Bürogebäude in Trondheim
Energiepositive Arbeitsplätze mit Fjordblick
Wie Antwerpen oder Hamburg gehört auch Trondheim zu jenen
europäischen Hafenstädten, in denen Kaianlagen, die nicht länger
dem Warenumschlag oder Personentransport dienen, in Wohnquartiere
und Dienstleistungsstandorte umgewandelt werden. Im Zuge der
Bebauung des Brattørkaia, nördlich vom Zentrum der westnorwegischen
Großstadt gelegen, entstand nun ein energiepositives Bürogebäude
nach Plänen des Architekturbüros Snøhetta. Zwischen den einstigen
Kaianlagen und dem Bahnhof erhebt sich das polygonal geformte
Powerhouse Brattørkaia, das in Aluminiumelemente und
Photovoltaikpaneele gekleidet ist.
Gallerie
Elliptisches Atrium bringt Licht ins Innere und gewährt Ausblick
Die dunkle Gebäudehülle ist durchsetzt von goldglänzenden
Partien und Fensterbändern. Von den vier leicht gewölbten Seiten
des solitären Baukörpers auf trapezförmigen Grundriss fällt die
kaiseitige Fassade am schmalsten aus. Während auf diese Weise
gewährleistet werden soll, dass die angrenzenden Bauten nicht
übertrumpft werden, überragt das Bürogebäude auf der
wasserzugewandten Nordwestseite gleichwohl die Nachbarschaft.
Bietet sich hier den Nutzern aus acht Geschossen und einem Mezzanin
die Aussicht über den Trondheimfjord, sind auf der rückwärtigen
Seite die vier Geschosse zum Hauptbahnhof ausgerichtet. Auf der
westlichen Seite kann das Gebäude von der Fußgängerbrücke, die die
Gleisanlagen überspannt, betreten werden. Die Treppe, die auf die
Brücke führt, wurde in das Gebäude integriert. Die Belichtung des
tiefen Baukörpers, der unter anderem die Geschäftsräume einer
großen Tankerreederei beherbergt, gewährleistet dabei ein
elliptisches Atrium, das dafür sorgt, dass sich an vielen Stellen
ein Ausblick aus den Büros auf die Trondheimer Innenstadt
eröffnet.
Großflächige Photovoltaikanlage erzeugt Energieüberschuss
Um mehr Energie produzieren zu können, als für den Betrieb des
Hauses benötigt wird und den Überschuss somit ins städtische Netz
einspeisen zu können, ist der Neubau mit einer großflächigen
Photovoltaikanlage ausgestattet, die eine Fläche von insgesamt
2.867 Quadratmetern einnimmt. Dabei kommt auch die Gebäudekubatur,
die eine besonders effiziente Ausrichtung der Paneele ermöglicht,
der Zielvorgabe zugute, einen jährlichen Energiegewinn von 500.000
kWh zu erzielen. Um überdies aber nicht mehr Energie als 26 kWh/m²
pro Jahr zu beanspruchen, galt es zugleich, Verluste zu minimieren.
So passt sich die sensorgesteuerte Beleuchtung – deren
Stromversorgung in dem mit Power over Ethernet (PoE)
ausgestatteten Bürogebäude über die Datenverbindung erfolgt –
automatisch an wechselnde Erfordernisse an. Weiterhin verfügt
der Neubau über eine hochgradig gedämmte Gebäudehülle: Dank der bis
zu 300 mm starken Dämmschicht konnte der Wärmedurchgangskoeffizient
von Dach und Wänden auf beachtliche 0,1 W/m² reduziert werden (je
niedriger der Wärmedurchgangskoeffizient ist, desto besser ist die
Wärmedämmeigenschaft).
Ressourcenschonender Betrieb und Sensoreinsatz
Zur Verbesserung der Energiebilanz trägt zudem eine
Seewasserwärmepumpe bei, die durch das Nachbargebäude mitgenutzt
wird; auch teilen beide Bauten einen Warmwasserkreislauf. Heizung
wie Kühlung der Räume erfolgt jedoch ausschließlich mittels
Verdrängungslüftung, die, sonst vor allem in Labor- und
Operationsräumen üblich, die frische Luft mit niedrigem Druck und
bei geringer Geschwindigkeit einspeist. Dabei wird die emissionsarm
errichtete Betonkonstruktion durch die strategisch
platzierten Öffnungen in der Abhangdecke als thermischer Speicher
wirksam. Den ressourcenschonenden Betrieb unterstützt auch die
Toilettenspülung mit Regenwasser. Die angestrebte Reduktion des
Energieverbrauchs geht einher mit sensorischer Kontrolle und einem
Monitoring des Nutzerverhaltens, das bei der Feinjustierung der
Gebäudetechnik helfen soll. Online visualisiert und auf Monitoren
dargestellt, soll zudem zu einem umweltbewussten Umgang angeleitet
werden.
Energieklasse A++
Dabei stellt der Neubau am Brattørkaia, der die Energieklasse
A++ aufweist und mit der Umweltklassifizierung BREEAM Outstanding
ausgezeichnet wurde, nicht das erste Gemeinschaftsprojekt der
Kooperative dar, in der sich Architekten, Bauunternehmen,
Immobiliengesellschaft, Beratungsfirma und eine
Umweltschutzorganisation unter dem Namen Powerhouse der Entwicklung
energiepositiver Bauten verschrieben haben. Nachdem bereits ein
bestehendes Bürogebäude in Kjørbo ertüchtigt und eine
umweltfreundliche Montessori-Schule in Drøbak realisiert wurden,
befindet sich derzeit ein weiteres Projekt in der südnorwegischen
Region Telemark im Bau. -ar
Bautafel
Architekten: Snøhetta, Oslo/New York/Innsbruck/San Francisco/Paris/Hong Kong/Adelaide
Projektbeteiligte: Entra, Oslo/Bergen/Stavanger/Trondheim (Immobilienunternehmen); Skanska Norge, Oslo (Generalbauunternehmen); Zero, Oslo (Umweltorganisation); Asplan Viak, Sandvika (Beratung)
Fertigstellung: 2019
Standort: Brattørkaia 17 A, 7010 Trondheim, Norwegen
Bildnachweis: Ivar Kvaal, Oslo; synlig.no, Trondheim
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