Unibibliothek in Luton
Gleichmäßiges Raster, raumhohe Fenster und komfortable Arbeitsplätze
Ein Ort zum Lesen und Lernen, aber auch zum Austausch und
Pausieren war gewünscht: Die neue Bibliothek der University of
Bedforshire strahlt Transparenz und Offenheit aus und ist ein
Anziehungspunkt für Studierende und Besucher. Mitten im Zentrum von
Luton befindet sich der Hauptcampus der Hochschule.
Gallerie
Sukzessive werden die Unigebäude im Stadtkern modernisiert oder erneuert. Der Entwurf für den lichten Bibliotheksneubau mit einer Fläche von 6.950 Quadratmetern stammt von MCW Architekten, die auch den Masterplan des Campus' und weitere Unibauten entworfen haben. Das Grundstück der Bibliothek ist an drei Seiten von Straßen gesäumt, nur im Westen grenzen niedrigere Nachbarbauten an. An der Nordseite gibt es eine direkte Verbindung zum Bestand auf der gegenüberliegenden Seite der schmalen St Ann's Road: Im ersten Obergeschoss führt eine Brücke zur Wirtschaftsfakultät.
Leuchtturm und Schaufenster
Mit sieben Vollgeschossen sowie einem Dachaufbau ragt das neue
Gebäude aus seiner Umgebung heraus. Der Grundriss ist rechteckig,
im Nordosten erweitert ein trapezförmiger Appendix die Fläche.
Auffällig sind die Materialien, da sie sich von den
Mauerwerksbauten der Gegend unterscheiden: Viel Glas und
vorgehängte Elemente aus hellem Beton haben die Planer gewählt.
Hinter den gleichmäßig gerasterten Fassaden verbirgt sich eine
Stahlbetonkonstruktion. Oben, an der nordöstlichen Ecke,
unterbricht ein dreigeschossiger, aufrecht stehender Quader mit
braunrötlichen Scheiben das Raster. Das Volumen mit Fernwirkung
beherbergt Räume für konzentriertes Arbeiten.
Das Erdgeschoss mit doppelter Geschosshöhe erinnert an ein Schaufenster entlang der Straße. Ebenso wie Passanten Einblick ins Foyer erhalten, kann von innen auf das Geschehen draußen hinaus geschaut werden. Transparenz und Offenheit waren ein grundlegendes Gestaltungskriterium. Beabsichtigt ist damit eine einladende Geste: Die untere Ebene mit viel Luftraum ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Einen großen Teil der Fläche nimmt ein Café ein. Der Haupteingang befindet sich an der schmalen Nordseite. Zwei Drehtüren und eine Automatiktür leiten ins Gebäude. Daneben sind die Aufzüge abgeordnet. In dem nahe liegenden Appendix befinden sich ein Treppenhaus und Nutzräume wie Toiletten. Ein weiteres Treppenhaus mit Aufzügen ist an der südlichen Schmalseite angeordnet.
Die offenen Grundrisse setzen sich in den Obergeschossen fort,
wo raumhohe Fenster eine Vielzahl an diversen Arbeitsplätzen sowie
insgesamt 1.850 Meter Bücherregal tagsüber belichten. Stützen
tragen die Geschossdecken, einige Glaswände trennen Arbeitszonen
ab. Eine Galerieebene gewährt Blicke in die Halle. Im 1. OG sind
Personalräume sowie Schulungs- und Gruppenräume untergebracht. Ab
dem 2. OG sind die Lesesäle in drei Zonen eingeteilt: Mittig reihen
sich die Bücherregale und bilden eine Pufferzone zwischen den
stillen Lernbereichen entlang der Fassade und den eher unruhigeren
Erschließungsbereichen.
Elektro: Einlassystem, Anschlüsse und Beleuchtung
Im
Foyer befinden sich neben dem Café auch ein Informationstresen und
öffentlich zugängliche Inforterminals mit Computern. Im hinteren
Teil des weiten Raumes ist der eigentliche Zugang zur Bibliothek
angeordnet. So kann die automatische Leihstelle im Erdgeschoss zwar
von der Eingangshalle eingesehen werden, ist aber verglast. Zugang
erhält nur, wer die vollautomatische Zutrittskontrolle mithilfe eines gültigen
Bibliotheksausweises passiert. Auch die Treppenhäuser und Aufzüge,
die zu den Ebenen mit Büchern und Arbeitsplätzen führen, befinden
sich hinter dem Einlasssystem, das aus fünf halbhohen Schleusen
besteht.
Ob konzentriertes Lesen, Schreiben oder Gruppenarbeit – die Arbeitsplätze lassen sich vielseitig nutzen und sind vorsorglich akustisch abgeschirmt. Sämtliche Einzelplätze und Gruppentische verfügen über Strom- und USB-Anschlüsse für Laptops, mobile Geräte und Datenträger. Die Leitungen und Kabel verlaufen im Hohlboden. Von den Sichtbetondecken abgependelte und in die Akustikpaneele integrierte LED-Langfeldleuchten sorgen für die Allgemeinbeleuchtung. Einzelne Bereiche verfügen über dimmbare Arbeitsleuchten.
PV-Anlage auf dem Dach zur Stromzeugung
Ressourcenschonung war ein wichtiger Aspekt bei dem Bibliotheksneubau. Dazu zählen neben bedachter Wassernutzung auch die Wärme- und Stromerzeugung: Auf dem begrünten Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage. Diese ist auf einer frei stehenden Stahlkonstruktion über den Kühlgeräten montiert. Der durch Solarenergie erzeugte Strom deckt fast fünf Prozent des elektrischen Bedarfs. Zur Reduzierung des Stromverbrauchs trägt eine ausgeklügelte Tageslichtnutzung bei, die auf weniger Einsatz von Kunstlicht abzielt. Durch die großflächige Verglasung fällt natürliches Licht bis weit ins Gebäudeinnere, ebenso durch Oberlichter, die über einem geschossübergreifenden Lichtschacht nah dem südlichen Treppenhaus angeordnet sind. Um Blendung an den Arbeitsplätzen zu vermeiden, sind alle Fenster mit benutzergesteuerten, innen liegenden Rollläden ausgestattet.
Eine Kombination aus Verdrängungslüftung, die über Doppelboden
gespeist wird, und lokalen Deckenkühl- und heizkonvektoren schafft
ein konstantes und behagliches Raumklima. Um das Kühlpotenzial der
Nachtluft zu nutzen, wird die thermische Masse des Gebäudes
gebraucht. Die Heizung wird von einem Blockheizkraftwerk auf dem
Campus gespeist. Der Frischwasserverbrauch wird reduziert, indem
Regenwasser aufgefangen und zur Toilettenspülung verwendet wird.
-jb
Bautafel
Architekten: Moses Cameron Williams MCW Architects, Cambridge
Projektbeteiligte: Aecom, London (Tragwerkplanung, Bauingenieure); Bruynzeel Archiv & Bürosysteme, Kleve (Regale); The design concept, Cambuslang (Gestaltung Inneneinrichtung)
Bauherr: Universität Bedfordshire
Fertigstellung: 2016
Standort: St Ann's Road, LU1 3HZ Luton/GB
Bildnachweis: Hufton+Crow; Jim Stephenson
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