Wenn die Heizungsanlage auch die Kühlung übernimmt
Fachartikel von Uta Krone vom Bundesverband Wärmepumpe, Berlin
Der nachfolgende Fachartikel „Wenn die Heizungsanlage auch die Kühlung übernimmt“ wurde uns von Uta Krone vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP) aus Berlin zur Verfügung gestellt.
Gallerie
„Eine Heizungsanlage in Gebäuden muss zuverlässig dafür sorgen,
dass die Temperatur in den Räumen stets den Bedürfnissen der Nutzer
entspricht. Bis vor einigen Jahren beschränkte sich die Aufgabe der
Heizungsanlage dabei auf das Heizen, also die Versorgung des
Gebäudes mit ausreichend Heizwärme. Mit der zunehmenden Etablierung
der Wärmepumpe als Heizsystem rückt allerdings eine weitere
Funktion zunehmend in den Fokus der Nutzer: Dieses System kann an
wärmen und heißen Tagen auch die Kühlung der Räume übernehmen! Eine
Wärmepumpe kann je nach Bedarf entweder Umweltwärme
in das Gebäude hinein oder überschüssige Raumwärme aus dem Gebäude
heraus transportieren. Dabei sind verschiedene Einsatzarten
möglich.
Zum einen gibt es die Sole/Wasser-Wärmepumpen, deren Wärmequelle
Erdreich im Sommer zur „Kältequelle“ wird. Und zum anderen gibt es
reversible Luft/Wasser-Wärmepumpen, die durch die Möglichkeit, dass
der Kältekreislauf umkehrbar ist, im Sommer das Gebäude ähnlich
einer Klimaanlage kühlen können. Bei der Gebäudekühlung mit
Wärmepumpen wird zwischen passiver und aktiver Kühlung
unterschieden. Den Hauptunterschied beider Systeme stellt dabei der
Betrieb mit (aktiv) beziehungsweise ohne (passiv) Verdichter der
Wärmepumpe dar.
Passive Kühlung mit der Sole/Wasser-Wärmepumpe
Das Erdreich, das Sole/Wasser-Wärmepumpe als Wärmequelle dient, hat
in Tiefen von mehr als acht Metern ganzjährig eine Temperatur von
etwa 9 bis 10°C. Damit ist es nicht nur während der
Heizsaison eine hervorragende Wärmequelle, sondern auch im Sommer
ein ausgezeichnetes „Kältereservoir“, sodass die Wärmequellenanlage
im Sommer zur Kühlung des im Winter zu beheizenden Gebäudes genutzt
werden kann. Dabei wird einfach die den Räumen über die Heiz-
beziehungsweise Kühlflächen entzogene Wärme mittels eines
zusätzlichen Plattenwärmeübertragers auf den Solekreislauf
übertragen. Die Sole gibt die Wärme anschließend über die
Erdwärmesonde an das Erdreich ab. Die Temperatur der Sole, die das
Erdreich verlässt und in die Wärmepumpe eintritt, liegt bei etwa
15°C. Damit lassen sich Kaltwassertemperaturen von 17°C oder mehr
erreichen, mit denen das Wasser des Heiz- bzw. Kühlkreises dann den
Raumkühlflächen zugeführt wird. Der Verdichter der Wärmepumpe ist
nicht in Betrieb. Die Kühlung erfolgt passiv. Die Wärmepumpe muss,
um kühlen zu können, lediglich mit einem zusätzlichen
Plattenwärmeaustauscher sowie einem soleseitigen Umschaltventil
ausgestattet werden (siehe Abb.4).
Mit einer Sole/Wasser-Wärmepumpe ist die passive Kühlung, also
Kühlung, ohne dass der Verdichter in Betrieb ist, aufgrund der
geringen Erdreichtemperatur oft ausreichend.
Bohrung inklusive
Natürlich müssen die Voraussetzungen für ein fachgerechtes Bohren
in Verbindung mit einer Sole/Wasser-Wärmepumpe geschaffen sein.
Mittlerweile bieten einige Unternehmen die komplette
Wärmequellenerstellung aus einer Hand zum Festpreis an. Das
Komplett-Leistungsangebot reicht von dem Stellen des
Wasserrechtsantrages über Bohrungen in allen Bodenformationen, das
Verpressen der Bohrungen mit optimiertem Verfüllmaterial, das
Erstellen der Dokumentationsunterlagen der Bohrung bis hin zur
Anbindung der Wärmepumpe an die Wärmequellenanlage. Diese Anbindung
beinhaltet dabei die Verlegung der horizontalen Anschlussleitungen,
eine Kernbohrung zur Durchführung der Leitungen in das Haus, den
Anschluss der Rohrleitungen an die Wärmepumpe und die
diffusionsdichte Wärmedämmung aller Zuleitungen von der Wärmequelle
im Aufstellungsraum der Wärmepumpe. Schließlich werden
Wärmequellenanlage und Wärmepumpe mit dem Wärmeträgermedium
befühlt.
Aktive Kühlung mit der Luft/Wasser-Wärmepumpe
Luft/Wasser-Wärmepumpen nutzten als natürliche Wärmequelle die
Außenluft. Da im Sommer die Wärmequellentemperatur über der
erforderlichen Kühltemperatur liegt, ist nur die aktive Kühlung
möglich. Um die aktive Kühlung realisieren zu können, muss
die Wärmepumpe über einen reversierbaren/umkehrbaren Kältekreislauf
verfügen.
Im Kühlfall wird der Kältekreislauf der Wärmepumpe so umgekehrt,
dass Wärmequelle und Wärmesenke getauscht werden. Dem Gebäude wird
nach dem gleichen Prinzip einer Klimaanlage mittels arbeitendem
Kältekreis Wärme entzogen. Die Raumluft wird über einen
Wärmeübertrager geführt, in dem das Arbeitsmittel zirkuliert. Die
Siedetemperatur des Arbeitsmittels ist geringer als die Temperatur
des Raumes. Es beginnt zu sieden und geht von dem flüssigen in den
dampfförmigen Aggregatzustand über. Die notwendige
Verdampfungswärme wird dem Raum entzogen. Die Raumluft kühlt sich
ab. Der Verdichter der Wärmepumpe ist bei der aktiven Kühlung in
Betrieb. Er saugt das dampfförmige Arbeitsmittel an und verdichtet
es. Druck und Temperatur des Arbeitsmittels steigen. Das unter
hohem Druck und hoher Temperatur stehende Arbeitsmittel gelangt zu
dem zweiten Wärmeübertrager der Wärmepumpe. Hier gibt das
Arbeitsmittel die dem Raum entzogene Wärme und die elektrische
Aufnahmeleistung des Verdichters an die Umgebung ab. Der
Aggregatzustand ändert sich von dem dampfförmigen in den flüssigen
Zustand. Anschließend wird mit Hilfe des Expansionsventils der hohe
Druck des nun flüssigen Arbeitsmittels abgebaut und der
Kreisprozess beginnt erneut.
Die richtigen Kühlflächen
Als Raumkühlflächen sowohl für Sole/Wasser-Wärmepumpen als auch für
reversible Luft/Wasser-Wärmepumpen kommen beispielsweise
Gebläsekonvektoren, eine Fußbodenheizung/-kühlung oder eine
Wandflächenheizung/-kühlung in Frage. Setzt man Gebläsekonvektoren
ein, so ist zu beachten, dass diese auf höhere
Kaltwassertemperaturen und niedrigere Heizungswassertemperaturen
ausgelegt werden müssen als üblich. Ansonsten ist die Installation
einer Kühlung mit Gebläsekonvektoren unproblematisch. Durch die
vorhandene Kondenswasserabfuhr ist die Unterschreitung der
Taupunkttemperatur der Luft kein Problem, sodass die
Kaltwassertemperatur nicht nach unten begrenzt werden muss.
Der Kühlung über die Wand- oder die Fußbodenfläche ist gemeinsam,
dass eine Unterschreitung des Taupunkts der Raumluft vermieden
werden muss, da es sonst zur Kondensation von Wasser auf der Kühlfläche kommen
könnte. Zur Vermeidung von Kondensatbildung auf der Kühlfläche wird
zweckmäßigerweise ein Raumtemperatur- und ‑feuchtefühler
eingesetzt, der an den Wärmepumpenregler angeschlossen ist. So kann
vom Regler die minimal zulässige Kaltwassertemperatur berechnet
werden. Eine Entfeuchtung der Raumluft ist bei der Verwendung von
Kühlflächen natürlich nicht möglich. Ebenso muss man sich darüber
im Klaren sein, dass unter bestimmten, selten auftretenden
Bedingungen, die Kühlleistung durch die Gefahr der
Taupunktunterschreitung begrenzt werden kann.
Verwendet man eine Fußbodenheizung/-kühlung zur Wärmeabfuhr aus dem
Raum, so kann eine Kühlleistung von etwa 7 W/m²K Temperaturabstand
zwischen der Fußboden- und der Raumtemperatur übertragen werden. So
ergibt sich beispielsweise bei einer Fußbodentemperatur von 22°C
und einer Raumtemperatur von 27°C eine Kühlleistung von 35 W/m².
Aufgrund der verhältnismäßig hohen Fußbodentemperatur im
Kühlbetrieb ist die thermische Behaglichkeit gut; das gefürchtete
Problem „kalter Füße“ entsteht bei korrekter Auslegung nicht.
Gegenüber einer Kühlung mit Gebläsekonvektoren ist die Kühlung über
die Fußbodenfläche völlig zugfrei und geräuscharm. Darüber hinaus
ergibt sich der architektonische Vorteil einer freien
Raumgestaltung.
Die Wandflächenheizung/-kühlung ist insbesondere zur Raumkühlung
noch etwas besser geeignet als eine Fußbodenheizung. Dies liegt an
dem größeren Strahlungsanteil bei der Wärmeübertragung, der eine
Folge davon ist, dass der Anteil der Körperfläche, der mit der
Kühlfläche im Strahlungsaustausch steht, bei der Wand größer ist
als beim Fußboden.
Auch bei einer Kostenbetrachtung spricht viel für eine Wärmepumpe:
Bisher wurden Gebäude fast ausschließlich mit Split-Klimageräten, Kaltwassersätzen oder VRF-Systemen (Variable
Refrigerant Flow, siehe Beitrag Arten der Klimatisierung) gekühlt.
Der Wärmepumpen-Zusatznutzen Kühlen beziehungsweise Temperieren ist
durch die geringen Mehrkosten für das Kühlsystem bei gleichzeitig
sehr niedrigen Kälteerzeugungskosten attraktiv. Bei der passiven
Kühlung eines Bürogebäudes können bis zu 80% an Jahreskühlkosten im
Vergleich zu einer Kühlung mittels Raumklimageräten eingespart
werden. Bei einer aktiven Kühlung sind es immerhin noch 20%
Einsparung. Die gleichzeitige Nutzung zum Kühlen und Heizen
steigert zudem die Effizienz der Wärmepumpe mit Erdwärmesonden im Heizbetrieb, da die
Erdwärmesonde im Sommer deutlich besser regeneriert.“
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