Blind-, Blend-, Scheinfenster
Illusion eines Fensters, Vortäuschung und Spiegelung
Blindfenster, auch Blendfenster oder Scheinfenster genannt, täuschen ein Fenster vor, indem sie exakt wie ein Fenster mit Laibung, Sturz und Sohlbank aussehen – aber ohne Öffnung und auch ohne Verglasung.
Gallerie
Derartige Bauteile imitieren oft sehr kunstvoll ein Fenster und
erfüllen verschiedene Aufgaben:
- Sie halten eine geometrische Ordnung, z. B. additive monotaktische Reihungen, und somit deren Proportion aufrecht, um störende Unterbrechungen und Fehlstellen zu vermeiden.
- Sie ergänzen symmetrische Fassaden und Kubaturen von Gebäuden, die sonst unvollständig oder schief wirken würden.
- Sie kaschieren von außen Abweichungen in der Nutzung der Innenräume, die an dieser Stelle gar keine Öffnung erlauben.
- Sie waren ursprünglich als transparente Fenster geplant, wurden aber aufgrund von späteren Nutzungsänderungen geschlossen bei Beibehaltung des Fassadenbilds.
Das berühmteste und architektonisch einflussreichste Beispiel ist derSpiegelsaal im Schloss Versailles (Frankreich, um 1684), mit dem der absolutistische Regent Ludwig XIV. prunken und beeindrucken wollte. Im Schloss Herrenchiemsee, einem der Schlösser von König Ludwig II. von Bayern, befindet sich eine maßstabsgetreue und imposante Nachbildung (errichtet 1879 -1881, s. Surftipps). In einem langgestreckten Raum mit 17 Rundbogenfenstern, die sich zum Schlossgarten öffnen, sind entlang der parallelen Innenwand ebenfalls 17 Spiegel angeordnet. Diese 17 spiegelnden Scheinfenster sind präzise Pendants in den Abmessungen, der Kontur als Rundbögen, mit verzierten Rahmen und der Aufteilung in Einzelfelder. Die geometrisch abgestimmte Anordnung von Kandelabern betont dieses Spiel mit Schein und Sein von Raum und Transparenz.
Diese besonders im Barock beliebten Scheinfenster sind aber
nicht auf die Baugeschichte beschränkt. Als gezielt gesetzte
spiegelnde Oberflächen in aktuellen Fashion Flagship Stores, in
Clubs und Bars und auch in verspiegelten Fassaden wie zum Beispiel
dem Cube von 3XN am Berliner Hauptbahnhof erleben sie eine
zeitgenössische Wiederentdeckung als visuelles Spiel mit der
Auflösung von geschlossenem Volumen und von Schwere, als scheinbare
Vergrössserung kleiner Räume und auch als Vexierspiel mit dem
Himmel (s. Objekte zum Thema).
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