Tropenhaus Gondwanaland in Leipzig
Freitragende Kuppel mit Dachhaut aus Folienkissen
Unter einer riesigen freitragenden Kuppel befindet sich die Halle der Tropenerlebniswelt im Leipziger Zoo. Hier entstand auf rund 16.500 m² der Lebensraum des Urkontinents Gondwana, der einst das heutige Afrika, Südamerika und Teile Asiens umfasste. Beim Entwurf für die Halle, der als Zweitplatzierter aus einem Wettbewerb hervorgegangen war, orientierten sich die Berliner Architekten Henchion + Reuter an der Form des Erdkugelausschnitts der Landmasse Gondwana. So entstand im Grundriss ein gleichschenkliges Dreieck mit gerundeten Kanten, das die drei Themenbereiche Afrika, Südamerika und Asien gliedert.
Gallerie
Der Innenbereich wurde mit einem fast 400 m langen Fluss und rund 17.500 Pflanzen ausgestattet. Hier können die Besucher auf Erlebnis- und Baumwipfelpfaden oder bei einer Bootsfahrt neben den Pflanzen auch rund 300 exotische Tierarten bewundern oder in den Gastronomie- und Eventbereichen verweilen.
Dach
Um dem Konzept des Bauprojekts konstruktiv und technisch gerecht zu werden, wählten die Planer als Hallendach eine freitragende Stahlkonstruktion mit einer Spannweite von 160 m und einem Gewicht von 2.000 t, die sich aus Dreieckselementen zusammensetzt. Das so entstehende statische System ist eine in sich geschlossene, biegesteife Schale mit umlaufendem Zuggurt. Im Grunde besteht es aus zwei Rastern, dem Primär- und dem Sekundärraster.
Um die darin wachsenden Bäume von bis zu 20 m Höhe aufnehmen zu können, ist die Kuppel bis zu 34 m hoch. Die Schalenränder sind elliptisch gekrümmt. Die Tiefpunkte des Randes in den Ecken liegen bei ca. 9,50 m über dem Gelände, die Traufhöhe beträgt am höchsten Punkt etwa 18 m.
Das außen liegende Primärraster besteht aus Einzelstäben mit
runden Hohlprofilen, die Dreiecksmaschen bilden. Darunter ist ein
Sekundärraster mittels Zug- bzw. Druckstangen in veränderlichen
Abständen von ca. 1,80 m – 3,50 m abgehängt, das aus
Rechteck-Rohrprofilen besteht. Dieses Raster bildet schiefwinklige
Vierecksmaschen zur Befestigung der dazwischen liegenden
Dachhaut.
Die dreilagigen, UV-durchlässigen und transparenten
ETFE-Folienkissen der Dachhaut bilden eine isolierende
Schutzschicht zur Außenwelt. Sie sind mit Überdruck aufgeblasen und
erreichen in Abhängigkeit von der Primärkonstruktion Abmessungen
von maximal 8,90 x 7,90 m.
Die Dachhaut und eine ausgeklügelte Gebäudeleittechnik sind die
Voraussetzung dafür, dass die tropische Flora und Fauna wie in
ihrer natürlichen Umgebung lebt und gedeiht. Durch das transluzente
Dach wird möglichst viel natürliches Licht hereingelassen und es
kann bis auf wenige Teilbereiche auf künstliche Pflanzenbeleuchtung
verzichtet werden. Die Belüftung der Halle erfolgt über ein System
mit Wärmerückgewinnung, das die Tröpfchenvernebelung zur
Befeuchtung der Luft im Inneren der Halle sicherstellt. Zur
Bewässerung wird gereinigtes Regenwasser eingesetzt, das wie
natürlicher Regen vom Dach auf die Pflanzen fällt.
Bautafel
Architekten: Henchion + Reuter Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Landschaftsarchitektur Röntz, Berlin (Landschaftsarchitektur); Eisenloffel Sattler und Partner, Berlin (Tragwerksplanung); Obermeier Albis Bauplan, Leipzig (Projektleitung, TGA); Brandschutzbüro J.Hahn, Leipzig (Brandschutz); Ingenieurbüro Beyer, Leipzig (Sigeko); Mfpa, Leipzig (Schallimmissionsprognose und Baugrundgutachten), Eiffel Deutschland, Hannover (Stahlbau und Folienkissendach)
Bauherr: Zoo Leipzig
Fertigstellung: 2011
Standort: Pfaffendorfer Straße 29, 04105 Leipzig
Bildnachweis: Zoo Leipzig; Henry Pfeiffer, Leipzig; Henchion + Reuter Architekten, Berlin