Rahmenelementen stark zurückversetzte schmale Fugen, die mit Lochblechen ausgekleidet sind.
Im Nordosten schließt die Anlage mit dem sogenannten Stadtfenster ab. Hierbei handelt es sich um einen hochkant aufgestellten schmalen Quader mit ganzflächig verglasten Breitseiten. Das 60 Meter hohe Bauwerk nimmt den Schornstein des Kraftwerks in seiner Mitte auf und umhüllt ihn nahezu vollständig – lediglich die Spitze des Schlots durchdringt das Dach des Stadtfensters und ragt knapp darüber empor. Auf etwa 45 Metern Höhe platzierten die Planer die Besucherplattform, die über einen Aufzug erschlossen wird. Die verglasten Fronten gewähren einen hervorragenden Ausblick auf die Umgebung: Während sich im Norden Düsseldorf erstreckt, kann man Richtung Süden bis zum 40 Kilometer entfernten Köln blicken.
Gebäudetechnik
Der neue Block Fortuna ist ein effizientes und
leistungsfähiges Gas- und Dampfturbinenkraftwerk. Durch die
gleichzeitige Erzeugung von Fernwärme und Strom mittels Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erreicht die neue
Anlage eine Brennstoffausnutzung von bis zu 85%. Aus diesem Grund
hat die ausgekoppelte Fernwärme einen sogenannten
Primärenergiefaktor von null und ist bezüglich der CO₂-Emissionen
den erneuerbaren Energietechnologien gesetzlich gleichgestellt. Die
eingesetzte Technik ist in sogenannter Einwellen-Anordnung
ausgeführt. Das bedeutet, dass die Dampf- und die Gasturbine
kombiniert auf einer Welle arbeiten und somit auch nur einen
Generator antreiben. Auf diese Weise werden die Generatorverluste
minimiert und die Wirkungsgrade erhöht.
Herzstück des Kraftwerks ist die Gasturbine. Sie hat eine elektrische Leistung von rund 595 MW und einen Wirkungsgrad von mehr als 61% bei der reinen Stromerzeugung, die Fernwärmeleistung beträgt 300 MW. In der Gasturbine wird hoch entzündliches Erdgas bei einer Temperatur von 1.500°C verstromt. Dabei entstehen Abgase mit Temperaturen von rund 600°C. Mit dieser „Restwärme“ wird im Abhitzekessel Wasserdampf erzeugt, der wiederum die Dampfturbine mit einer Leistung von 220 MW antreibt. Zwischen beiden Turbinen wurde der Generator zur Stromerzeugung in einer einwelligen Konstruktion installiert. Er leitet die Energie in das Stromnetz weiter. Dampfturbine und Verbindungsleitungen besitzen mehrere Extraktionsstufen, um den Dampf an die Kondensatoren des Fernwärmesystems abzugeben. Das Kraftwerk versorgt Düsseldorf somit auf klimaschonendem und sehr effizientem Wege mit Strom und Fernwärme.
Bautafel
Architekten: kadawittfeldarchitektur, Aachen
Projektbeteiligte: Siemens, Erlangen (Anlagentechnik und Generalübernehmer); Bollinger + Grohmann, Frankfurt am Main (Statik); Tohr Bauphysik, Bergisch-Gladbach (Bauphysik); Ingenieurbüro PGH, Dormagen (TGA); Ingenieurbüro Sturm, Krefeld (Beleuchtung Fassade); Andres Lichtplanung, Hamburg (Lichtplanung); IBAS Consulting, Wuppertal (Brandschutz)
Bauherr: Stadtwerke Düsseldorf
Fertigstellung: 2016
Standort: Auf der Lausward 75, 40221 Düsseldorf
Bildnachweis: Jens Kirchner, Düsseldorf