Digitales Sendezentrum und Datenzentrale in Unterföhring
Außenwand aus Porenbetonplatten mit WDVS
Am nordöstlichen Stadtrand der bayerischen Landeshauptstadt hat sich ein wichtiger Medienstandort entwickelt: Viele Fernseh- und Radiosender, Filmproduktionsgesellschaften und entsprechende Zulieferer haben sich dort in der Gemeinde Unterföhring versammelt. Auch die Firma SES Plattform Services (früher Astra) hat sich hier mit einem neuen Sendezentrum mit Datenzentrale angesiedelt. Rund 300 digitale Fernseh- und Radioprogramme sowie interaktive Datendienste werden von hier verbreitet. Die dafür unterzubringende Sende- und Speichertechnik mit 400 Rechnerschränken erfordert nicht nur einen großen Raumbedarf, sondern bringt auch hohe Kühllasten mit sich. Diese sollten im Klimakonzept des Gebäudes Berücksichtigung finden.
Gallerie
Die Planer vom Büro Spengler Architekten entschieden sich zunächst für einen kompakten Baukörper und damit für eine Minimierung der Gebäudehülle. Das dreigeschossige, quaderförmige Büro- und Betriebsgebäude ist dabei so organisiert, dass sich für die Mitarbeiter möglichst kurze Wege zur wartungsintensiven Technik ergeben. Der zentrale Technikraum und die Flächen für Sendeabwicklung sind im Zentrum des Gebäudes angeordnet. Darüber liegt ein begehbares Installationsgeschoss, das zugleich als „Abluftkanal“ für die Umluftkühlung der darunterliegenden Räume dient. Im obersten Geschoss befinden sich in diesem Bereich die Notstromversorgung, Einrichtungen für Satellitenempfang und Laborräume. Um diesen technischen Kernbereich herum gruppieren sich auf zwei Seiten L-förmig die Büro- und Verwaltungsräume über alle drei Geschosse. Ein weiterer Teil nimmt die Flächen für die Gebäudetechnik auf. Im Untergeschoss sind in einer Tiefgarage Stellplätze für 48 Pkw untergebracht.
Die natürliche Belichtung und Belüftung der Büroräume erfolgt über gegeneinander versetzt angeordnete, horizontale Fenster- und Oberlichtbänder. Ein Lichtlenksystem minimiert den Wärmeeintrag und sorgt für eine blendfreie Belichtung der Arbeitsplätze. Ein Umluftsystem soll hier für konstante 22°C Raumtemperatur und mit Luftgeschwindigkeiten von unter 5 m/s für gute Arbeitsbedingungen garantieren. Dieses System läuft abgekoppelt von der Raumkühlung der Technikflächen und des Rechnerraumes; für Letzteren wurden Rechnerschränke mit Luftvolumensteuerung eigens entwickelt. Die notwendige Heizenergie wird aus dem Rücklauf der nahe gelegenen Geothermieanlage der Gemeinde Unterföhring bezogen. Durch die massive Bauweise und zusätzliche schalldämpfende Maßnahmen liegt der Schallpegel im Rechnerraum bei 58 dBA.
Mauerwerk
Für das Klimakonzept der Sendezentrale war nicht nur der
Energiebedarf zu betrachten, auch der Aufwand für die Errichtung
und bauliche Unterhaltung inklusive der Herstellung, Lebensdauer
und möglichen Entsorgung der Baumaterialien sollten in die
Überlegungen mit einbezogen werden. Vor diesem Hintergrund wählten
die Architekten eine Gebäudehülle aus Porenbeton: Großformatige,
20 cm starke Wandelemente aus dem mineralischen Baustoff
fachen das tragende Betonskelett aus. Aufgrund der großen Formate der
Elemente (mit Längen von 650 bis 750 cm und Breiten von 50, 62,5
und 75 cm) konnte die Rohbauphase innerhalb von sieben Monaten
abgeschlossen werden. Die Festigkeitsklasse der verwendeten
Porenbeton-Wandplatten beträgt 3,3 N/mm², ihre Rohdichte
liegt bei 0,5 kg/dm³. Der Baustoff verfügt über gute
Wärmedämmeigenschaften bei hoher Speicherfähigkeit. Der
Temperatureintrag von außen fällt gering aus, was dazu beiträgt,
die Unterhaltskosten des Gebäudes bei Heizung und Kühlung gering zu
halten. Außerdem bietet das Material einen hohen Brandschutz. Der
als nicht brennbar klassifizierte, massive Baustoff gewährt
mindestens 360 Minuten Brandsicherheit und hält auch Explosionen
stand. Der bauliche Brandschutz wird ergänzt durch ein
Gaslöschsystem.
Die Außenwände sind mit einem 8 cm dicken WDVS aus
Polystrol-Hartschaumplatten und mineralischem Putz verkleidet. Die
Abdichtung der äußeren Horizontalfugen der Außenwände erfolgte bei
sichtbarer Fase mit modifiziertem Kunststoffklebemörtel, das
Schließen und Abdichten der Vertikalfugen mit plastoelastischem
Material. Die Innenwände sind nach statischem Erfordernis in
17,5 cm starkem Kalksandsteinmauerwerk ausgeführt, oder – wie
bei Treppenhaus und Aufzugschacht – in Stahlbeton. Nicht tragende
Bürotrennwände wurden in Trockenbauweise ausgeführt.
Bautafel
Architekten: Architekturbüro Spengler, München
Projektbeteiligte: Hebel, Duisburg (Porenbeton-Wandplatten); Rudolf Vogl, Deggendorf (Porenbetonmontage); Caparol, Ober-Ramstadt (WDVS)
Bauherr: SES Platform Services
Fertigstellung: 2010
Standort: Betastraße 1-10, 85774 Unterföhring
Bildnachweis: Architekturbüro Spengler, München; Hebel, Duisburg
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