Bürogebäude in Neu Delhi
Vibrierende Hülle aus Backstein
Als das South Asia Human Rights Documentation Centre (SAHRDC) in der indischen Hauptstadt Delhi neue Büroräume benötigte, erhielt das junge ortsansässige Architekturbüro Anagram den Auftrag. Es sollte einen Neubau auf einem nur 50 m² großen Eckgrundstück entwerfen - und das mit äußerst limitiertem Budget. Als Non Governmental Organisation (NGO) setzt sich die SAHRDC für die Wahrung der Menschenrechte in Südasien ein. Neben sieben festen Mitarbeitern arbeiten ein Dutzend Freiwillige, darunter Ärzte, Journalisten, Anwälte und Computerspezialisten für die Organisation. Außerdem finden sich regelmäßig Studenten aus Indien und aus dem Ausland ein, um das Projekt zu unterstützen.
Gallerie
Der Neubau liegt an einer stark frequentierten Straße mit hohem Fußgängeraufkommen. EInes der Hauptanliegen der Bauherren war es, die damit verbundene Geräuschkulisse von den Büroräumen fern zu halten. Da die nach Süden ausgerichtete Längsseite des Gebäudes tagsüber direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, musste hier zudem ein Wärmepuffer geschaffen werden. Die Lösung lag in einer durchbrochenen Backsteinfassade, die das kleine Gebäude zwar abschirmt, sich aber keineswegs völlig verschließt. Die Backsteinwand solle, so die Architekten, als „vibrierende, dynamische Hülle erscheinen, die der inneren Aktivität einen baulichen Ausdruck verleiht“. Um den Raum optimal zu nutzen, sind die einzelnen Stockwerke als offene Räume konzipiert, die flexibel gestaltet werden können. Die Gewölbedecken setzen das Material Ziegel im Innenraum fort.
Mauerwerk
Anstatt die Wand mit Fensteröffnungen zu versehen, schufen die
Architekten ein ornamenthaft anmutendes „Hitzeschild“ aus Backstein, das
sich zwar spielerisch zur Straße öffnet, trotz seiner
Durchlässigkeit aber eine deutliche Trennung darstellt.
Eine Pufferzone zwischen der Backsteinfassade und den dahinter liegenden Büroräumen nimmt das Treppenhaus und die Toilettenräume auf. Diese „atmende thermische Barriere“ (Architekten) schützt die Büroräume und lässt durch die Porosität der Wand zugleich die Luft zirkulieren. Ein wiederkehrendes Ziegelmodul erzeugt ein komplexes, raffiniertes Muster – typisch für die im südasiatischen Raum üblichen Brise Soleil. Ein Modul besteht jeweils aus sechs Ziegeln, die verdreht über einander gestapelt werden und so die Vertikale betonen. Die gebrannten Mauerziegel tragen die Bezeichnung FPS Brick Class Designation 75.
Der Bau dieses „Sonnenschildes“ sei ein fünfwöchiger Prozess gewesen, währenddessen sie in intensivem Dialog mit den Maurern Techniken lernen und wieder verlernen mussten, so die Architekten. Eine beeindruckende Backsteinfassade ist entstanden; der gesamte Neubau hat gerade einmal 47.000 Euro gekostet.
2008 wurde das Gebäude mit dem Worldwide Brick Award ausgezeichnet.
Bautafel
Architekten: Anagram Architects, Neu Delhi
Projektbeteiligte: Neerj Jain, Neu Delhi (Tragwerksplanung); SK Builders, Neu Delhi (Bauausführung)
Bauherr: Ravi Nair, SAHRC, Neu Delhi
Fertigstellung: 2005
Standort: B-6/1, Safdarjung Enclave Extension, Neu Delhi
Bildnachweis: Anagram Architects, Delhi
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