Atelier Aberto in São Paulo
Sichtbetonboxen in offenem Raumfluss
Gegensätze ziehen sich an, heißt es. Dass sie auch in der Architektur funktionieren und dabei ein äußerst stimmiges Ganzes ergeben können, zeigt der Bau eines Künstlerateliers in São Paulo. Massiv und transparent zugleich, nach außen abgeschottet und dennoch einladend wirkt das Atelier Aberto, das die Architekten Marina Acayaba und Juan Pablo Rosenberg vom brasilianischen Büro AR Arquitetos für eine Künstlerin entwarfen.
Gallerie
Der Zugang erfolgt über einen gepflasterten Platz, der als Erweiterung des öffentlichen Gehwegs ausgebildet ist und gleichsam in das Atelier eindringt. Zwischen zwei versetzt angeordneten, fensterlosen Betonbaukörpern unterschiedlicher Höhe liegt ein Durchgang, der sich mit einem hohen Metalltor schließen lässt. Schräg davor spendet ein einzelner Baum Schatten. Bei geöffnetem Tor ist das kunstinteressierte Publikum eingeladen, das Atelier zu betreten. Um ein doppelt raumhohes Atrium organisiert, geht es rechterhand zwei Stufen hinab in eine eingestellte Betonbox, in der sich ein Ausstellungsraum, ein kleines Bad sowie ein abteilbarer Arbeitsraum befinden. An ihrem Ende führt eine massive Betontreppe auf das Dach der Box. Ihr vorderer Teil dient als offener Aufenthaltsraum, der hintere als Terrasse; die trennende Glasfront dazwischen lässt sich bei Bedarf komplett nach innen klappen.
Wieder auf Erdgeschossniveau lenkt eine weitere Glaswand gegenüber der Treppe den Blick auf einen kleinen, Innenhof. Er ist beidseitig von Betonbauten eingefasst: Im eingeschossigen rechten ist ein Büro untergebracht, links bietet der zweigeschossige Bau je einen multifunktional nutzbaren Raum pro Etage. Quer durch den Hof verläuft eine durchgehende Betonbank und verbindet die beiden Baukörper optisch miteinander.
Heller Sichtbeton und großflächige Verglasungen sind die prägenden Gestaltungselemente des insgesamt 200 Quadratmeter großen Ateliers. Durch Höhenversprünge und die Gliederung in offene und geschlossene Bereiche haben die Architekten ein spannungsreiches Raumgefüge geschaffen, das viel größer erscheint, als es tatsächlich ist.
Beton
Die drei Baukörper rechts und links des Atriums sind als
Ortbetonkonstruktionen mit glatten Sichtbetonoberflächen ohne
besondere Anforderungen an deren Aussehen ausgeführt. Boden- und
Deckenplatten sind jeweils 30 Zentimeter dick, ebenso die
Außenwände zu den Nachbargebäuden. Als Schalungsmaterial kamen
kunststoffvergütete Holzschalungen in Standardabmessungen zum
Einsatz. Ankerlöcher und Fugen der Betonierabschnitte sind innen
wie außen sichtbar. Den Boden bedeckt ein fugenloser Zementestrich
mit geschliffener Oberfläche in hellem Grau.
Bautafel
Architekten: AR Arquitetos, Marina Acayaba und Juan Pablo Rosenberg, São Paulo
Projektbeteiigte: Reyolando Brasil, São Paulo (Tragwerksplanung), Lazzatti Engenharia, São Paulo (Bauunternehmen), Doitschinoff Serralheria, São Paulo (Metallbau)
Bauherr: Privat
Standort: São Paulo, Brasilien
Fertigstellung: 2012
Bildnachweis: Maíra Acayaba, São Paulo
Fachwissen zum Thema
Deutsche Zement- und Betonindustrie vertreten durch das
InformationsZentrum Beton | Kontakt 0211 / 28048–1 | www.beton.org