Philipp-Soldan-Forum in Frankenberg
Flexible Nutzung und optimierte Akustik
Unscheinbar und für ein Konzerthaus überraschend unprätentiös liegt die ehemalige Elderberghalle, die kürzlich nach Sanierung unter dem Namen Philipp Soldan Forum wiedereröffnet wurde, unweit des historischen Stadtkerns von Frankenberg, eingebettet im Grünen. Das in den 1980er-Jahren errichtete Veranstaltungshaus wurde nach Plänen des Büros Ian Shaw Architekten, das sämtliche Leistungsphasen von der Entwurfs- bis zur Ausführungsplanung betreute, innerhalb von zwei Jahren umfassend revitalisiert. Die äußere Erscheinung blieb dabei ebenso zurückhaltend wie zuvor – umso größer ist der Überraschungseffekt beim Betreten des sanierten Inneren.
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Erhalt und Optimierung
Das L-förmige, eingeschossige Gebäude mit Backsteinfassade und flach geneigtem, auskragendem Pultdach befindet sich im Besitz der Stadt Frankenberg und dient als überregionales Veranstaltungs- und Konferenzzentrum. Ziel der Sanierung war es, die bestehende Struktur weitgehend zu erhalten und, wenn nötig, gezielt zurückzubauen. Im Zentrum des Entwurfs standen somit neben der energetischen Erneuerung vor allem raumakustische Verbesserungen auf dem Niveau führender Konzertstätten. Das Gebäude sollte außerdem funktional optimiert und inklusiv werden. Das Ergebnis ist ein behutsam modernisiertes Veranstaltungshaus, das den vertrauten Charakter bewahrt und mit wenigen, natürlichen Materialien und einer reduzierten Farbpalette auskommt.
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Unvermutete innere Weite und Flexibilität
Im Zentrum befindet sich ein offenes, lichtdurchflutetes Foyer mit polygonalem Grundriss, von dem aus die drei stützenfreien Säle erschlossen werden. Der große Saal ist flexibel nutzbar: Über akustisch wirksame Schiebewände kann er mit den beiden Seitensälen verbunden werden, sodass sich ein weit spannender, offener Raum mit wellenförmiger Deckenlandschaft ergibt. Das Haus bietet insgesamt 750 Sitz- und bis zu 2.000 Stehplätze auf einer Fläche von rund 4.850 Quadratmetern. Eine der zentralen baulichen Maßnahmen war der Rückbau der Galerie im großen Saal, wodurch die ursprüngliche Raumhöhe von zehn Metern wieder erlebbar ist. Neu integrierte Oberlichter ermöglichen viel Tageslicht im Inneren und schaffen optisch noch mehr Weite. Darüber hinaus entstanden vier neue Besprechungsräume oberhalb des Hauptsaals und im Untergeschoss.
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Holzdecke als skulpturales Akustikelement
Eine weitere wesentliche Maßnahme war die Integration einer neu entwickelten, skulpturalen Holzdecke: Sie schwebt scheinbar über den Sälen, wirkt als akustisches Diffusionselement und vereint Beleuchtung, Belüftung und Schallführung in einem präzise gestalteten Deckenbild. Die feinen Fugen und die integrierte LED-Beleuchtung unterstreichen den ruhigen Raumeindruck.
Auch im Detail wurde akustischer Komfort berücksichtigt: Ein speziell entwickelter Besprechungstisch, entworfen von Ian Shaw Architekten und gefertigt vom örtlichen Möbelhersteller Thonet, bietet klangtechnische Optimierung für kleinere Räume. Eine Induktionsschleife im Foyer erleichtert zudem das Hören für Menschen mit Hörbeeinträchtigung.
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Energieeffizienz und Kreislauffähigkeit
Das Gebäude wurde energetisch ertüchtigt, unter anderem durch neue Dämmung, Anschluss an die Fernwärmeversorgung sowie den vollständigen Austausch von Fenstern und Haustechnik. Die neuen raumhohen Holzfenster wurden innen pigmentiert, um sie farblich an den neuen Eichenboden anzupassen; außen hingegen sind sie eloxiert und harmonieren so mit der Backsteinfassade.
Der durchgängige Einsatz kreislauffähiger Materialien – etwa durch demontierbare Leuchten, zerlegbare Holzdecken und die ebenfalls demontier- und mehrfach abschleifbaren Eichendielen – ergänzt das Konzept einer langlebigen, nachhaltigen Architektur.
Bautafel
Architektur: ian shaw architekten, Frankfurt am Main (Ian Shaw, Moritz Powik, Tizian Borzaga)
Projektbeteiligte: Nolte Structural Engineering (Tragwerksplanung); Harald Hilbert (Technische Gebäudeausrüstung); Vladimir Szynajowski, s-acoustics (Akustik)
Bauherr*in: Stadt Frankenberg (Eder)
Fertigstellung: 2023
Standort: Teichweg 3, 35066 Frankenberg (Eder)
Bildnachweis: Moritz Bernoully