Büro- und Geschäftshaus in Teheran
Rahmen mit vorfabrizierten Mauerwerkselementen optimieren Tageslichteinfall
Wie wirkt ein Gebäude auf den unmittelbaren Stadtkontext? Wie können Stadt und Neubau voneinander profitieren? Diese Fragen hat sich der iranische Architekt Hooman Balazadeh bei der Planung eines Büro- und Geschäftshauses in Teheran gestellt. Mit seinem Architekturbüro Hooba Design hat er ein Gebäude mit roter Ziegelhülle entworfen, dass die bestehende urbane Struktur fortschreibt und zugleich einen neuen öffentlichen Grünraum für die eng bebaute Stadt schafft.
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Baugesetze ausreizen
Das Büro- und Geschäftshaus Hitra steht an der Kreuzung zweier Hauptstraßen im Viertel Velenjak am Hang der Alborz-Bergkette. Das schmale, lange Grundstück des Neubaus weist deshalb eine Steigung von 15 Prozent auf, mit welcher die Architekturschaffenden umgehen mussten. Für die Entwicklung des Bauvolumens hat das Büro die Bauvorschriften Teherans neu interpretiert: Demnach darf die bebaute Fläche nicht mehr als sechzig Prozent der Grundstücksfläche plus zwei Meter betragen. Dies hat zur Folge, dass viele kommerzielle Bauten diese Fläche vollständig ausnutzen und die Restfläche als private, unbebaute Fläche mit einer Mauer umzäunt oder als Innenhof genutzt wird.
Die Verantwortlichen sahen hier das Potenzial, diese
Zwischenräume als öffentliche Räume zu nutzen, um der Stadt etwas
zurückzugeben. Sie positionierten die Freifläche vor dem
Eingangsbereich, wodurch ein für jedermann zugänglicher Platz
entstand, der von einem Café bespielt werden kann. Aufgrund der
Höhenunterschiede des Grundstücks gibt es zwei weitere Einschnitte
ins Gebäude, die über Freitreppen erschlossen werden.
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Belichtung optimieren
Diese Einschnitte führen dazu, dass mehr natürliches Licht ins
Innere des Gebäudes fallen kann, in dessen unteren beiden
Stockwerken Gewerbeeinheiten und in den darüber liegenden
Geschossen Büros untergebracht sind. Auch hier reizt das Team um
Balazadeh die Baugesetze aus, um den Entwurf zu optimieren. Der
erlaubte Anteil von Glas zu anderen Fassadenmaterialien liegt bei
vierzig Prozent. Um den Tageslichteinfall zu optimieren,
entschieden sich die Architekturschaffenden für eine zweischalige
Fassade. Die innere Hülle besteht vollständig aus Glas, während die
äußere Hülle aus rechteckigen Öffnungen und Ziegelmauerwerk
gebildet wird, die das Verhältnis vierzig zu sechzig
erfüllen.
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Traditionelles Mauerwerk neu interpretieren
Die Architekten interpretierten für die Mauerwerkshülle das traditionelle perforierte Mauerwerk Fakrho-Madin neu. Anstatt Lücken im Verband zu lassen, wie es dafür üblich ist, setzten sie türkisfarbene Metallrahmen ins Mauerwerk ein, um größere Öffnungen zu erhalten. Die Metallrahmen werden umrandet von roten Mauerziegeln im Stapelverband. Die rechteckigen, vorfabrizierten Elemente aus Metallrahmen und Mauerwerk sind auch nach dem Einbau als solche erkennbar.
Um eine dynamische Fassade und möglichst idealen Lichteinfall zu erhalten, rückt die äußere Hülle je nach Situation und Stockwerk mal näher an die innere Glashülle heran und mal weiter von ihr ab. An der Ostfassade entsteht in Verbindung mit der Straßensteigung somit eine interessante Optik, da die Mauerwerkschale nach oben immer stärker auskragt. Die Fassadenlösung sorgt für einen optimierten Lichteinfall im Gebäude, wodurch sich der Stromverbrauch für die Beleuchtung verringert. Das Gebäude wurde mit dem BLT Built Design Award ausgezeichnet. -sh
Bautafel
Architektur: Hooba Design, Teheran
Projektbeteiligte: Mohammad Reza Rahim Zadeh (Tragwerk); Ghandil Zadeh (Elektroinstallationen); Mehravaran (Maschineningenieur); FAD Co. (Licht)
Bauherr/in: Mohsen Rahim Zadeh
Fertigstellung: 2021
Standort: Tehran Province, Tehran, Sasan Street, Iran
Bildnachweis: Parham Taghioff, Deed Studio, Khatereh Eshghi
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