Modulares Minimalhaus in Berlin
Komfortables Wohnen auf kleiner Fläche
Ein Zimmer, Küche, Bad auf 30 Quadratmetern – der Trend zu
kleinen Häusern hält an. Er geht meistens einher mit einer
bewussten Reduzierung von Hab und Gut sowie mit einem hohen
Interesse an Ökologie und Nachhaltigkeit. Reduziertes Wohnen auf
wenig Fläche bedeutet jedoch nicht unweigerlich Einbußen an
Komfort. Sogar ein luftiges Raumgefühl ist möglich, wie das
Cabin One beweist. Ein siebenköpfiges Team rund um die
Architekten Simon Becker und Andreas Rauch, hat dieses stationäre
Minimimalhaus entwickelt.
Gallerie
Der dunkelgrau lasierte Holzbau ist zehn Meter lang und 3,50
Meter breit; die Höhe des asymmetrischen Satteldachs beträgt 3,70
Meter. Die geneigte Dachform und großzügige Verglasungen vermitteln
im Inneren den Eindruck heller Geräumigkeit bei einer Wohnfläche
von gut 25 Quadratmetern. Auf der Stirnseite ist ein leicht schräg
nach außen geneigtes großes Giebelfenster angeordnet,
gegenüberliegend befindet sie die verglaste Eingangstür. An einer
Langseite dazwischen lässt ein bodentiefes Fenster mit Schiebetür
Licht einfallen und fungiert als Zugang zur Terrasse. Aufgebaut als
äußere Hülle und funktionaler Kern mit Bad-, Küchen- und Bettmodul,
ist das Gebäude für zwei Personen konzipiert. Erweiterungen für
mehr Bewohner sind möglich.
Konstruktion aus Holz
Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen und ein geringer
Energieverbrauch waren den Planern des Start-up-Unternehmens
wichtig. So kommt viel Holz zum Einsatz und der Bau entspricht der
EnEV 2016. Die Bodenplatte basiert auf einer Holzrahmenkonstruktion
aus Fichtenvollholz mit einer zementgebundenen, wasserbeständigen
Spanplatte auf der Unterseite. Eingeblasene Zelluloseflocken sowie
eine Holzfaserdämmplatte sorgen für die bodenseitige Dämmung, eine
wassergeführte Fußbodenheizung für Wärme. Die Wände des Prototypen
bestehen aus Brettsperrholz ebenfalls aus Fichte sowie einer
Holzfaserdämmplatte. Die Holz-Alufenster und -türen verfügen über
eine Dreifachverglasung.
Die Fassade bildet eine Rhombusschalung aus Weißtanne, die mit
einer anthrazitfarbenen Vorvergrauungslasur behandelt ist.
Konstruktiv sind zusätzlich drei schwarze, den Neigungswinkeln des
Daches angepasste Stahlbügel zur Aussteifung eingesetzt. Die
Massivholzwand hat hinsichtlich der Wärmespeicherung und -abgabe
und damit für das Raumklima Vorteile. Bei statischen Bedingungen,
die ein geringeres Gewicht erfordern, kommt ein mit
Zellulosedämmung gefüllter Holzrahmen zum Tragen.
Stauraum
Auch innen prägen Holzoberflächen den Raum. Lediglich im Bad mit
bodengleicher Dusche wird teilweise weißes Melamin verwendet. Alle
anderen Wände, die Dachschrägen und der Boden sowie sämtliche
Einbaumöbel bestehen aus Holzplatten. Die Möbel sind so gestaltet,
dass sie möglichst viel Stauraum bieten: beispielsweise im
halbhohen Schuhschrank im Eingangsbereich, in Fächern über der
Nasszelle, in den Stufen von der Treppe zum Bett, der Platz unterm
Hochbett und Schubkästen unter der Sitzbank beim
Giebelfenster.
Eingebaute Elektroinstallationen
Das kleine Holzhaus wird bezugsfertig auf das vorbereitete
Grundstück gebracht und kann sofort genutzt werden – sei es als
Erst- oder Zweitwohnsitz, Büro, Ferien- oder Wochenendhaus. Es wird
als 13 Tonnen schwere Einheit auf einem Tieflader transportiert und
schließlich per Kran positioniert. Das Fundament (wahlweise ein
Schrauben-, Streifen- oder Punktfundament) und die Infrastruktur
für Wasser bzw. Abwasser sowie ein Stromanschluss müssen vorhanden
sein. Die Fußbodenheizung ist bereits eingebaut. Auch die Sanitär-
und Elektroinstallationen sind schon montiert. Eine
Photovoltaikanlage auf dem Dach deckt rund sechzig Prozent des
Energiebedarfs. Berechnungsgrundlage bildet ein
Zweipersonenhaushalt, der einen Jahresbedarf von etwa 1.500
Kilowattstunden hat. Über einen CCE-Stecker mit 32 Ampere
Einspeisung bezieht das Haus den restlichen benötigten
Strom.
Smart Home
Verschiedene Ausstattungsstufen stehen zur Wahl. In der
umfangreichsten Variante ist die gesamte Einrichtung inkludiert,
darunter auch die Haushaltsgeräte wie Waschmaschine, Geschirrspüler
und Kühlschrank sowie das Küchenmodul mit Armaturen, Spüle,
Kochfeld, Ofen und Kaffeeautomat sowie die Installationen für die
Gebäudeautomation für ein Smart Home.
Elektronisches Türschloss
Der Einlass wird über ein elektronisches Türschloss gewährt. Es sperrt sensorgestützt automatisch die Tür auf, wenn die Bewohner nach Hause kommen, und schließt das Haus beim Verlassen wieder ab. Der virtuelle Schlüssel ist eine App des Herstellers auf dem Smartphone. Das Schloss wird an der Türinnenseite auf das bestehende Türschloss montiert. Zutrittsberechtigungen für andere Personen können über Apple Home, aber auch Bluetooth oder Zigbee, freigegeben und verwaltet oder Nutzungsvorgänge eingesehen werden.
Im Entree sind ein vernetzter Spiegel, ein Tablet mit der Apple-Home-App und sowie die Heizungssteuerung in einem kleinen weißen Gehäuse angebracht. Der Smart Mirror ist neben seiner eigentlichen Funktion als Spiegel auch ein Display und zeigt Informationen wie Termine, Uhrzeit und Datum, Wetter oder Nachrichten an.
Licht und Musik vernetzt
Die dimmbare LED-Beleuchtung kann manuell per Schalter betätigt
werden, aber auch über eine kabellose Steuerung für vernetzte
Geräte. Die schwarze, 2 cm dicke Scheibe aus eloxiertem Aluminium
hat einen Durchmesser von nur 8 cm und eine berührungssensitive
Oberfläche, die über Klicken, Berühren, Wischen, und Drehen bedient
wird. Zwei dieser Geräte sind im Minimalhaus eingebaut: an der
Küchenzeile und am Kopfende des Bettes. Diese Nutzungsschnittstelle
bindet auch die vier vernetzten Lautsprecher mit ein. So lässt sich
von der eigenen Playlist auf dem Smartphone oder Tablet, über
Online-Radio oder Streamingdienste Musik abspielen.
Vernetzte Heizungssteuerung
Die Steuerung für das Thermostat der Fußbodenheizung ist bei Cabin One in das Apple Home Kit integriert, aber auch kompatibel mit anderen Plattformen. Diese Einzelraumregelung temperiert den Raum nach eingestellten Szenen, beispielsweise nur, wenn jemand zu Hause ist, und sorgt für thermische Behaglichkeit. Zugleich trägt die Steuerung zum Einsparen von Energie und Kosten bei.
Zusätzlich zur Bodenwärme ist die Montage einer flachen
Infrarotheizung an der Wand möglich. Diese elektrische Heizung ist
mit aufgedruckten Motiven oder als Spiegeloberfläche erhältlich,
und gibt gleichmäßig Strahlungswärme ab.
Elektrische Dachfenster
Für Tageslichteinfall von oben sowie zur Be- und Entlüftung sind zwei Fenster im geneigten Dach eingebaut: Eins im Bad und eins über dem Hochbett. Ausgestattet mit Sensoren und kleinen Motoren, werden Temperatur, Luftfeuchtigkeit und CO2-Gehalt der Raumluft überwacht und die Fenster werden entsprechend der erfassten Werte automatisch geöffnet oder geschlossen. Durch eingebaute Regensensoren schließen sie bei Niederschlag automatisch. So sorgen zahlreiche vernetze Geräte und Bauelemente dafür, dass das Raumklima gut ist, zum Wohlbefinden beiträgt und der Wohnkomfort hoch ist. -jb
Bautafel
Architektur: Cabin Spacey, Berlin
Projektbeteiligte Prototyp: Variahome, Neusäß/Wangen im Allgäu (Holzbau); Nuki, Graz (Türschloss); Tado, München (Thermostat); Velux, Hamburg (Oberlichter); Philips, Hamburg (Beleuchtung); Sonos, Santa Barbara (Lautsprecher); Senic, Berlin (Nutzungsschnittstelle)
Fertigstellung: 2018
Standort Musterhaus: Geneststr. 5, 10829 Berlin
Bildnachweis: Jules Villbrandt/Herz&Blut, Berlin, sowie Cabin Spacey, Berlin, und Baunetz (jb), Berlin
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