Philharmonie in Essen
Deckenskulptur und Schallsegel
Für den Umbau des alten Konzerthauses in Essen - immerhin des
größten im ganzen Ruhrgebiet - zu einem modernen Aufführungsbau war
ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben worden, bei dem der
Entwurf der Kölner Busmann + Haberer als Realisierungsgrundlage
ausgewählt worden war.
Der Umbau des Konzerthauses mit drei Sälen und zeitgemäßer
technischer Ausstattung sollte die Stellung des Hauses in der
Musikszene langfristig sichern. Der Entwurf folgt dem Konzept des
"Inneren Umbaus": Der Kuppelsaal wird im Inneren als modifizierter
Rechteckraum neu erstellt. Die Ergänzung des Hauptzugangs mit einem
Eingang im Stadtgarten zum benachbarten Aalto-Theater hin, bewirkt
eine Aufwertung der städtebaulichen Situation und ermöglicht zudem
eine Verbesserung der Gebäudeerschließung. Im Schnittpunkt des
L-förmigen Baukomplexes liegt das alte Foyer, ergänzt durch ein
allseitig verglastes "Gartenfoyer" mit Blick in den angrenzenden
Stadtgarten. Über Lufträume sind die einzelnen Foyergalerien- und
Erschließungsflächen miteinander verbunden.
Gallerie
Das gestalterische Konzept lebt vom Dialog der denkmalgeschützten Elemente mit den neu geschaffenen Einbauten. In den Erschließungsbereichen wurden die vorhandenen dunklen Materialien ersetzt durch helle und freundliche Oberflächen. Die bestehende Gliederung der Fassaden mit den abwechselnden Wand- und Fensterflächen wird nun ins Innere transportiert: Die äußere Abfolge bildet die Grundlage für den Rhythmus der inneren, Birkenholz-vertäfelten Oberflächen, schräg gestellte hinterleuchtete Glaselemente und die die Emporen tragenden Stahlstützen nehmen diesen Rhythmus ebenfalls auf.
Der Gebäudeflügel rechtwinklig zur Huyssenallee wird nahezu komplett vom großen Konzertsaal eingenommen. Insgesamt beträgt die Bruttogeschossfläche der Philharmonie 21.700 m².
Akustik
Über ein steil ansteigendes Auditorium wird eine gute Akustik
hergestellt, die notwendige schalltechnische Dichte lässt sich über
Plätze hinter dem Podium und auf drei Galerien erzielen. Eine
Deckenskulptur und ein Schallsegel bilden ein neues Raumprofil und
schaffen die Voraussetzungen für eine optimale Hörbarkeit.
Sowohl Gartensaal als auch Kammermusiksaal lassen sich unabhängig
bespielen; Nebeneingänge und Zwischenfoyers sorgen für eine
getrennte Abwicklung des Publikumsverkehrs. In den
Erschließungsbereichen wurde die Vertäfelung aus Birkenholz
teilweise gefaltet ausgeführt, um die Akustik zu verbessern.
Stille ist eine wesentliche Voraussetzung für ein optimales Klangerlebnis. Um Stille im Raum zu erreichen, wurden alle schalldämmenden Maßnahmen an Fassaden, Umfassungswänden, Dachkonstruktionen, Fußbodenaufbauten und Eingangstüren festgelegt und in die Detailplanung mit einbezogen. Selbst Geräuschquellen außerhalb des Gebäudes, wie die Verkehrsgeräusche und auch die Geräusche der vorbeifahrenden unterirdischen Schienenfahrzeuge, z.B. in der Stadtgartenschleife und auf der Aaltorampe, wurden in die akustischen Betrachtungen mit einbezogen.
Zur raumakustischen Konkretisierung der Klangentwicklung in der Essener Philharmonie wurden unterschiedliche Methoden angewandt, von physikalischen Berechnungen und Simulationen bis hin zu komplexen Computermodellen und 1:1 Mustern. Wichtig war dabei auch, dass sich der Zuhörer in das Musikerlebnis eingebunden fühlt. Dieses Eingebundensein wird von einer idealen Nachhallentwicklung getragen. Zusätzlich wird die Klarheit des Musikvortrages durch einen kräftigen Direktschall und starke Frühreflexionen gefördert.
Bautafel
Architekten: Busmann + Haberer, Köln
Projektbeteiligte: Müller-BBM Building Solutions GmbH, Planegg (Akustik)
Bauherr: Stadt Essen
Fertigstellung: 2004
Standort: Essen
Bildnachweis: Philharmonie Essen