Seelenfenster
Ursprung und Bedeutung
Seelenfenster ist ein symbolischer oder vielmehr metaphorischer Name für ein kleines, meist kreisrundes Fenster im Giebel oder im oberen Bereich von Außenwänden. Vergleichbare Bezeichnungen sind je nach Region Walserfenster und Seelabalgga, die sich inhaltlich wie konstruktiv von den nordamerikanischen Hexen- und Sargfenstern (witch window, coffin window) unterscheiden. Durch das möglichst weit oben angeordnete Fenster oder vielmehr die Fensteröffnung soll die unsterbliche Seele eines Menschen nach dessen Tod in Richtung Himmel entschweben können. Dies entspricht religiös der Auffassung einer Dreiteilung des Menschen in Körper, Geist und Seele.
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Die Ursprünge der symbolischen Bedeutung dieser Fenster sind vermutlich mythologische und philosophische Erzählungen zur Seelenwanderung aus antiker Zeit oder Vermischungen mit buddhistischen, hinduistischen, platonischen bzw. altgriechischen Ideen und religiösen Vorstellungen des Jenseits. Der Begriff Seelenfenster wird heute über die architektonisch-kunstgeschichtliche Bezeichnung hinaus für zahlreiche esoterische Produkte und Veranstaltungen verwendet.
Ein Seelenfenster ist grundsätzlich recht klein und oftmals mit Ziergittern, Festons aus Pflanzendarstellungen wie Mohn (bedeutet Schlaf, Ruhe, ewiger Schlaf) oder Lorbeer (bedeutet Ehre und Ruhm) oder Putten, also kleinen Engeln als Wegbegleiter in den Himmel, geschmückt. Als metaphorisches Motiv finden sich Seelenfenster deshalb häufig an Mausoleen und Grabkapellen.
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Möglicherweise ist diese Art der religiösen und
kunstgeschichtlichen Interpretation auch überhöht und diese kleinen
Öffnungen funktionierten ursprünglich rein bauphysikalisch als
Lüftungslöcher beispielsweise für warme Luft und Rauch. Damit wären
sie in ihrer Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte von reinen
Funktionsöffnungen zu symbolischen wie auch gezielt dekorativen
Fenstern vergleichbar mit Himmelsaugen. -sj
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