Büroerweiterung von Dannien Roller Architekten in Tübingen
Geflämmter Kalksandstein im Innenraum
Die Mischung aus junger Universitätsstadt und historischer Altstadt verleiht Tübingen seinen einzigartigen Charme. Oberhalb der einstigen Stadtmauer verlaufen die Schulbergterrassen, eine historische Grünanlage an einem steilen Hang. In diesem Kontext befindet sich das Büro Dannien Roller Architekten und Planer. Im Erdgeschoss eines spätklassizistischen Wohn- und Geschäftshauses haben Maren Dannien und ihr Mann Matthias Roller die idealen Büroräumlichkeiten gefunden, die sie umgebaut und zusätzlich durch einen östlich angrenzenden, eingeschossigen Erweiterungsbau in Kalksandsteinbauweise vergrößert haben.
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Zusätzliche Ebenen im Bestandsbau
Eine breite Fensterfront mit Holzrahmen aus geöltem Eichenholz und mittig platzierter, verglaster Tür an der der zur Pfleghofstraße gelegenen Westseite heißt Mitarbeiter und Besucher im Bestandsgebäude willkommen. Um im Erdgeschoss des historischen Gebäudes mehr Platz zu haben, hat Dannien Roller die Bodenplatte des Altbaus abgesenkt und eine Zwischenebene eingefügt. Vom Empfang und Sekretariat führt eine restaurierte Holztreppe nach oben zu den Büros und Besprechungsräumen. Das Architektenpaar hat das Fachwerk teilweise freigelegt, um Blickbeziehungen zwischen den Ebenen zu ermöglichen. Wer sich im Eingangsbereich für die nach unten führende Treppe entscheidet, erreicht durch einen schlauchartigen Flur das Zwischengeschoss, das Altbau und Erweiterungsbau verbindet. Eine limonengrüne, skulpturale Kücheninsel dominiert den Raum und markiert den Übergang von Alt zu Neu. Der Tresen dient als Treffpunkt und Ort der Kommunikation.
Bürolandschaft an Hanglage
Im anschließenden Neubau befinden sich eine Bibliothek, ein
Konferenzbereich und eine offene Bürolandschaft. Der eingeschossige
Neubau schmiegt sich an die Hanglage und fügt sich mit seiner
begrünten Dachfläche gut in die Schulbergterrassen ein. Zusätzliche
Treppenstufen machen das abfallende Gelände im Inneren spürbar.
„Wir wollten eine Art Landschaft mit vielfältigen
Kontaktmöglichkeiten und trotzdem eine gewisse Gliederung“, erklärt
Maren Dannien. Der Erweiterungsbau umschließt winkelförmig eine
Terrasse, wo die Mitarbeitenden im Freien arbeiten oder die Pausen
genießen können. Die Möblierung des Außenraums wurde gemeinsam mit
den Studierenden, die in den Obergeschossen des historischen
Gebäudes wohnen, gestaltet.
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Geflämmter Kalksandstein im Innenraum
Der Erweiterungsbau wurde in Kalksandsteinbauweise errichtet. Das Architektenduo hat sich zum einen wegen seiner ressourcenschonenden Herstellung und vollständigen Recyclingfähigkeit für den Baustoff entschieden, zum anderen erfüllt er die hohen Brandschutzanforderungen im historischen Kontext. Die Fassade ist mit einem sehr groben, abgezogenen und in den Kornspitzen gestrichenen Putz versehen, der mit den angrenzenden Natursteinmauern in Dialog tritt. Im Innern spielt der mittelformatige Kalksandstein die Hauptrolle: Das Mauerwerk im Halbverband wurde weitestgehend im Ausgangszustand belassen und zwar inklusive Spuren von werkseitig aufgebrachten Wandabschnitts- und Typenbezeichnungen. Aus Feuchtegründen wurde der Rohbau im Winter abgeflämmt, was eine Oberfläche variierender warmer Beigetöne zur Folge hatte, „die fast schon an Marmor erinnert.“, findet Dannien. Diese rohe Ehrlichkeit des Materials haben die Architekturschaffenden auch bei den Fugen weitergeführt: Die Lagerfugen sind leicht ausgekratzt und die Stoßfugen geklebt. Der dadurch entstandene Werkstattcharakter wird vom ungeschliffenen durchgefärbten Estrich ergänzt. Die Beschaffenheit der Wände verbessert zudem die Raumakustik, sodass trotz offenem Grundriss konzentriert gearbeitet werden kann. -sh
Bautafel
Architektur: Dannien Roller Architekten + Partner, Tübingen
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Schneck Schaal Braun, Tübingen (Statik und Bauphysik); Dagmar Hedder, Tübingen (Landschaftsarchitektur); Pro Natur, Metzingen (Dachbegrünung); Walddörfer, Tübingen (HLS); Pfeffer Fensterbau, Starzach (Fenster); Schreinerei Klink, Tübingen (Möbelschreinerei, Türen); Stephan Potengowski, Tübingen (Restauration Treppe); Wörner Eletroanlagen, Bad Urach (Elektro); Hecht, Tübingen (Möblierung); Création Baumann, Langenthal (akustisch wirksame Textilien); KS-Original, Hannover (Kalksandstein)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2020
Standort: Pfleghofstraße 4.1, 72070 Tübingen
Bildnachweis: Dietmar Strauß, Besigheim; Dannien Roller Architekten + Partner, Tübingen
Fachwissen zum Thema
KS-ORIGINAL GmbH
Entenfangweg 15
30419 Hannover
www.ks-original.de