Ausstellungsturm Lafayette Anticipations in Paris
Wie ein Stahlregal mit beweglichen Plattformen
Wenige Monate bevor die Warenhauskette Lafayette einen von der Bjarke Ingels Group gestalteten Concept Store an den Champs Elysées eröffnen konnte, wurde im vierten Pariser Arrondissement ein neues Austellungs- und Ateliergebäude eingeweiht, das die firmeneigene Stiftung beim Office for Metropolitan Architecture in Auftrag gegeben hatte. Wer aber vor dem einstigen Lagerhaus in der Rue du Plâtre steht, das in der Vergangenheit auch schon als Lagerhaus, Werkstatt und Schule diente, mag allein im auffälligen Schriftzug „Layette Anticipations" einen Hinweis auf die neue Nutzung des fünfgeschossigen Gebäudes entdecken. Im Innenhof des denkmalgeschützten Altbaus ist nach Plänen von OMA ein dynamischer Ausstellungsturm entstanden.
Gallerie
Hofbebauung
Tatsächlich waren bei der Adaption des in den 1890er-Jahren
errichteten Baus die strengen Auflagen der Denkmalbehörde zu
befolgen. Im Zuge des Planungsprozesses noch einmal präzisiert,
machten die Bestimmungen eine neuerliche Anpassung des Entwurfs
erforderlich. Dazu wurde das Gebäude in den ursprünglichen Zustand
zurückgeführt und das Erdgeschoss zu einer Passage umgestaltet, die
den Block bis zur südlich verlaufenden Rue Sainte-Croix de la
Bretonnerie durchschneidet. Während im Untergeschoss Atelierräume
Platz fanden, erwuchs im gläsern überdachten Innenhof ein neuer
Ausstellungsturm. Eine Stahlkonstruktion wie ein groß
dimensioniertes, verglastes Regal mit begehbaren Ebenen wurde
eingestellt.
Fahrbare Plattformen mit Elektroantrieb
Die Böden dieser Riesenetagère sind beweglich: Vier Plattformen, jede mit einem Elektromotor ausgestattet, lassen sich längs vertikaler Zahnstangen auf- und abfahren. In neunundvierzig Varianten anzuordnen, können die Geschossebenen des Bestandsgebäudes durch die beweglichen Bühnen auf unterschiedlichste Weise erweitert werden. Der Enge der schmalen Stadtparzelle zum Trotz lässt sich somit den verschiedenen räumlichen Anforderungen, die mit Austellungen, Konzerten und Performances einhergehen, Rechnung tragen. Mithilfe von technischen Mitteln gelingt OMA bei diesem Bauen-im-Bestand-Projekt so quasi die Auflösung der Geschossebenen. -ar
Bautafel
Architektur: Office for Metropolitan Architecture OMA, Rotterdam/Hong Kong/New York ff.
Bauherrschaft: Fondation d’Entreprise des Galeries Lafayette
Projektbeteiligte: DATA architects, Bagnolet (Ausführundes Büro); Louis Choulet Ingénierie, Clermont-Ferrand (Gebäudetechnik); MWI Engineers (Tragwerk); dUCKS Scéno, Villurbane/Paris/Shanghai (Szenografie); Lamoureux Acoustics, Paris (Akustik); MPK Conseil Construction, Boulogne-Billancourt (Brandschutz, Barrierefreiheit); Bureau Michel Forgue, Apprieu (Kostenplanung)
Standort: 9 rue du Plâtre, 75004 Paris, Frankreich
Fertigstellung: 2018
Bildnachweis: Delfino Sisto Legnani/Marco Cappelletti, Mailand/Venedig; OMA, Rotterdam
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