Cutouts
Strukturunabhängige Ausschnitte als Fensteröffnungen
Cutouts in Fassaden, manchmal auch Cut Outs geschrieben, sind wortwörtlich übersetzt Ausschnitte und Aussparungen sowie Löcher, Spalten oder schlitz- oder kerbenartige Einschnitte in flächigen Materialien wie Metallblechen, Mesh, Kunststoffen oder Textilien. Sie sind insbesondere in der parametrischen Architektur beliebt, um visuelle Spannung durch ungewohnt asymmetrische, mit den Proportionen spielende Verfremdung oder schlicht neugierig machende Hingucker zu erzeugen.
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Prinzip
Das Prinzip der Cutouts findet sich nahezu identisch in der Mode. Beispielhaft sind Entwürfe von Designern wie Azzedine Alaia, Helmut Lang oder Martin Margiela, die Abendkleider, T-Shirts und Badeanzüge mit asymmetrischen Aussparungen am Bauch, an der Schulter oder an der Hüfte versehen, um einerseits nackte Haut zu zeigen und andererseits den weiblichen Körper ungewohnt zu inszenieren.
Nichttragende Hülle
Im Vergleich zu sogenannten Voids, einer ähnlich parametrischen Entwurfsmethode mit dreidimensional ausgeschnittenen und damit negativen Volumen innerhalb einer Kubatur, dienen Cutouts als flächige Öffnungen für Fenster und Türen. Sie sind Elemente der Fassade, jedoch unabhängig von baukonstruktiven und tragwerkstechnischen Strukturen wie Stützenraster und Spannweiten und damit den klassisch vorgegebenen Dimensionen von Öffnungen.
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Weil sie in die gebäudetechnisch nichttragende äußerste Hülle eingeschnitten sind, können sie geschossübergreifend und höhenunabhängig um die Gebäudekanten gezogen werden, vergleichbar mit einem um eine Schachtel gewickelten Geschenkband. Genau wie in der Mode können auch in der Architektur die Kanten von Cutouts je nach gewünschter Gestaltung linear sauber, aber auch gefalzt, gefaltet, mehrfach auf- und umgeknickt oder ausgefranst gearbeitet sein.
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Farbe, Kontrast und Logo
Als vergleichbare narrative Dekoration eignen sich Cutouts bevorzugt für Fassaden von Einzelhandel, Gastronomie, Flagship Stores und Einkaufszentren, bei denen sie Elemente von Logos aufnehmen oder kontrastierend verstärken. Knallige Farben und akzentuierte Beleuchtung steigern die Wirkung. Die nichttragende Hülle hat allerdings auch den Vorteil, dass sie unkompliziert ausgetauscht werden kann und damit reversibel ist.
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Suprematismus, Konstruktivismus, Dekonstruktivismus
Der baugeschichtliche Ursprung von asymmetrischen Öffnungen mit
proportionalen Verschiebungen liegt im russischen Suprematismus und
Konstruktivismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche
experimentelle Ansätze wurden dann in den 1980er-Jahren im
Dekonstruktivismus von Architekten wie Frank Gehry, Daniel
Libeskind oder Coop Himmelb(l)au aufgenommen. Heute erleichtern
computergestützte und zunehmend KI-basierte Entwurfs- und
Fertigungsmethoden das Erstellen und Montieren von Cutout-Elementen
an Fassaden. -sj
Fachwissen zum Thema
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