Einfamilienhaus in Seoul
Glattes und reliefiertes Mauerwerk
In Naebalsandong, einem westlichen Stadtteil Seouls, wurde nach Plänen des Büros Stmpj auf geringer Grundfläche ein fünfgeschossiges Einfamilienhaus mit einem Verblendmauerwerk aus Backstein realisiert. Das in New York und Seoul ansässige Architekturbüro entwarf mit dem 5-story house ein Plädoyer für vertikales Wohnen. Denn laut der Verantwortlichen ist die dicht besiedelte südkoreanische Hauptstadt vor allem durch eine Ein-Stockwerk-Wohnkultur geprägt. Sicher ist: Inmitten der kleinteiligen, heterogenen Bebauung springt einem der rötlich schimmernde Monolith direkt ins Auge.
Gallerie
Bauvorschriften als gestalterisches Potenzial
Das markante Volumen des Baukörpers ist das Ergebnis des kreativen Umgangs der Architekturschaffenden mit den Bauvorschriften. Ausgehend von einem vertikalen Quader, erhielt dieser mittels Subtraktionen seine jetzige Kubatur mit gewölbten Einschnitten im Erdgeschoss und einer nur dreigeschossigen Rück- sowie einer fünfgeschossigen Vorderseite. Somit wird der Bau den Anforderungen an minimale Verschattung der umgebenden Gebäude gerecht.
Das an der Nordseite steil geneigte Dach geht mit einer Rundung
in eine Dachterrasse oberhalb des zweiten Stockwerks über.
Dachfläche und Terrasse wurden als fünfte Fassade behandelt und mit
den gleichen Verblendern versehen. Diese Gestaltung verleiht dem
Bau ein skulpturales, monolithisches Äußeres. Jede scheinbar rein
gestalterische Raffinesse erfüllt bei dem Gebäude zugleich eine
Funktion. So dient bspw. der Einschnitt an der Ostseite im
Erdgeschoss als zur Hälfte überdachter Parkplatz für ein Auto, das
andernfalls keinen Platz auf dem Grundstück gefunden hätte. Zudem
befindet sich an dieser Stelle die schmale, verglaste Eingangstür,
sodass der Bereich auf diese Weise ebenfalls vor Regen geschützt
ist.
Skandinavien in Südkorea
Im Erdgeschoss befindet sich die Möbelwerkstatt des Vaters und
ein multifunktionaler Raum für die drei Töchter. Der erste Stock
mit offenem Koch-, Wohn- und Essbereich bildet einen einzigen
großen Raum für gemeinsame Aktivitäten der Familie. Die
Schlafzimmer und Bäder sind auf die übrigen drei Stockwerke
verteilt. Das Interieur ist ruhig und zurückhaltend gehalten und
erinnert an den skandinavischen Stil. Helle Holzeinbauten und
Holzböden treffen auf weiß verputzte Wände und Decken sowie
einzelne Elemente mit Sichtbetonoberfläche, wie die Stützpfeiler.
Der Anteil der Gebäudeöffnungen ist wohl aufgrund der dichten
Bebauung und zur Wahrung der Privatsphäre verhältnismäßig gering.
Die Wahl schlanker, vertikaler Rundbogenfenster lässt an
historische Bauten denken.
Glattes und reliefiertes Mauerwerk
Die zweischaligen Außenwände bestehen aus einer innenliegenden, tragenden 200 mm starken Schicht aus bewehrtem Beton, einer 150 mm dicken Dämmschicht und abschließend, um 50 mm abgerückt, der 90 mm starken Verblendfassade. Das Mauerwerk aus roten Ziegelsteinen im Format 190 x 90 x 57 mm wurde größtenteils im mittleren Läuferverband ausgeführt. An den gestalterisch abgesetzten Fensterstürzen sowie in den perforierten Flächen vor den Fenstern der West-, Ost- und Nordfassade, die vor unerwünschten Einblicken von Passanten oder Nachbarn schützen sollen, kommen auch Binder zum Einsatz. Ebenso an den Einschnitte; hier wurden die Leerstellen zwischen den Bindern mit rotem Mörtel ausgespachtelt. Somit erscheinen diese Bereiche wie ein schuppiges Relief und setzen sich trotz desselben Materials stark von den glatten, vertikalen Flächen ab. Auf gleiche Weise wurde der Übergang von Terrasse zu Dach gestaltet, allerdings mit Läufern anstelle von Bindern. -lw
Bautafel
Architektur: stmpj, Seoul / New York
Projektbeteiligte: Teo Structural Engineering (Bauingenieur), Daedo (Haustechnik), ON Architecture (Ausführung)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2018
Standort: Naebalsandong, Seoul, Südkorea
Bildnachweis: Bae Jihun, Seoul
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