Ferienhäuser La Loica und La Tagua in Matanzas
Vogelhäuser zum Wohnen an der Pazifikküste
Chile erstreckt sich über 39 Breitengrade mit einer ca. 4.300 km
langen Pazifikküste. Direkt am Ozean liegt der Ort Matanzas,
südwestlich von Santiago de Chile. Die örtliche Bucht mit flachem
Sandstrand in Kombination mit ständigem starken Wind und Wellen
zieht Surfer, auch Boogy- und Kite-Surfer an. Auch bieten Ozean und
Küste nicht nur spektakuläre Brandung für Sportlerinnen und
Sportler sowie ständig changierende Farben von Dunkelblau bis
Türkis, sondern bilden auch den Lebensraum für unzählige Seevögel
wie majestätische Pelikane und Kormorane. Zwei kleine Ferienhäuser,
entworfen von Felipe Croxatto Viviani und Nicolas Opazo Marchetti,
in der Nähe des Küstendorfes Matanzas tragen deshalb Vogelnamen:
La Loica, eine Lerchenart mit schwarzem Gefieder, und La
Tagua, ein ebenfalls pechschwarzes Wasserhuhn.
Gallerie
Cabañas als Ein-Raum-Hochsitze
Die beiden „Vogelhäuser" zum Wohnen befinden sich etwa 60 und 80
Meter oberhalb des Meeresspiegels an einer Steilküste, sind in
dunkles Holz gehüllt und ähneln typologisch Hochsitzen. Die
Bauherren hatten sich diese Stelle wegen des weitreichenden
Panoramablicks auf den Pazifik ausgesucht, dessen Weite, Wildheit
und intensives Blau auch schon der Dichter Pablo Neruda von seinem
Wohnsitz auf Isla Negra betrachtet und darüber beeindruckt
beschrieben hat (s. Surftipps). Vom Standort der beiden Hütten
lassen sich zudem die Vögel sowie eine Seelöwenkolonie auf den
Klippen gut beobachten, außerdem gibt es eine unverstellte Sicht
auf den Sonnenuntergang im Westen.
Mit 25 m² und 20 m² sind die zwei kleinen Hütten (auch Cabañas genannt) als Lofts für jeweils zwei Personen organisiert. Der Zugang erfolgt bei beiden Neubauten über hölzerne Treppen auf eine aus Stelzen gebildete Plattform mit Terrasse, auf der als kleiner Turm ein quaderförmiges Ein-Raum-Volumen ruht. Eine Küchenzeile, der Essplatz, ein kleiner Holzofen und ein Badezimmer sind auf dieser Erschließungsebene. Über eine Trittleiter wie bei einem Hochbett gelangen die Gäste auf eine obere Galerieebene, auf der sich der Schlafbereich befindet.
Fenster für gelenkte Blicke
Bodentiefe quadratische Fenster an den West- und Südseiten der Lofts lenken den Blick auf den Ozean und die Klippen und verknüpfen innen und außen. Da vom Meer aus Südwesten die ständigen starken Winde kommen, sind die Gäste so physisch geschützt bei gleichzeitiger maximaler visueller Freiheit. Auf der Nordseite im Windschatten des jeweiligen Baukörpers und zugleich zur Sonne ausgerichtet, befinden Terrasse und Türen. Die ebenfalls großflächig verglasten Eingangstüren lassen sich vollständig zur Terrasse öffnen, erweitern so den Essplatz nach außen. Bei La Tagua, der größeren der beiden Cabañas, ist dem Schlafbereich noch ein kleiner Balkon mit einer tiefen Laibung vorgesetzt, die ebenfalls als Windbrecher dient.
Regionale Materialien
Für die statisch wirksame Konstruktion aus Stelzen und Außenwand wählten die beiden Architekten druckluftgetrocknetes und vorimprägniertes regionales Kiefernholz. Dieses verkleideten sie als Wetterhaut mit ebenfalls regional erhältlichen wiederverwendeten Eichenbalken, die mit einer Schicht Petroleumöl als Schutz vor der salzhaltigen Witterung behandelt wurden. Durch das Öl erhielt die Fassade einen dunklen und leicht unregelmäßigen Farbton, der den Felsen, aber auch dem dunklen Gefieder der namensgebenden Vogelarten ähnelt. Das Prinzip der Nachhaltigkeit wird mit Solarpaneelen für die Energieversorgung ergänzt.
Für die Fenster- und Türkonstruktionen, die Innenverkleidung und
die Möbeleinbauten fiel die Wahl auf ein regionales Holz, nämlich
eine helle fast naturbelassene einheimische Kiefernart. Durch diese
einheitliche Materialität ist das Innere funktional optimiert,
behaglich und wirkt großzügig, ohne von den Ausblicken in die
Landschaft abzulenken.
Bautafel
Architektur: Felipe Croxatto Viviani & Nicolas Opazo Marchetti, Santiago de Chile
Bauherr/in privat
Fertigstellung: 2018
Standort: bei Matanzas, Gemeinde Navidad, Region O'Higgins, Chile
Bildnachweis: Christobal Palma, Santiago de Chile