Event-Location Ton 1 in Berlin
Teilprojekt des Entwicklungsareals Atelier Gardens
Am südlichen Rand des Tempelhofer Felds in Berlin werden seit über 100 Jahren Geschichten in Ton und Bild erzählt: 1913 entstand auf dem Gelände der heutigen Berliner Union-Film (BUFA) das erste Stummfilm-Atelier nach Plänen des Industriearchitekten Bruno Buch. Mit der Weiterentwicklung der Technik waren in den 1930er-Jahren Um- und Neubauten notwendig geworden. Diese heute denkmalgeschützten Backsteingebäude stammen aus der Feder von Otto Kohtz. Im Laufe der Zeit erfolgten weitere Nachverdichtungsmaßnahmen, bis das Gelände 2016 vom Londoner Immobilienentwickler Fabrix mit dem Ziel übernommen wurde, einen Campus for Pioneers of Change zu schaffen.
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Seit 2019 wird das 23.800 Quadratmeter große Areal schrittweise umgestaltet. Die Planungen stammen von MVRDV in Zusammenarbeit mit Hirschmüller Schindele Architekten und den Landschaftsarchitekt*innen von Harris Bugg Studio. Vorgesehen sind Büros, Werkstätten und Veranstaltungsräume für Filmschaffende und Kreative, aber auch für Organisationen und Einzelpersonen mit einem Fokus auf Aktivismus und soziale Gerechtigkeit. Sie alle sind eingeladen, sich auf dem Gelände der Atelier Gardens anzusiedeln.
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Minimale Interventionen
Als erstes fertiggestelltes Teilprojekt öffnete TON1 im September 2022 seine Pforten für die Öffentlichkeit. Minimale Interventionen kennzeichnen den Umbau des ehemaligen Tonstudios: Der bauzeitliche Charakter des denkmalgeschützten Gebäudes blieb weitestgehend erhalten, darunter das dunkle Mauerwerk der Fassade. Die neue Veranstaltungsstätte bietet Raum für variable Nutzungen, darunter Konzerte, Ausstellungen, Workshops, Talks oder Filmscreenings mit bis zu 1.000 Personen. Diese Flexibilität erreichten die Planenden von MVRDV mithilfe eines Schienensystems unterhalb der Decke. Daran befestigt sind Vorhänge, mit denen sich einzelne Bereiche des Innenraums abteilen lassen und Lichtbänder als Leitelement.
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Filigranes Licht- und Vorhangschienensystem
Die Innengestaltung unterscheidet sich deutlich von der äußeren Erscheinung des Bauwerks: flexibel statt fest, bunt statt schwarz. Anders als in den meisten Filmstudios – in denen Vorhangschienen meist verborgen liegen – ist das filigrane, mäandernde Schienensystem Mittelpunkt des Raums. Es ist mit einigem Abstand zur Decke montiert und verdeckt weder die schwarze Dachkonstruktion noch die unverkleideten Installationsleitungen. Die Schienen tragen eine Vielzahl von Vorhängen in unterschiedlichen Transparenzgraden und Farben – von Senfgelb bis Himbeerrot. Sie alle dienen der flexiblen Unterteilung der Räume, übernehmen teils aber noch weitere Aufgaben. So sind einige Vorhänge akustisch wirksam, sodass mehrere Veranstaltungen parallel und ungestört voneinander stattfinden können. Entlang der Schienen verlaufen außerdem LED-Lichtbänder, die das filigrane System zusätzlich akzentuieren und den Raum beleuchten.
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So viel Bestand wie möglich
Ein weiterer größerer Eingriff war der Einbau eines Oberlichts, das natürliches Tageslicht in den Raum lässt und ihn damit für weitere Nutzungen öffnet. Einige Mauerwerkswände wurden sichtbar belassen, weitere Wände sind glatt verputzt und in dunklen, matten Farben gestrichen worden. Ein neues Belüftungssystem sorgt für ein gutes Raumklima.
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LEDs für flexible und energieeffiziente Beleuchtung
Die Beleuchtung ist in das 200 Meter lange, maßgeschneiderte Schienensystem integriert. Dieses folgt den organischen Formen und Rundungen der Komposition und füllt die Räume mit teils farbigem Licht. Eingesetzt wurden dafür spannungsbasierte, flexible LED-Module mit hoher Lichtqualität und Farbkonsistenz. Dank der sehr langen Lebensdauer der LEDs von mehr als 60.000 Stunden und ihrem Betrieb mit verhältnismäßig kleinen Spannungen, ist die Beleuchtung energieeffizient und wartungsarm. -si
Bautafel
Architektur: MVRDV, Rotterdam
Architektur-Partner: Hirschmüller Schindele Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: brandschutz plus+Eberl-Pacan Brandschutzplaner, Berlin (Brandschutz); B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann, Berlin (Tragwerksplanung); HATI Gesellschaft für Handwerk Technik und Innovation, Berlin (Abwasser); ESE-project, Eisenach (Elektrotechnik); MMT Network, Berlin (Audiovisuelle Systeme und Installationen); KPM3, Berlin (Generalunternehmen); MKT engineering, Berlin (Herstellung Vorhangschienen); Ledxon, Geisenhausen (LED-Leuchten)
Bauherrschaft: Fabrix, London
Standort: Oberlandstraße 26-35, 12099 Berlin
Fertigstellung: 2022
Bildnachweis: Stefan Korte; Yasutaka Kojima; MVRDV
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