Rathaus mit Bibliothek in Großmehring

Geschickt und kompakt organisiert

Zu alt, zu klein, keine zeitgemäße Barrierefreiheit: Das alte Rathaus in der bayerischen Gemeinde Großmehring – knapp 80 Kilometer nördlich der Landeshauptstadt München gelegen – war in die Jahre gekommen. Deshalb wurde 2018 ein öffentlicher Wettbewerb ausgeschrieben. Angesichts einer kompletten Neuplanung sollte auch gleich eine Bibliothek mit Lesecafé integriert werden: Diese war bisher notdürftig im Untergeschoss der Grund- und Mittelschule untergebracht. Den ausgelobten Wettbewerb gewann das damals gerade einmal zwei Jahre junge Berliner Architekturbüro Sackmann Payer, zusammen mit den Landschaftsarchitekten Querfeldeins aus Dresden.

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Prägnant und raumbildend ist das neue Rathaus an vorderster Kante des zentral gelegenen Marienplatzes positioniert. Mit Sichtbezug zum Turm der St.-Wolfgang-Kirche bildet es einen neuen Bezugspunkt im Ortskern.

Solitär mit starkem Bezug zur Nachbarschaft

Das Gebäude fasst den Platz, mit einem Eingangsbereich, der dem Ortskern zugewandt ist. Mit einem kompakten dreigeschossigen Volumen orientiert sich der Baukörper an der Maßstäblichkeit der Nachbarbebauung. Auch das trapezoide, flach geneigte Dach nimmt Bezüge der Umgebung auf. Die unregelmäßig sechseckige Grundfläche schafft spannungsreiche Zwischenräume und Durchgänge zum Marienplatz.

Der Eingang ist leicht zurückversetzt und führt über einen Vorraum in das zentrale Atrium. Gegenüberliegend befindet sich das Bücherei-Café mit einem Freibereich an der Gebäuderückseite. Dort gibt es auch einen Traugarten für Hochzeitsgäste, der dem Standesamt angegliedert ist. Eine einheitliche Pflasterung der Terrasse und des Marienplatzes soll die zusammenhängende öffentliche Nutzung betonen.

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Nicht nur städtebaulich nimmt das neue Rathaus Bezug auf die umliegende – teils historische – Bebauung. Auch die hell durchgefärbten Lochfassaden aus kerngedämmtem Sichtbeton mit farblich abgesetzten Fensterfaschen greifen Merkmale der Nachbarschaft auf. Zurückhaltend und schlicht in der äußeren Erscheinung, setzt sich das Konzept im Inneren fort. Beton mit Holzeinbauten, transparentes oder mattiertes Glas sind dominierende Materialien. Akustikdecken reduzieren die Nachhallzeiten dieser glatten, schallreflektierenden Baustoffe.

Zentrales Atrium mit skulpturaler Treppe

Eine skulptural ausgeformte Treppe ist Teil des Atriums mit einem Luftraum über alle Geschosse. Ein Oberlicht spendet ausreichend Tageslicht.

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Die Bibliothek, das Rathaus und der Gemeindesaal mit dem angeschlossenen Trauzimmer verfügen über eine gewisse Eigenständigkeit in Bezug auf die Nutzungs- und Erschließungsmöglichkeiten. Den Architekten gelang angesichts der vielfältigen Funktionen ein stimmiges, gut verständliches Gesamtkonzept. Die Baumaterialien und die Wegeführung tragen zu einer bürgernahen Atmosphäre bei.

Brandschutzaspekte

Grundlage der Beurteilung der Brandschutzanforderungen im Zuge des Genehmigungsverfahrens für den Neubau des Rathauses war das Brandschutzkonzept des Büros morph+ aus Ingolstadt. Maßgebliche Rechtsgrundlagen für dessen Erstellung bildeten insbesondere die Bayerische Bauordnung (BayBO), die Bayerischen Technischen Baubestimmungen (BayTB), die Baustoffklassen nach DIN 4102-1:1998-05 und deren Zuordnung zu den Anforderungen nach A 2.1.2 BayTB. Bei der Erstellung des Brandschutzgutachtens sind jedoch zahlreiche weitere Rechtsgrundlagen und Regelwerke zu berücksichtigen.

Gebäudeklasse

Basis für die brandschutztechnische Beurteilung ist immer die Einordnung des Bauwerks in die Gebäudeklasse nach Landesbauordnung (LBO). Maßgebliche Kriterien sind insbesondere die geplante Nutzung (entscheidend beispielsweise für die Klassifizierung als Sonderbau), die Höhe des obersten Fußbodens über Gelände (wichtig für die Möglichkeiten der Rettung durch die Feuerwehr über einen zweiten Rettungsweg) wie auch die Anzahl und Maximalgröße einzelner Nutzungseinheiten. Je nach Einstufung gelten unterschiedliche Anforderungen der Gebäudeklassen an den Brandschutz.

Im Falle des Rathauses erfolgte die Einstufung in die Gebäudeklasse 3 nach BayBO – als freistehendes Gebäude mit mehr als zwei Nutzungseinheiten (deren Größe ist in diesem Fall beliebig), einer Höhe des obersten Fußbodens von maximal sieben Metern und einer Nutzung, die nicht unter den Sonderbauten gemäß Art. 2 (4) BayBO erfasst ist.

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Nutzungseinheiten

Das Rathaus mit Gemeindebibliothek mag auf den ersten Blick und bei Betrachtung der Architektenpläne überschaubar sein – insbesondere hinsichtlich unterschiedlicher Nutzungseinheiten. Beim Abgleich mit dem Brandschutzkonzept wird allerdings deutlich, dass es weit mehr als die Nutzungen „Rathaus” und „Bibliothek” gibt. Die Klärung der einzelnen Nutzungseinheiten ist im Hinblick auf die BayBO wichtig, denn diese gibt in Artikel 27 vor, dass Trennwände zwischen Nutzungseinheiten die Feuerwiderstandsfähigkeit der tragenden und aussteifenden Bauteile des Geschosses haben, jedoch mindestens feuerhemmend sein müssen.

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Alleine das Erdgeschoss des Neubaus mit Atrium, zwei Verwaltungsbereichen und der Bibliothek besteht aus vier individuell zu betrachtenden Nutzungseinheiten. Auch in den Obergeschosse sind weitere Nutzungseinheiten wie das Atrium separat zu betrachten.

Bautafel

Architektur: Sackmann Payer Architekten, Berlin (LPH 1-5)
Projektbeteiligte: Seibold & Seibold, Eichstätt (Planung/Bauleitung LPH 6-8); Wetzel & von Seht, Berlin (Tragwerksplanung); Hubert + Freihart, Eichstätt (HKLS-Planung); Obermeyer Planen + Beraten, München (Elektro-Planung); Querfeldeins, Dresden (Landschaftsplanung); morph+, Ingolstadt (Brandschutz); Wetzel & von Seht, Berlin (Bauphysik)
Bauherr: Gemeinde Großmehring
Fertigstellung: 2021
Standort: Marienplatz 10, 85098 Großmehring
Bildnachweis: Sebastian Schels, München; Philipp Jester, Berlin

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Die Anforderungen an den baulichen Brandschutz in Gebäuden werden in der Musterbauordnung und allen Landesbauordnungen nach den Gebäudeklassen bemessen.

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