Gläserne Manufaktur in Dresden
Dezentrale Warmwasserbereitung über Kleinspeicher und Durchlauferhitzer
Am Rande des historischen Stadtzentrums der sächsischen Landeshauptstadt Dresden erstreckt sich der Große Garten, eine 1,8 km² umfassende Parkanlage barocken Ursprungs. Hier entstand nach Plänen von Henn Architekten (München) im Nordwesten der Grünanlage an der Kreuzung zweier Straßen die sogenannte „Gläserne Manufaktur“ für den Automobilkonzern VW. Seit 2001 werden auf einer Bruttogeschossfläche von 81.600 m² Limousinen gefertigt und anschließend direkt an den Kunden übergeben.
Gallerie
Das Gebäude setzt sich aus mehreren Teilen zusammen: Ein im Nord-Osten platzierter winkelförmiger Montage- und Fertigungbereich, mit einer Schenkellänge von 150 Metern, fasst den südwestlich gelegenen, sogenannten Erlebnisbereich ein. Zur passierenden Stübbelallee im Nordosten zeigt sich das Gebäude als gläserner Quader, mit einem strengen orthogonalen Fassadenraster. Richtung Südwesten, zum Park hin, bricht das Raster auf und die Fertigungsstätte öffnet sich mit zum Teil unterschiedlich organisch geformten Trakten, die von einem künstlich angelegten See umgeben werden. Von hier erreicht man über drei schmale Brücken das Gebäude mit großem, teils überdachtem Vorplatz.
Über zwei Eingänge gelangen die Besucher und Autokäufer in eine große, viergeschossige Halle, den Erlebnisbereich. Zylinder- und kugelförmige, vertikal verlaufende Baukörper – entweder silbrig glänzend oder transparent ausgebildet – sind hier untergebracht. Diese funktionieren zum Teil als mehrgeschossige Aussichtsplattformen, sodass die Besucher von hier die Möglichkeit haben die Autoproduktion in dem winkelförmigen Montage- und Fertigungbereich zu verfolgen. Die Fertigungsräume sind allesamt hell und gläsern ausgebildet. Ist die Fertigung abgeschlossen, werden die Autos in dem zylinderförmigen, 40 m hohen, gläsernen Fahrzeugturm geparkt, bis sie von ihrem Käufer abgeholt werden. Ein Merchandising-Shop, ein Restaurant mit Bar sowie eine 500 m² große Lounge ergänzen das Konzept.
Der übersichtliche und klare Charakter der Produktionsstätte wird durch die eingesetzten Materialien verstärkt. Durch das Glas entsteht Transparenz, Aluminium verkleidet die einzelnen Baukörper mit einer silbrig glänzenden Hülle, die Hölzer Ahorn und Kirschbaum wurden für das Parkett in den Fertigungs- und Erlebnisbereichen gewählt.
Gebäudetechnik
Eine der Herausforderungen im gesamten Gebäude lag darin, ohne
lange Leitungswege und hohe Energieverluste jederzeit Warmwasser
bereitzustellen. Aus diesem Grund entschieden sich die Architekten
für eine dezentrale Warmwasserbereitung, deren Leistung
bedarfsgerecht auf die Nutzer abgestimmt ist. Rund 30 Kleinspeicher
sorgen nun für die Warmwasserversorgung. Die einzelnen Geräte sind
untertisch an die jeweilige Entnahmestelle angeschlossen. In einem
5-Liter-Speicher wird das Wasser in einem hochgedämmten Gehäuse
gelagert. Die Temperatur im Gerät kann stufenlos eingestellt
werden, sodass immer Wasser gleicher Temperatur entnommen werden
kann.
Zusätzlich kommen vollektronische Durchlauferhitzer zum Einsatz. Im Vergleich zu hydraulischen Geräten wird hier die Temperatur immer gradgenau gehalten. Die wassersparenden, selbstschließenden Armaturen werden berührungslos über eine Infrarot-Elektronik betätigt.
Raumlufttechnisch versorgen insgesamt 30 Haupt- und 120
Nebenanlagen das Gebäude mit den hygienisch bzw. technologisch
notwendigen Mindestluftmengen. Auf das Verlegen von großen
Lüftungskanälen musste auch hier aufgrund der Transparenz des
Gebäudes verzichtet werden. Zudem wurde die minimierte
Lüftungstechnik u.a. mit freihängenden Kühlbalken und
Deckenstrahlplatten kombiniert, um die erheblichen Wärmelasten aus
den Montagebereichen abzuführen. Dabei erzeugen zwei verschiedene
Komponenten, eine Absorptions- und zwei Aquaturbo-Kältemaschinen,
das zum Kühlen benötigte Wasser mit einer Temperatur von 16 bis
18°C. Dieses Wasser durchströmt dann in einem 2-Leitersystem die
Kühlbalken und Deckenstrahlplatten. Letztere werden auch zur
Beheizung des Gebäudes via Fernwärme eingesetzt.
Bautafel
Architekten: Henn Architekten, München/Berlin
Projektbeteiligte: Leonhardt, Andrä und Partner, Berlin (Tragwerksplanung); Hussak Ingenieure, Lauingen (Fassadenplanung); Müller und Bleher, Filderstadt (Elektro- und Fördertechnik); Volkswagen, Wolfsburg (Produktionsplanung); Stiebel Eltron, Holzminden (Durchlauferhitzer und Kleinspeicher); Stötzer und Neher, Berlin (Landschaftsplanung); Heinze, Stockfisch, Grabis + Partner, Hamburg (HLS-Planung)
Bauherr: Volkswagen, Wolfsburg
Fertigstellung: 2001
Standort: Lennéstraße 1, Dresden
Bildnachweis: Automobilmanufaktur Dresden und HG Esch Photography, Hennef - Stadt Blankenberg
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